Dalsland Kanu Marathon: Das Größte und Anstrengendste Abenteuer Deines Lebens

Kanu - Wie

Stell Dir vor, Du sitzt in Deinem Kayak oder Kanu und um Dich herum sind noch 700 Andere. Ihr wartet alle auf den großen Knall um 8 Uhr und dann paddelt ihr los. Vor euch liegen 4 Seen und 55 KM, die ihr in den nächsten 11 Stunden bewältigen müsst!

55 KM in 11 Stunden hört sich erst einmal einfach an, schliesslich sind wir es gewöhnt mit dem Auto schnell von A nach B zu kommen. Aber 55 KM mit reiner Muskelkraft zu bewältigen ist schwerer als Du denkst und eine ziemlich große Herausforderung!

Der Dalsland Kanu Marathon

Dieses Jahr haben über 700 Teilnehmer an diesem Rennen teilgenommen. Dabei sind nur ein kleiner Teil der Teilnehmer richtige Profis, die antreten, um zu gewinnen. Der Rest nimmt teil, um sich selbst etwas zu beweisen oder einfach nur zum Spaß.

Das Event findet seit über 10 Jahren am zweiten Samstag im August statt, dieses Jahr also am 9. August, und zieht Menschen aus ganz Europa an. Mehr als die Hälfte der Teilnehmer kommen aus dem Ausland. Ein Großteil der Teilnehmer ist aus Deutschland. 2014 nahm zum ersten Mal ein Drachenboot Team aus Deutschland statt, für sie wurden sogar extra die Teilnahmebedingungen geändert.

Das Ganze führt über vier verschiedene Seen. Nach jedem See musst Du den See mit Deinem Kanu verlassen und zum Nächsten laufen und das Kanu dort hintragen. Wenn Du keine Rollen für dein Kanu hast, wird das echt schwer und Du bist auf die Hilfe anderer angewiesen, da Du Dein Kanu auf keinen Fall über 400 Meter (Stop 1) tragen kannst.

4 Seen und 55 Kilometer in 11 Stunden

Das Rennen führt über die Seen Laxsjön, Svärdlång, Västra Silen und Lelång. Um eine ungefähre Orientierung zu haben, sind überall gelbe Bojen platziert, die Dir den Weg zeigen. Alle 5 Kilometer sind darüber hinaus auch große Bojen, die dir sagen wie weit du bist. Diese geben Dir immer wieder einen neuen Kick, wenn Du müde wirst.

Natürlich sollt Du 55 Kilometer nicht an einem Stück paddeln. Deshalb wurden verschiedene Zwischenstationen auf dem Weg aufgebaut. Dort warten Helfer, die Dich mit Brot, Bananen, sauren Gurken (ist gut für die Muskulatur) und Energiedrinks versorgen. Bei der vorletzten Zwischenstation in Gustavsfors bei Kilometer 45 gibt es auch Kaffee, um Dich auf den letzten Kilometern wach zu halten!

Wie bereits erwähnt, hast Du 11 Stunden Zeit um 55 Kilometer zu paddeln. Deshalb gibt es für die verschiedenen Zwischenstationen Schließzeiten, bis wann Du wieder abgelegt haben musst. In Gustavsfors, schließt die Station um 15.00 Uhr und in Heerenäs um 17:00 Uhr.

Nach dem Rennen

Nach dem anstrengenden Rennen wird Dein Kayak für Dich auf die Wiese getragen und Du kannst dich am Ziel massieren lassen und etwas essen. Eine Party oder ähnliches gibt es nicht wirklich, aber viele Teilnehmer treffen sich danach im Dalia Hotel, um noch ein Bierchen zusammen zu trinken. Es scheint recht schwer zu sein, das ganze zu organisieren, da die Teilnehmer zu unterschiedlichen Zeiten ankommen.

Die Profis brauchen für die 55 Kilometer nur 4:20 Stunden während Amateure wie ich, die ganzen 11 Stunden brauchen!

Was kostet der Dalsland Kanu Marathon?

Es gibt für das Dalsland Kanu Marathon verschiedene Preise, je nachdem wann Du Dich anmeldest:

  • SEK 500 pro Person (bis 31. Oktober)
  • SEK 600 pro Person (1. November – 31. Dezember)
  • SEK 700 pro Person (1. Januar – 31. März)
  • SEK 800 pro Person (1. April – 31. Mai)
  • SEK 900 pro Person (1. Juni – 31. Juli)
  • SEK 1000 pro Person (1. – 9. August)

Also, je später Du Dich für das Event entscheidest, desto teurer wird das Ganze. Melde dich also noch heute für das nächste Event an!

Meine Erfahrung beim Dalsland Kanu Marathon 2014!

Zwischen dem 7. und 10. August habe ich Westschweden und die Dalsland Region besucht und habe mich in die Landschaft dort einfach nur verliebt. Ein so tolles Land – egal wo Du hinschaust! Ich war reiten in Westschweden, habe Elche gefüttert und habe am härtesten Kanu Marathon der Welt mitgemacht.

Am. 9. August, bin ich um 5 Uhr morgens im Hotel Dalia aufgestanden. Nach einem reichhaltigen Frühstück ging es von Bengtsfors um 6:15, mit dem Bus zum Start nach Baldersnäs. Dort standen schon unsere Kayaks bereit, die wir uns am Vortag bereits angeschaut und zurecht gelegt hatten.

Kurz vor 8 haben wir dann alle unsere Kayaks ins Wasser gelassen und uns an einer Linie aufgestellt. Ein wahnsinniges Gefühl mit über 700 anderen Kayakern und Kanus im Wasser im Nebel zu sitzen! Das Wetter war an dem Morgen leider nicht so gut. Schwere Nebelwolken hingen über dem See!

Auf die Sekunde pünktlich wurde der Startschuss gegeben und über 700 Kayaker fingen das Paddeln an. Außer mir: mein Rückpaddel brach beim Start durch und ich saß erst einmal 15 bis 20 Minuten im Wasser und reparierte dies, während alle an mir vorbeifuhren und der eine oder andere nachfragte ob alles ok sei.

Blöder Start, aber anstatt demotiviert loszupaddeln, legte ich erst richtig los und holte nach ca. 45 Minuten und ca. 5 Kilometern die Langsamsten der großen Gruppe wieder ein.

Der erste See, Laxsjön, ist ca. 6 Kilometer lang und am Ende des Sees ist die erste Zwischenstation, wo wir unsere Kayaks und Kanus aus dem Wasser hieven mussten und 500 Meter den Hügel hochlaufen mussten, um am Damm diese wieder ins Wasser zu lassen. Ich habe hier ziemlich viel Zeit verloren, da ich noch anderen geholfen habe, ihre Kayaks hochzutragen!

Der zweite See, Svärdlång, zwischen den Stationen Skåpafors und Skifors, ist ganze 14 Kilometer lang und hat es dann auch schon in sich. Obwohl der See sehr ruhig ist, verlierst Du Dich schnell in der endlosen Länge des Sees. Zum Glück aber ist dieser See etwas enger und dadurch kannst Du einfach erkennen wie schnell Du Dich doch weiterbewegst und kannst die Landschaft noch besser genießen. Diese ist nämlich traumhaft!

In Gustavsfors ist die dritte Zwischenstation. Bis dahin hatte ich bereits 6 Stunden für die 35 Kilometer gebraucht und bei Kilometer 25 hatte ich bereits kurz überlegt aufzugeben. Eine alte Verletzung von 2008, als ich von einem Auto in Sydney angefahren wurde, hatte sich zurück gemeldet und große Schmerzen beim Paddeln verursacht. Ich habe die Zähne zusammengebissen und weitergemacht. Der ganze Tag war eine reine Achterbahn der Gefühle.

Bei KM 35 war ich ganz kurz davor das Handtuch dann doch zu schmeißen, aber nach einer Massage und zwei Schmerztabletten wollte ich es mir noch eimal beweisen und bin wieder ins Kayak gestiegen. Um 14:45 lies ich mein Kayak ins Wasser (15 Minuten bevor die Station schloss) und paddelte los. Diesmal ruhiger als die 35 KM bevor. Das ging ca. 3 Kilometer lang gut, bis ich aus dem Kanal paddelte und auf den großen Lelång See kam. Dort hatte sich der Wind gedreht und fegte mir mit voller Geschwindigkeit ins Gesicht. Ich hatte noch 15 Kilometer vor mir und bewegte mich mit ca. 3 Km/h.

Während des ganzen Wettbewerbes gab es überall Beiboote mit roten Flaggen, die das Rennen beobachtet haben. Auf Lelång kamen diese zum ersten Mal näher zu mir und fragten mich, wie es mir gehen würde und ob ich noch Kraft hätte gegen den Wind zu kämpfen oder ob ich nicht lieber aufhören möchte.

Aufhören – also aufgeben – kam für mich nicht in Frage. Ich wollte durch das Ziel kommen. Nach ca. einer Stunde hatte ich mich maximal 2,5 Kilometer weiterbewegt. Nun kamen die Beiboote im 10 Minuten Takt vorbei, um zu schauen wie es mir ging. Es kam mir vor, als würde ich mich nicht vom Fleck bewegen.

Bei Kilometer 45 war es dann vorbei. Ich hatte es nicht zeitlich zur letzten Zwischenstation nach Heerenäs geschafft und der Wind nahm eher zu als ab. Jan, Polizist aus Stockholm, der als Freiwilliger beim Marathon half, packte mein Kanu auf sein Boot und fuhr mich die letzten Kilometer ins Ziel. Mein Ego war im Arsch und mir tat alles weh!

Rückblickend bin ich froh, dass ich teilgenommen habe und sehe mein Rausgefischt-Werden nicht als Niederlage. Immerhin haben viele Hunderte bereits vor mir aufgegeben und ich durfte lediglich nicht weiter machen, da es zu gefährlich war.

Das Event war eines der geilsten Erlebnisse, das ich in den letzten Jahre je hatte, auch wenn ich mich danach tagelang nicht mehr bewegen konnte!

Kanus und Kayaks selbst mieten

Wenn Du ein Kanu oder Kayak für diesen Marathon oder für den Urlaub in der Region mieten willst, kannst Du dies jederzeit bei folgenden Anbietern:

Silverlake Camp & Kanot

www.silverlake.se

Villa Smile

http://www.villa-smile.com/boote.php?lang=de

Canodal

http://www.canodal.com/Equipment_1353.html

Bootshaus

http://www.kajaklodge.se/kanuverleih/

Gustavsfors Kanotuthyrning

http://www.kanotuthyrning.com

Hütten am See in West Schweden mieten

Während ich diese vielen Kilometer auf den verschiedenen Seen gepaddelt bin, habe ich immer wieder Traumhafte kleine Hütten am See gesehen. Viele von denen können auf der Westschweden website direkt gemietet werden oder in der Touristen Information in Bengtsfors!

Sebastian Canaves
Sebastian Canaves - Reise
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2 Kommentare

  1. Der „härteste“ Kanumarathon ist mit Sicherheit der auf dem Dusi River in Südafrika. Da es geht durch allerlei Stromschnellen u. ä. und nicht über Seen. Der dauert 3 Tage.

  2. Hallo Kanute,
    habe heute durch Zufall von der Tour über 55 Km gehört/gelesen. Finde ich ganz toll. Wenn das ganze ein paar Jahre früher stattgefunden hätte, wäre es für mich eine tolle Sache gewesen.
    Ich habe von 1973 – 1978 an der „Tour de Gudena“ teilgenommen. – Kann ich dir/euch nur empfehlen.
    -Einfach klasse!!!!!!!!!! – auch viele seen mußt du bewätigen.

    Danke für deine Berichte .
    Viele tolle Paddeltiuren wünsche ich dir.
    für dir 55 km bin ich nun schon etwas länger zu jung.
    bleibt gesund.
    Ein Kanute mit Leidenschaft.

    Dieter

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