Podcast: Farmarbeit in Australien mit Leonie Corsten von Stepin

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Work&Travel ist die perfekte Möglichkeit, um über längere Zeit ein Land und seine Menschen richtig kennenzulernen und dabei auch noch deine Reisekasse aufzubessern. Bei einem Farmarbeit-Programm in Australien tauchst du zum Beispiel richtig in die Abgeschiedenheit des australischen Outbacks ein, verrichtest teilweise harte Farmarbeit und wächst nicht nur einmal über dich hinaus. Ein geniales, unvergessliches Abenteuer! 

Leonie arbeitet beim Work&Travel Anbieter Stepin und hat bereits das neue Farmarbeit-Programm in Australien mitgemacht. In dieser zehnten Folge berichtet sie unter anderem, wie das Programm abläuft, was der Unterschied zum normalen Work&Travel ist, wie viel du verdienst und welche Voraussetzungen du mitbringen solltest. 

Erfahre in dieser Episode über Farmarbeit in Australien:

  • Wie das Farmarbeit-Programm von Stepin in Australien abläuft
  • Was der Unterschied zu klassischem Work&Travel ist
  • Welche Jobs während des Programms auf dich zukommen
  • Welche Voraussetzungen du mitbringen solltest
  • Wie viel du pro Woche verdienst
  • Was der Unterschied zum Farmarbeit-Programm in Neuseeland ist
  • Für welche Altersklassen das Programm ausgelegt ist
  • Wie viel Vorlauf du für die Anmeldung einplanen solltest

Shownotes über Farmarbeit in Australien:



Sebastian: Herzlich Willkommen zu einer neuen Off The Path Podcast-Folge! Heute freue ich mich, Leonie dabei zu haben vom Work&Travel Anbieter Stepin. Leonie hat selbst schon viele Jahre in einem meiner Lieblingsländer Australien gelebt und viel erlebt und darüber werden wir jetzt sprechen. Leonie, herzlich Willkommen! Schön, dass du Zeit gefunden hast!

Leonie: Ja, hallo Sebastian. Ich freue mich heute Rede und Antwort zu stehen zum Thema Australien.

Sebastian: Sehr schön – eins meiner absoluten Lieblingsländer. Du hast auch in Brisbane gelebt. Da habe ich auch ein Jahr lang – lange ist es her – gelebt. Wo erwische ich dich aber heute? Nicht in Australien.

Leonie: Nein, mittlerweile bin ich seit etwas über einem Jahr wieder zurück in Deutschland, habe wieder meinen Platz bei Stepin gefunden, also bei einem Work&Travel Anbieter und sitze jetzt gerade im wunderschönen, sonnigen Bonn.

Sebastian: Sehr schön, gleich um die Ecke. Ich sitze in Köln, auch schönes Wetter. Wie war Australien? – Erzähl! Was hast du dort gemacht?

Leonie: Ja, Australien ist für mich meine zweite Heimat geworden. Auf jeden Fall! Damals habe ich nach dem Abi angefangen, auch mit einem Work&Travel Aufenthalt. Also ich bin ganz typisch als Stepin-Teilnehmer damals das erste Mal nach Australien gestartet und habe dann einige Jahre bei Stepin gearbeitet, aber halt gemerkt, dass mein Herz einfach an Australien hängt und ich nochmal dahin zurück muss. Und dann habe ich irgendwann die Wohnung aufgegeben, Job gekündigt und gesagt, es geht wieder ans andere Ende der Welt. Ich bin dann erstmal rüber nach Brisbane und habe für ein Jahr da studiert. Danach habe ich zwischenzeitlich noch ein bisschen in Whitsunday gearbeitet und im Anschluss hat es mich dann ins Outback in Australien verschlagen.

Sebastian: Also Liebe auf den ersten Blick! Du warst also einmal als Work&Travel und es hat dir so gut gefallen, dass du nochmal zurück bist?

Leonie: Richtig, genau. Also ich war schon zwischenzeitlich nach dem Work&Travel auch noch ein paar Mal da, aber ich habe dann gesagt: Nur ein paar Wochen Urlaub reichen nicht, ich muss nochmal für längere Zeit rüber und da kam das Studium dann gerade recht.

Sebastian: Sehr cool! Und was für eine Art Arbeit hast du dann in Australien so absolviert?

Leonie: Also während des Studiums durfte ich ja nur so Nebenjobs ausüben. Mein bester Job fand ich eigentlich war als Dog Walker und Pet Sitter. Ich bin dann tagtäglich mit unterschiedlichen Hunden durch die Gegend spaziert, habe mit denen gespielt, mit Katzen gespielt. Das war mein Job während des Studiums. Nachher auf den Whitsundays habe ich ausgeholfen in einem wunderschönen Resort. Whitsunday Islands sind halt auch Nummer 1 der Top Spots in Australien würde ich mal sagen und da habe ich an der Rezeption mitgeholfen. Danach ging es für mich ins Outback, wo ich bei dem Farm Arbeitsprogramm, was wir auch über Stepin anbieten, bei den Partnern angefangen habe. Ganz klein erstmal würde ich fast sagen als Köchin für die Backpacker, aber ich wurde schon “House Mother” genannt, obwohl ich eine total untypische Hausfrau bin. Aber ich habe damit erstmal angefangen.

Sebastian: Cool! Also hast du da als House Mother angefangen und dann ging es aber weiter. Bist du dann raus auf die Farm gegangen? Wie war denn da der Prozess und was genau waren deine Aufgaben?

Leonie: Als ich am Anfang ankam habe ich natürlich auch erstmal dieses Farmtraining mitgemacht. Das heißt, alle die die dieses Farmarbeit-Programm mitmachen, absolvieren ein fünftägiges Farmtraining, was anstrengend ist, aber auch eine ganze Menge Spaß. Da habe ich am Anfang dran teilgenommen. Danach, wie gesagt in der Küche und im Haushalt mitgeholfen, und dann ging's für mich eher in die Richtung Büroarbeit. Das heißt, ich habe hinter die Kulissen des Farmarbeit-Programms geguckt und habe quasi den Backpackern eine tolle Zeit beschert, denen die richtigen Jobs rausgesucht, die Jobs vermittelt, die Anreisen organisiert, verschiedene Trips und Adventures von Sky Dives über Sailing Trips organisiert und gebucht.

Sebastian: Ziemlich cool und wahrscheinlich durftest du die ganzen Aktivitäten auch vorher einmal testen, bevor du sie verkauft hast?

Leonie: Richtig, genau! Das gehörte natürlich als sehr positiver Aspekt mit dazu und das habe ich schon sehr genossen!

Sebastian: Das hört sich traumhaft an. Wie sieht denn diese Farmarbeit aus? Also was ist denn der Unterschied von der Farmarbeit zum klassischen Work&Travel? Ich habe letztens eine Podcast-Folge über Work&Travel aufgenommen, da waren Jobs von Tellerwäscher bis hin zu Apple Picking. Bei der Farmarbeit an sich, was sind da die Jobs, die man machen kann und wie läuft das überhaupt?

Leonie: Farmarbeit kennt man glaube ich auch beim normalen Work&Travel. Da geht's dann aber, wie du gerade gesagt hast, eher nicht um Apple Picking, also Fruit Picking. Erntehelfer-Tätigkeiten sind eher diese Farmarbeit, die man vom Work&Travel kennt. Bei uns im Farmarbeit-Programm ist es halt wirklich für Leute, die sagen: Ich habe Bock aufs richtige Outback! Und auch dieses typische Bild, was man vielleicht hat von den riesigen Rinderfarmen, Schaffarmen und unendlichen Weiten, wo es darum geht, mal richtig hart mit anzupacken. Und darauf konzentriert sich das Programm, auf Leute, die Lust haben mal weit ab vom Schuss das Outback und das sehr toughe Farmleben kennenzulernen. Sobald man angekommen ist, kann man erstmal ein paar Tage in Noosa relaxen, was die nächstgelegene Stadt zur Trainingsfarm ist. Das ist ungefähr zwei Stunden entfernt. Die ersten Tage oder das erste Wochenende hat man erstmal zum Relaxen, um die anderen Teilnehmer kennenzulernen und danach geht es dann wirklich raus auf die Farm. Da hat man dann schon mal ein fünftägiges Training, was einen aufs Outback vorbereiten soll. Das heißt, das ist diese Einstiegsphase, wo man aber noch viele andere Backpacker um sich rum hat und wo einem dann während des Farmtrainings alles, was auf einer Farm an Arbeiten anfallen kann, Schritt für Schritt beigebracht wird. In der Zeit kann man natürlich nicht alles komplett erlernen, aber es geht halt einfach darum, dass man die Basics schonmal gesehen hat, dass man ein bisschen was kennenlernt, aber natürlich auch erfährt, wenn Leute schon Vorerfahrung haben, also Mädels oder auch Jungs, die seit Jahren schon reiten und super gut mit Pferden umgehen können oder sowas. Die sind da immer total gerne gesehen. Genau dafür ist dann das Training auch da, um auszutesten, wie gut sind die Fähigkeiten von den Teilnehmern, die sie vorab schon in Deutschland gesammelt haben.

Sebastian: Und daraufhin entscheidet sich dann auch, auf welche Farm sie kommen und welche Jobs sie quasi machen?

Leonie: Genau, richtig. Also wir haben da eine feste Jobvermittlung mit angeschlossen bei dem Programm. Das heißt, man weiß sicher, nach den ersten Tagen in Noosa und nach dem Farmtraining, hat man dann den ersten Job zu dem man hinreisen wird. Das versprechen wir unseren Teilnehmern auch, wenn sie einen Job wollen, organisieren wir das für sie. Dieses Training geht einfach darum, einschätzen zu können, welche Jobs passend für die jeweilige Personen sind, weil Farmarbeit natürlich auch gefährlich sein kann, muss man ganz offen so sagen. Es ist nicht alles so schön und so einfach und toll, wie man es vielleicht von McLeods Töchtern kennt, mit denen es die Teilnehmer oft vergleichen, sondern es ist schon hart und rough und wie gesagt, kann auch gefährlich sein. Dem muss man sich einfach bewusst sein und deswegen nutzen wir das Training, um wirklich einschätzen zu können: Wie gut sind deine Fähigkeiten? Ist der Job wirklich passend für dich? Als Beispiel bin ich wieder bei den Pferden, weil ich selbst ein Pferdefan bin, aber ist man gut genug, um wirklich auch junge Pferde neu antrainieren zu können oder einreiten zu können und mit ihnen zu arbeiten? Oder wäre das zu gefährlich und man wird eher eingesetzt, sage ich mal, auf einer Rinderfarm, wo man dann mit Pferden, die schon eingeritten sind, zum Beispiel Kühe eintreiben muss oder ähnliches.

Sebastian: Hmm, also Reiten ist auf jedenfalls ein wichtiges Kriterium oder fährt man auch mit dem Quad oder muss man ein Motorrad-Führerschein mitbringen?

Leonie: Also das Wichtigste, was man braucht, ist ein PKW-Führerschein. Ein ganz normaler, weil es immer mal sein kann, dass der Arbeitgeber sagt: Nimm mal eben mein Auto und fahr‘ in die nächste Stadt und hol‘ – weiß ich nicht – eine Flasche Milch. Und dafür ist halt einfach ein PKW-Führerschein zwingend erforderlich. Einen Motorrad-Führerschein braucht man nicht, weil man die Motorräder – also man sitzt auf vielen Farmen auch schon mal auf dem Motorrad oder auch einem Quad-Bike – aber man ist dann nur auf der eigenen Farm unterwegs. Also auf dem eigenen Gelände und dafür braucht man dann keinen Führerschein. Deswegen muss man das nicht mitbringen. Wichtige Voraussetzung, was in letzter Zeit immer beliebter wird, Vegetarier und Veganer können an dem Programm leider nicht teilnehmen, weil die australischen Rinderfarmer ihr Steak einfach abgöttisch lieben und dadurch, dass man natürlich bei denen leben und verpflegt wird, können die einfach nicht nachvollziehen, wie man kein Steak essen möchte.

Sebastian: Haha.

Leonie: Deswegen ist es einfach ein Kriterium, dass wir leider sagen müssen: Vegetarier/Veganer können nicht dran teilnehmen oder müssen halt Urlaub machen vom Vegetarierdasein. Dann geht das auf alle Fälle auch. Aber das sind die einzigen Voraussetzungen. Ansonsten wie gesagt: Klar, wenn man schon ein bisschen was im Bereich Landwirtschaft oder mit Pferden gemacht hat, ist es super. Aber es kommt hauptsächlich darauf an, dass man Bock drauf hat, Lust hat, ein ganz anderes Leben kennenzulernen. Das ist wirklich das Wichtigste. Und dass man motiviert rangeht und einfach sagt: Ich gebe allem eine Chance, auch wenn ich es noch nie gemacht habe. Ich probiere es einfach und dann wird es schon irgendwie werden. 

Sebastian: Das hört sich ehrlich gesagt für mich wieder, also für uns, wie das absolute Paradies an. Ich liebe Fleisch und meine Freundin Line führt einen der größten Reitblogs, Kultreiter. Sie könnte also die ganzen Rinder reinholen und ich würde sie abends essen. Also das wäre perfekt. Ich bin damals auch viel durchs Outback gefahren. Ich habe keine Farmarbeit gemacht, da ich ja in Brisbane gelebt und gearbeitet habe, aber in diesem Outback, wenn man allein einen Roadtrip macht, kann es manchmal sehr einsam sein. Auch wenn man dort lebt wird es wahrscheinlich auch sehr einsam sein. Wie kommt man mit dieser Einöde klar? Fühlt man sich dann nicht ein bisschen allein, wenn man quasi nur auf der Farm rumhängt oder hat man da engen Kontakt mit dem Farmer, dass man da irgendwie ein Alternativprogramm hat? 

Leonie: Ja, also viele Backpacker, die gerade im Outback angekommen sind, die also gerade mit der Trainingswoche gestartet haben, haben auch immer gefragt: “Boah, wie hältst du es denn hier nur so lange aus?” Ich glaube, das ganze braucht eine gewisse Zeit. Also die ersten Wochen sind bestimmt nicht ganz einfach. Da sagen wir auch immer: Gebt euch das selbst zur Eingewöhnung. Das kann nicht alles vom ersten Tag an perfekt sein. Gerade, wenn man keinen Handy-Empfang hat und es gewohnt ist 10 Mal täglich oder 20 oder auch 50 Mal auf dem Handy Facebook zu checken und ein Statusupdate zu senden, muss man sich umgewöhnen, denn das geht da leider nicht. Das muss man auch ganz klar so sagen. Es ist halt schon eine Gewöhnungssache. Bei mir hat es ein paar Wochen gedauert und ich wollte eigentlich nur so zwei, drei Monate im Outback bleiben, dann sind es aber drei Jahre geworden, weil ich dann in dem Leben angekommen bin und es genossen habe, nicht diesen Stress zu haben, dass man ständig erreichbar sein muss. Gerade auf den Farmen ist es oft so, wenn man irgendwie mal ein bisschen Freizeit hat, macht man entweder teilweise was mit der Farmerfamilie oder die haben ein größeres Team an Arbeitern, seien es Deutsche, seien es andere internationale Arbeiter oder auch Australier, und man macht mit denen am Wochenende etwas. Sie fahren dann zum Beispiel Angeln oder zum nächsten Rodeo. Also so typische Country-Events, die man sonst gar nicht kennt oder nur aus typischen Western-Filmen. Da kann man die wirklich vor Ort noch live erleben und sehen, dass es sowas wirklich noch gibt und dass es nicht irgendwie alles schon 50, 60 oder auch 100 Jahre her ist, dass so etwas stattgefunden hat. Das fand ich super und die Arbeit draußen war ein schöner Ausgleich. Ich habe ja sonst hauptsächlich im Büro gearbeitet und so war es für mich immer ein Traum, an meinen freien Tagen rauszugehen, mir mein Pferd zu schnappen, ausreiten zu gehen und einfach nur auf der Farm die Tiere und die Ruhe um mich herum zu genießen. Das habe ich da nach einigen Wochen wirklich zu schätzen gelernt und das vermisse ich hier jetzt wieder so ein bisschen im Großstadttrubel und im Büro hier, wo man halt nicht mal sagen kann: “Ich nehme mir eine Stunde Auszeit und gehe mit den Hunden mal runter an den See”. Das gibt's halt hier einfach nicht und das vermisse ich hier mittlerweile in Deutschland sehr.

Sebastian: Ja, also man könnte diese Erfahrung auch als digital Detox nutzen in unserem digitalen Zeitalter, wo wir wirklich alle zwei Sekunden aufs Handy schauen, wenn wir meinen, dass irgendwas vibriert, aber es hat nichts vibriert. Da ist das eigentlich perfekt. Und ich muss auch sagen, diese Australier, diese Cowboys/Farmer, sind zwar sehr strenge Chefs oftmals, aber unglaublich entspannte Menschen und so habe ich sie kennengelernt und auch lieben gelernt. Es ist einfach eine unglaublich tolle Zeit! Ich habe selbst nicht in Queensland, aber in Westaustralien eine lange Zeit auf einer Farm verbracht. Eher als Gast, als Besuch von Freunden, die dort Work and Travel gemacht haben und es war einfach eine tolle Zeit. Ein Stubby, also ein Bierchen, beim Lagerfeuer abends zusammen, Ausflüge zum Meer oder zum Fischen, das ist schon echt extrem cool und auch einzigartig.

Leonie: Ja, auf jeden Fall.

Sebastian: Stepin garantiert ja den Job danach, nach dieser Trainingswoche. Wird man entsprechend auch zusätzlich bezahlt, neben kostenloser Logis und Essen?

Leonie: Genau. Also es ist bei allen Farmern so, dass man auf jeden Fall da mit untergebracht wird. Die Verpflegung sage ich mal, ist in 99% der Fälle mit drin. Sollte es nicht so sein, hat man dann schon Shopping Möglichkeiten relativ nah dran und dafür kriegt man dann auch einen höheren Verdienst, aber man wird halt schon immer bezahlt als sogenannte Farm-Hand vor Ort. Das heißt, der Mindestlohn ist ein bisschen altersabhängig. Wenn man noch unter 21 ist, darf man theoretisch einen geringeren Lohn erhalten. Die meisten Farmer achten da aber nicht wirklich drauf und von daher kann man schon auch davon ausgehen, dass man netto zwischen 300 und 350 Dollar die Woche bekommt. Sprich: Es sind so grob, je nach Wechselkurs natürlich, schon so um die, würde ich mal sagen, 200 bis 250 Euro circa, die Woche, die man netto noch bekommt. Also es ist schon echt ein guter Verdienst, weil man keinerlei Chancen hat, das Geld, während man arbeitet, auszugeben. Und wenn man gerade erst sein Abi gemacht hat und noch nicht so wirklich verdient hat, dann wird man da finde ich, auch wenn die Arbeit umso härter ist, mit dem Lohn schon ein bisschen verwöhnt. Wenn man zurück kommt nach Deutschland und ins wahre Arbeitsleben eintaucht und Miete und alles zahlen muss, dann ist das schon eine gewisse Umstellung.

Sebastian: Das glaube ich. Und 1.000 Euro im Monat zu verdienen, also ich meine, da draußen im Outback, wie du schon sagtest, kann man das Geld eigentlich sehr schwer ausgeben. Also kann man das schön zur Seite legen und dann im Nachhinein durch Australien reisen. Da kann man sich vieles leisten.

Leonie: Genau, richtig. Also die meisten Leute sind auch so für drei bis vier Monate ungefähr, höchstens sechs Monate, dort. Das hängt zusammen mit dem Work and Holiday Visum, dass manche länger bei einem Arbeitgeber bleiben dürfen als sechs Monate. Gleichzeitig will man ja aber auch was vom Land sehen und von daher sind die meisten Jobs so für drei, vier Monate. Das heißt, da hat man dann ein ganz nettes Geld angespart, kann sich danach dann erstmal eine Auszeit gönnen, kann sich aber gleichzeitig immer wieder an diese Trainingsfarm wenden, wenn man den nächsten Job haben möchte. Das heißt, man hat nicht nur die einmalige Farmvermittlung, sondern kann auch sagen: “Cool, während meinem Jahr in Australien”, oder in 9 Monaten oder wie lange man auch immer bleiben möchte, “habe ich nicht nur die Möglichkeit, eine Farm kennenzulernen, sondern auch nochmal eine andere Farm, die vielleicht etwas ganz anders macht oder wo mein Job ein ganz anderer ist und habe dann zwei unterschiedliche Eindrücke.” Plus dann noch das Reisen zwischendurch, um sich so die ganzen typischen Backpacker-Spots anzuschauen.

Sebastian: Das ist aber echt sehr cool. Also man könnte rein theoretisch, sagen wir mal drei Monate, auf Farm 1 arbeiten. Damit verdient man sich ja glaube ich – korrigiere mich, wenn ich falsch liege – das Second Year Visa?

Leonie: Genau, richtig. In 99% der Fälle richtig.

Sebastian: Also man muss mindestens drei Monate bei einem Arbeitgeber oder generell arbeiten?

Leonie: Das ist allgemein, also man muss einfach drei Monate auf einer Farm gearbeitet haben, kann das theoretisch auch stückeln. Die müssen halt einfach nur in der richtigen Region, also in den gewissen Postcodes gelegen sein. Aber wie gesagt, 99% der Farmen, mit denen wir zusammen gearbeitet haben, sind auch diese Farmen, die einen für das zweite Visum qualifizieren.

Sebastian: Sehr cool. Also man könnte, sagen wir mal drei Monate, auf einer Farm arbeiten, in der Zeit Geld ansparen, um dann den Rest des Jahres zu verreisen und dann einfach einen zweiten oder dritten Job dranhängen, um noch mehr Geld zu verdienen, wenn es ausgehen sollte.

Leonie: Richtig, genau.

Sebastian: Und da steht ihr einem von Anfang an bis zum Schluss zur Seite und empfiehlt weitere Jobs?

Leonie: Richtig, also bis zu zwölf Monate oder für dieses eine Work and Holiday Visum hat man immer die Möglichkeit sich bei allen Fragen nochmal an die Kollegen vor Ort zu wenden, an die Trainingsfarm. Da ist es nicht so, dass man da anruft und sagt “Ich hätte ganz gerne oder bin auf der Suche nach einem neuen Job und man kriegt mitgeteilt: “Naja, versuch's doch mal da oder hier kannst du nochmal gucken oder ruf da mal an”, sondern es ist läuft so, dass die Kollegen dann aktiv nach passenden Jobs schauen, dann einem mitteilen zum Beispiel “der und der Arbeitgeber sucht gerade nach jemandem, der wartet nur auf deinen Anruf” oder dass Arbeitgeber dann direkt darüber bei dem Teilnehmer anrufen und sagen “Ich habe hier einen Job für dich, das und das wären deine Aufgaben”. Dann kann der Backpacker noch seine Fragen stellen und dann entscheiden: „Okay super, der Job hört sich perfekt an. Das ist mein nächstes Outback-Erlebnis, was ich machen möchte” und dann startet man den Job. Die Kollegen helfen dann auch wieder bei der Anreise dahin, weil das ja auch ein bisschen tricky im Outback sein kann. Oder man kann halt auch sagen “Nee, das ist noch nicht so ganz der richtige Job. Mal gucken, ob jetzt innerhalb des nächsten Tages noch etwas anderes kommt.“ Ansonsten hat man den ersten immer noch als Alternative.

Sebastian: Ah super. Also man hat dann auf jeden Fall mehrere Möglichkeiten. Du hattest ja am Anfang erwähnt, was die Aufgaben sind, aber für wen ist denn so eine Farmarbeit wirklich was? Hast du da in deiner Zeit, als du dort warst, sowas wie ein Muster gesehen, wer es besonders lange durchhält und wer früh aufhört oder machen alle weiter?

Leonie: Schwierig, also ich muss sagen, ich wurde häufig überrascht. Wir hatten zwischenzeitlich ganz kleine zierliche Mädchen da. Also irgendwie knappe 1,50m groß und nur an die 40 kg, wo man so dachte “Oh Gott und ihr draußen auf der Farm, das wird aber was”. Auf der Farm mussten dann so ganz lange Metallplatten getragen werden. Die Jungs immer schön zu zweit an eine Platte und dann sah man auf einmal dieses kleine Mädel, was sich alleine so eine Platte geschnappt hat und die von A nach B getragen hat, ohne große Probleme, wo das ganze Büro stillschweigend gestaunt hat. Also von daher wurde man immer wieder von den Backpackern überrascht. Wie gesagt, eigentlich sollte man aber so ein bisschen eine Stehauf-Mentalität haben, weil wie du vorhin auch schon meintest, die Farmer können strenge Chefs sein und der Umgangston ist da auch mal ein bisschen härter oder ein bisschen lauter und das sollte man schon abkönnen. Aber ansonsten ist es echt so: Man muss einfach Lust auf das Outback haben, Bock drauf haben mal was ganz anderes zu sehen. Durchhaltevermögen braucht man, weil die ersten Wochen, wie gesagt, oftmals auch nicht so ganz leicht sind. Aber ansonsten eine große Portion an Abenteuerlust, Lust mal richtig anzupacken, sich schmutzig zu machen, zu schwitzen und so alle Aspekte des Farmlebens kennenzulernen. Auch bei dem Farmtraining, wird man, auch wenn man noch nie auf einem Pferd saß, mit einem Pferd ausreiten. Wenn man noch nie Motorrad gefahren ist, fährt man mit dem Motorrad die Berge hoch und runter, durch Sand, durch Pfützen, was auch immer einem gerade in die Quere kommt. Man arbeitet mit einer Kettensäge, repariert Zäune, lernt es, die Kühe zu treiben, mit denen zu arbeiten. Also man muss einfach Bock haben auf was Neues, was Außergewöhnliches und alles einfach ausprobieren wollen.

Sebastian: Das hört sich extrem cool an. Also, ich glaube ich habe Lust auf Farmarbeit. Jetzt geht das Ganze nicht nur in Australien, sondern ihr bietet das auch in Neuseeland an. Gibt es da spezielle Unterschiede? Also Neuseeland ist viel grüner als zum Beispiel Queensland, also ist die Umgebung eine ganz andere. Wie ist das dort?

Leonie: Es ist schon ein bisschen was anderes. Also zum einen klar von der Landschaft her, zum anderen muss man auch einfach sagen von der Größe her. Man hat in Australien Farmen, die sind so riesengroß, dass man, auch wenn man drei Monate da arbeitet, nicht alles von der Farm sehen wird. In Neuseeland sind die Farmen um einiges kleiner. Zudem ist das Programm in Neuseeland auch eher, würde ich sagen, so ein bisschen Richtung Farmstay. Also in Australien ist es schon ein Arbeitsprogramm, das heißt, man wird da auch hart mit anpacken müssen. In Neuseeland ist das Farmarbeitsprogramm eher so eine Kombi. Man packt auch wirklich mit an und hilft auf der Farm bei allen Aufgaben mit, gleichzeitig wird man aber mehr in dieses Familienleben miteinbezogen. Das heißt, Neuseeland ist so ein bisschen, finde ich, persönlich, einfach die etwas zivilisiertere Alternative. So würde ich das jetzt einfach mal beschreiben. Man wird da nicht nur als volle Arbeitskraft angesehen, allerdings bekommt man da zum Beispiel Bezahlung anhand von Unterkunft und Verpflegung, aber nicht zusätzlich noch Geld oben drauf.

Sebastian: Hmm, also wenn man sich quasi auch noch so ein bisschen die Reise finanzieren möchte vor Ort, sollte man vielleicht eher nach Australien gehen, heißt das?

Leonie: Genau, ein bisschen. Aber wie gesagt: Dafür muss man da auch ein bisschen härter mit anpacken. Wenn man halt sagt: “Okay, das Farmleben interessiert mich, aber jetzt wirklich auch für – keine Ahnung – drei Monate oder als festes Programm, wo ich dann mehrere Jobs auf einer Farm mache, dann passt es vielleicht nicht ganz so. Dann würde ich eher zu dem Programm in Neuseeland raten, wo man einfach ein bisschen reinschnuppern kann.

Sebastian: Auf jeden Fall sind es zwei einzigartige Länder, die sich wirklich lohnen. Ich bin in beiden gewesen, ich liebe sie beide. Bietet ihr neben dem Programm, also neben diesem Work&Travel, dieser Farmarbeit, auch noch andere Programme vorne und hinten an? Also Noosa ist ein sehr, sehr cooler Ort, um anzufangen. Landen die meisten direkt aus Deutschland in Brisbane und fangen das dann an oder sind die schon etwas länger da und entscheiden sich dann zu diesem Schritt?

Leonie: Also beim Farmarbeit-Programm ist es schon so, dass die meisten das vorab buchen. Also sich schon vorab ein bisschen damit auseinandersetzen: Was möchte ich während meiner Zeit in Australien gerne machen? Und das von Deutschland aus organisieren und dadurch dann direkt nach Brisbane fliegen und dann weiter nach Noosa fahren. Da kommen sie dann erstmal an, mit den anderen Teilnehmern von diesem Programm aus der ganzen Welt. Das heißt, da werden schon nicht mehr nur Deutsche sein, sondern das ist schon alles Multikulti. Aber dann gibt es natürlich noch die Teilnehmer, die von vorne herein sagen: Farmarbeit ist vielleicht ein bisschen zu hart für mich oder will ich gar nicht. Ich möchte eher in den Städten bleiben. Die sagen dann eher: „Okay, das richtige Work&Travel ist was für mich, wo ich mir auch Jobs in den Städten suchen kann, mit Unterstützung der Partnerbüros.“ Da kann man dann natürlich auch nicht nur in Brisbane starten, sondern wir haben dann auch wieder Standorte in Sydney und auch in Melbourne als Anlaufstellen, sodass man auch zwischenzeitlich während des Jahres, in den Städten wechseln kann.

Sebastian: Ah ja, das hört sich ja sehr gut an. Lass uns langsam zum Schluss kommen. Wir sind schon seit 26 Minuten dabei. Ich habe noch eine Frage, und zwar: Wenn ich mich jetzt dazu entscheide bei Stepin dieses Programm zu machen, also die Farmarbeit in Queensland oder in Neuseeland, muss ich dann bevor ich das bei euch buche schon wissen, wann ich wieder zurückreisen möchte, oder kann ich das offen lassen und einfach nur einen One-Way-Flug buchen?

Leonie: Nee, also theoretisch kann man auch einen One-Way-Flug buchen, weil wir mittlerweile sagen, man kann einfach das Programm, also das Farmarbeit-Programm bei uns buchen über die Homepage und den Flug selbst organisieren oder sich ein individuelles Angebot über uns einholen. Das ist also kein fester Bestandteil von dem Paket und dadurch hat man natürlich auch die Möglichkeit nur ein One-Way-Ticket zu buchen. Wir empfehlen im Normalfall zu einem Return-Ticket, also Hin- und Rückflug, weil es preislich gesehen einfach etwas günstiger ist, auch wenn man den Flug nachher nochmal umbuchen sollte, ist das meistens noch günstiger als zwei Einzeltickets. Aber das darf jeder Teilnehmer trotzdem individuell entscheiden. Wir wollen einfach nur unterstützend zur Seite stehen und das genauso umsetzen, wie es sich jeder wünscht.

Sebastian: Okay, also ihr helft auch bei der Buchung der Reise an sich und günstige Flüge zu finden. Jetzt ist noch eine letzte Frage aufgekommen. Ich könnte Stunden lang über dieses Thema reden, weil es mich wirklich interessiert: Wie weit im Voraus muss ich das denn bei euch buchen oder anfragen, damit ich noch einen Platz bekomme?

Leonie: Ja, also ich empfehle oder wir sagen meistens spätestens drei bis vier Monate vor gewünschter Ausreise in den meisten Fällen. Gerade August, September, Oktober sind die Hauptausreisemonate, da kann das auch schon mal ein bisschen früher ausgebucht sein. Von daher sage ich immer zu früh anmelden gibt's nicht. Das heißt, auch gerne schon früher. Teilweise ist es aber auch möglich, noch zwei Monate vorher noch einen Platz zu ergattern. Also einfach anfragen, aber im besten Falle wäre es schon so vier, fünf Monate vorher.

Sebastian: Okay, also wenn jemand jetzt Abi gemacht hat – Abi macht man meistens, das ist schon lange her, im Mai glaube ich – müsste man so im Dezember schonmal anfragen?

Leonie: Ja, wie gesagt, kurzfristig kriegen wir es oftmals schon irgendwie noch hin, aber man kann es dann halt einfach nicht mehr so garantieren, dass auch an dem Wunschtermin, an dem man starten möchte, wirklich beginnen kann. Dann kann es sich auch mal eine Woche oder zwei Wochen nach hinten oder nach vorne verschieben. Aber wir gucken schon, dass wir es für jeden so umsetzen können, wie er es möchte. Aber im besten Falle, ungefähr ein halbes Jahr oder fünf Monate vorher.

Sebastian: Und altersklassenmäßig, weil ich jetzt zum Beispiel Abitur gesagt habe, aber ich weiß, dass alle Altersklassen zuhören; ein Work&Travel Visum kriegt man ja nur, bis man 31 ist, einschließlich 31 glaube ich, ist das richtig?

Leonie: Richtig. Also man muss das Visum genehmigt bekommen haben, bevor man 31 wird.

Sebastian: Okay und entsprechend ist dieses Programm auch für alle in diesem Alter?

Leonie: Genau, richtig. Wir haben aber auch immer noch Alternativen. Also auch für die, die eventuell kein Work and Holiday Visum für Australien mehr bekommen können, gibt es ähnliche Alternativen mit Touristenvisum. Deswegen muss man nicht traurig sein und denken, da gibt's gar nichts mehr für einen. Wir haben ganz viele andere Sachen im Angebot, aber für das Farmarbeit-Programm selbst wäre es zwischen 18 und 31, richtig.

Sebastian: Okay perfekt, super! Herzlichen Dank, Leonie, für dieses tolle Gespräch. Ich habe jetzt richtig Bock Farmarbeit zu leisten. Ich stelle mir das natürlich auch sehr romantisch vor. Bei mir kommen da ganz viele Bilder im Kopf zusammen. Ich weiß, dass es auch sehr hart sein kann, aber es hört sich extrem cool an. Ich danke dir herzlich für deine Zeit!

Leonie: Ja, gern geschehen. Ich danke dir fürs Zuhören und es hat mir sehr viel Spaß gemacht, mal wieder über meine schöne Zeit in Australien auch zu sprechen.

Sebastian: Ja, man möchte sich am liebsten direkt in den nächsten Flieger setzen und los, ne?

Leonie: Genau, ich wäre auf jeden Fall dabei!

Sebastian: Können wir demnächst in einer anderen Podcast-Folge drüber sprechen. 

Leonie: Ja, das fände ich super, gerne, liebend gerne!

Sebastian: Danke dir, Leonie! Bis bald!

Leonie: Ja gerne, bis dann, tschüss!

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Bewertungen auf iTunes sind super hilfreich für das Ranking der Show und sind für uns die beste Bezahlung für die ganze Arbeit, die in die Show investiert wird. 🙂

Sebastian Canaves
Sebastian Canaves - Reise
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