So genial ist eine spontane Hüttenwanderung im Berchtesgadener Land!

Kührointhütte auf Watzmann (1420m) - Wandern

Es sind meistens die unerwarteten Geschichten, die das Leben schreibt und die einem für immer im Kopf bleiben. Geschichten, die entstehen, weil man ganz spontan “Ja” gesagt hat, nicht lange überlegt, sondern einfach mal gemacht hat. Ja zu einer Idee, manchmal auch zu einer etwas verrückten.

Als Reiseblogger sind es bei mir oftmals ganz spontane Abenteuer, in die ich mich stürze. Dahinter steckt meine Neugierde, diese Welt in all ihrer Vielfalt zu entdecken, und natürlich mein fast unstillbarer Durst nach neuen und adrenalinreichen Erlebnissen.

Ob ein spontaner Trip nach Berlin, um eine Freundin zum Geburtstag zu überraschen, ein spontaner Flug auf meine Heimatinsel Mallorca, die ich das letzte Mal vor mehreren Jahren besucht hatte, oder eben eine spontane Wanderung zu einer kleinen Hütte mitten im Berchtesgadener Land wie vor ein paar Tagen, ich liebe genau solche spontanen Abenteuer und die Geschichten, die daraus entstehen – und über die letztere erzähle ich dir in diesem Beitrag! Dazu gibt es auch ein paar Tipps zu München und natürlich zum Berchtesgadener Land!

Spontane Hüttenwanderung im Berchtesgadener Land!

Für eine Sache mag ich München wirklich sehr: für die Nähe zu den Bergen – und für die Biergärten! Line und ich mussten für einen Dreh nach München und haben uns natürlich auch ein wenig die Stadt angeschaut. Dabei sind wir auf ein paar echt coole Speciality Coffee Shops gestoßen und auf eine leicht verrückte Idee: eine spontane Hüttenwanderung im Berchtesgadener Land!

Zugegeben: Die Wanderschuhe hatten wir schon eingepackt und das Hotelzimmer gleich für mehrere Nächte gebucht, da das Wetter so gut werden sollte und wir sowieso eine kleine Wanderung in der Nähe Münchens unternehmen wollten. Als wir uns dann aber am ersten Abend nach dem Dreh mit ein paar unserer Leser im Biergarten am Wiener Platz getroffen, viel geredet und gelacht haben, war klar: Das gute Wetter müssen wir ausnutzen und nicht nur ein paar Stunden wandern gehen, sondern gleich eine coole Hüttenwanderung machen!

Die Idee: Hoch zum Störhaus auf den Untersberg!

Am nächsten Morgen gab es erst einmal einen leckeren, aber vergleichsweise doch ziemlich kleinen und teuren Flat White im Mahlefitz. Günstiger und besser ist es dann doch im Man Versus Machine oder im Standl 20. Später haben wir uns zum Mittagessen mit einer alten Schulfreundin im Cafe Joon getroffen. Hier bekommst du in cooler Atmosphäre richtig leckere Salate, die du dir selbst zusammenstellen kannst. Beim Essen erzählten wir ihr von unserer Idee, eine Hüttenwanderung zu unternehmen, und sie gab uns gleich einen richtig genialen Tipp: eine Wanderung hoch zum Störhaus auf dem Untersberg im Berchtesgadener Land!

Hört sich spannend an, dachten wir, und riefen gleich beim Hüttenwirt an. Zu unserem Glück waren auch noch ein paar Schlafplätze für den nächsten Tag frei, die wir direkt reservierten. Allerdings brauchten wir nun jeweils noch einen Hüttenschlafsack und natürlich eine gute Wegbeschreibung, denn die Wanderung sollte nicht ohne sein und mehrere Stunden hoch und über eine andere Strecke auch wieder runter gehen.

Also machten wir uns auf den Weg in die Innenstadt Münchens, besorgten uns gleich zwei Wanderführer übers Berchtesgadener Land und die Hüttenschlafsäcke – auch wenn wir in dem Outdoor-Laden als Abenteurer noch so einiges mehr hätten kaufen können.

Nun gab es nur noch eins zu klären: Wie kommen wir morgen früh von München nach Bischofswiesen, dem Ausgangspunkt unserer Wanderung? Zur Auswahl standen die öffentlichen Verkehrsmittel mit Zug und Bus oder ein Mietwagen. Ersteres wäre ziemlich kompliziert gewesen, weshalb wir uns kurzerhand für einen Mietwagen entschieden und diesen buchten. Es war also alles in trockenen Tüchern und wir kurze Zeit später im Bett, denn am nächsten Morgen sollte bereits um 5 Uhr der Wecker klingen.

Das Problem: Gewitterwolken

Der Wecker klingelte, wir standen auf und machten uns fertig. Bevor es endlich losgehen konnte, mussten wir noch unseren Mietwagen im Norden Münchens abholen. Rund zwei Stunden Fahrt und ein cooles Abenteuer lagen vor uns. Doch während in München die Sonne schien, wurde der Himmel Richtung Berchtesgadener Land zunehmend bedeckter. Die Wetter-App auf dem Handy sagte eine 90-prozentige Gewitterchance voraus – und bei Gewitter sollte man in den Bergen nun wirklich nicht los wandern.

Wir riefen beim Hüttenwirt an und dieser sagte uns, bei ihm würde alles noch in Ordnung aussehen und wir sollten einfach zum Startpunkt unserer Wanderung kommen und ihn dann nochmals kontaktieren. Gesagt, getan. Wir fuhren weiter bis nach Bischofswiesen, wo unsere Wanderung losgehen sollte, doch das Wetter sah hier nicht gerade gut aus – im Gegenteil: Der gesamte Untersberg lag in dicken Gewitterwolken.

Wir riefen erneut auf der Hütte an, nur diesmal ging die Hüttenwirtin ans Telefon und nicht der Wirt. Sie riet uns, eher nicht zu ihnen hoch zu wandern, da es mit hoher Wahrscheinlichkeit regnen und gewittern würde. Nicht nur unser gesamtes Kameraequipment wäre also in Gefahr, ordentlich nass zu werden, auch für uns würde die Wanderung aufgrund von erhöhter Rutschgefahr und natürlich wegen möglicher Blitzeinschläge gefährlich sein. Wir cancelten also unseren Schlafplatz im Störhaus und fuhren kurzerhand zu meinem Bruder Flo.

Neuer Plan: Hoch zur Kührointhütte

Flo lebt nämlich direkt um die Ecke in Marktschellenberg und war zufälligerweise gerade auch zuhause. Wir erzählten ihm von unserem kleinen Dilemma und dem Wunsch, heute noch wandern zu gehen. Auch seine Freundin Cathrin war gerade zuhause und hatte gleich ein paar Ideen parat, wie zum Beispiel eine Wanderung hoch zur Kührointhütte. Diese befindet sich unterhalb des berühmten Watzmanns, wo das Wetter laut App ein wenig besser aussah. Und das Beste: Hier kann man auch übernachten. Cathrin suchte schnell die Nummer des Hüttenwirts raus, wählte diese und ein paar Sekunden später hatten wir auch gleich zwei Schlafplätze noch für diese Nacht auf der Hütte reserviert.

Der Zufall war an diesem Tag irgendwie auf unserer Seite und so kam es, dass Cathrin uns zu ihrer Familie mitnahm, wo sie sowieso hinmusste und wir unseren Mietwagen für die nächsten Stunden und die Nacht parken konnten. Cathrins Mutter lud uns dann in ihr Auto und brachte uns zum Startpunkt der Wanderung. Der Plan war, dass wir einen anderen Weg zurückgehen und sie uns am nächsten Tag auch wieder am Endziel abholen würde. Wir konnten unser Glück kaum fassen – das war ja fast noch besser, als unsere geplante Wanderung hoch zum Störhaus!

Das Abenteuer beginnt: Wandern am Fuße des Watzmanns!

Wir entschieden uns für den Aufstieg über die Schapbachalm. Dieser sollte knapp drei Stunden dauern und führte zunächst durch den Wald, später über die Wiesen der Schapbachalm und dann wieder über einen Waldweg zur Hütte. Es ging gleich zu Beginn relativ steil nach oben und Line und ich kamen bereits gut ins Schwitzen. War ich froh, dass wir diesmal nicht unsere große Kamera, sondern nur die kleine und superleichte EOS M6 von Canon dabei hatten. Das sparte uns gleich mehrere Kilos Gepäck und trotzdem konnten wir dieses Micro-Abenteuer so in tollen Bildern festhalten!

Auch wenn der Himmel größtenteils bedeckt war, war es richtig warm und die Sonne kam immer mal wieder durch. Uns begegnete anfangs kein einziger Wanderer, dafür schossen aber mehrerer Mountainbiker in einem Affentempo an uns vorbei. Nach rund einer Dreiviertelstunde erreichten wir eine kleine Lichtung mit einer Karte. Von hieraus sollte es noch zwei Stunden bis zur Kührointhütte dauern. Es ging wieder weiter, entlang eines breiten Weges durch den Wald, direkt neben dem Weg plätscherte ein kleiner Bach. Wir hörten bereits die Glocken der Kühe und am Ende des Weges zeigte sich eine megaschöne Almlandschaft. Es waren nur noch vereinzelnd Wolken am Himmel, die Sonne schien und der Sommer war endlich da!

Wir liefen durch eine kleine Kuhherde und vorbei an der Schapbachalm. Hier begegneten uns auch die ersten Wanderer. Durch Wiesen ging es steil weiter bergauf, zu unserer Rechten ragte der Watzmann, die Watzfrau und die Watzmannkinder hervor – ein geniales Bild!

Für uns ging es allerdings links über einen schmalen Waldweg weiter, der nun sehr steil nach oben führte und uns ordentlich zum Keuchen brachte. Es ging immer weiter nach oben, kurz wieder über einen etwas breiteren Waldweg und dann wieder über einen sehr steinigen, schmalen und steilen Weg. Wir schauten einmal nach hinten und hatten eine wirklich tolle Aussicht aufs Tal, durch das wir eben noch gewandert sind – schon krass, wie schnell man dann doch an Höhenmetern gewinnt!

Geschafft: Die Kührointhütte liegt vor uns!

Auf einmal endete der Weg auf einer kleinen Alm und vor uns lag sie: die Kührointhütte! Wir waren überglücklich, es endlich geschafft zu haben! Wir setzten unsere Rucksäcke ab, bestellten etwas zu trinken und zu essen und genossen dabei die Aussicht auf den Watzmann. Auf einmal fing es tatsächlich an zu gewittern – was hatten wir für ein Glück! Wir gingen auf unser Zimmer und zogen unsere Wanderschuhe aus, was für mich fast eines der besten Gefühle beim Wandern überhaupt ist. Nach einer erfrischenden Dusche, einem kurzen Nachmittagsschläfchen und einem richtig leckeren Abendessen samt ein paar Runden Uno fielen wir an diesem Abend ziemlich früh und schön kaputt ins Bett.

Der Königssee: Morgens noch im Nebel, später ganz in Türkis

Ebenso früh standen wir aber auch wieder auf. Um 5 Uhr klingelte der Wecker und damit ein kleines Morgenabenteuer. Wir zogen wieder unsere Wanderschuhe an und machten uns auf den Weg zu einem Aussichtspunkt, die Archenkanzel. Es ging knapp eine halbe Stunde durch eine wirklich wunderschöne Wiesenlandschaft, von der wir direkt auf den Gipfel des Watzmanns schauten, und später wieder durch Wald. Es war noch ziemlich frisch, aber ich spürte, dass heute ein richtiger warmer Sommertag vor uns lag. Kennst du dieses Gefühl, wenn man den Sommer förmlich spüren kann? Ich liebe es!

Wir folgten einem schmalen Pfad bergab und dann lag er vor uns: der Königssee! Allerdings ganz anders als erwartet. Denn statt einem strahlendem Blau, begrüßte uns eine dicke Nebelschicht, die über dem See lag. Ganz langsam stieg diese nach oben und verdunstete in der zunehmenden Sonneneinstrahlung – ein cooles Naturschauspiel!

Nach unserem kleinen Abstecher zum Aussichtspunkt kehrten wir wieder in der Kührointhütte ein, pünktlich zum Frühstück um 7 Uhr morgens. Gegen halb 8 machten wir uns dann auf den Weg nach unten. Knapp drei Stunden steiler Abstieg lagen vor uns und zu Beginn wurden wir immer wieder mit tollen Aussichten belohnt. Der letzte Teil der Strecke ging dann nur noch durch den Wald und uns kamen immer mehr Wanderer entgegen. Kein Wunder: Heute war Samstag und es sollte einer der ersten schönen Sommertage in den Bergen werden!

Der Weg wurde flacher und wir kamen an den ersten Autos vorbei, als wir in der Ferne auch schon Häuser erspähen konnten. Wir waren fast am Ziel und so weit sollte es zum Königssee nicht mehr sein. Wir liefen noch 10 Minuten weiter und dann lag er wirklich direkt vor uns: der wunderschöne Königssee und diesmal auch ganz ohne Nebelschicht! In den letzten Stunden war diese durch die Sonneneinstrahlung komplett verschwunden und der See glitzerte wieder türkisfarben, ähnlich unwirklich wie die Gletscherseen in den Kanadischen Rockies.

Der Thumsee: die perfekte Abkühlung!

Line rief bei Cathrins Mutter an, die uns wenige Minuten später schon am großen Parkplatz in Schönau am Königssee abholte und wieder zu unserem Auto brachte. Wir tranken noch einen Kaffee zusammen und dann machten Line und ich uns gegen halb 11 auf den Weg nach München. Da es so warm war und unser Navi gleich mehrere Seen auf dem Weg anzeigte, entschieden wir uns spontan dazu, einen kleinen Abstecher zum Thumsee zu machen und schwimmen zu gehen. Wir schlüpften schnell in unsere Badesachen und sprangen in den See – richtig geil! Ich liebe es, an heißen Tagen einfach in einen kalten Bergsee zu springen!

Danach gönnten wir uns jeweils noch ein leckeres Schnitzel beim Seewirt am Thumsee und fuhren dann endgültig nach München. Wir gaben unseren Mietwagen zurück und stiegen um halb 6 in unseren Zug nach Hause. Um Mitternacht lagen wir wieder in unserem Bett in Hannover. “Wahnsinn, was man in so kurzer Zeit alles erleben kann. Heute morgen bin ich noch auf einer Almhütte aufgewacht, mittags in einen Bergsee gesprungen und nun liege ich wieder in meinem eigenen Bett”, dachte ich so, während ich hundemüde und superglücklich einschlief.

Eine Geschichte, die ich nie vergessen werde!

Ich hatte wieder so eine geniale Geschichte erlebt, eine Geschichte, die man nicht planen kann, die einfach entsteht, weil man spontan “Ja” sagt, offen und stets neugierig ist. Eine Sommergeschichte, die ich dank der vielen Bilder, die wir mit der Canon M6 geschossen haben, auch in Zukunft wieder zum Leben erwecken kann und die ich deshalb nie vergessen werde!

Sebastian Canaves
Reiseblogger, Buchautor, Abenteurer
Ich bin Sebastian und habe Off The Path 2011 gegründet. Als Reise-Experte versuche ich dir die schönsten Orte, Sehenswürdigkeiten und Erlebnisse auf der ganzen Welt auf diesem Blog näherzubringen!
sebastian canaves
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6 Kommentare

  1. Super Beitrag. Wir wandern mittlerweile auch viel in den Alpen. Nur hat es uns vor allem in den Alpenhauptkamm verschlagen. Sieht aber sehr gut as!

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