Podcast: Abenteuer in Kanada als Horse Wrangler mit Alexander

Mount Scenery - Mustang

Viele zieht es nach ihrem Abitur ins Ausland – besonders beliebt ist dabei die Möglichkeit von Work & Travel, dabei zieht es die meisten nach Australien oder Neuseeland. Mein heutiger Podcast Gast Alexander hat jedoch einen ganz anderen Weg gewählt: Direkt nach dem Schulabschluss ist er nach Kanada, um dort in der Wildnis als Horse Wrangler zu arbeiten.

Kanada war schon immer sein Traumziel und er ist seitdem jedes Jahr wieder nach Kanada gegangen um dort einige Monate als Horse Wrangler und auch als Cowboy zu arbeiten. Dabei hat er natürlich nochmal eine ganz andere Seite des Landes entdeckt, als beispielsweise wir bei unserem Roadtrip. Wie er mit der Einsamkeit und den wilden Tieren umgeht und warum er als Horse Wrangler jeden Tag um 3 Uhr früh aufsteht, erfahrt ihr im heutigen Podcast. 

Erfahre in dieser Episode über Horse Wrangler in Kanada:

  • Was die Aufgaben eines Horse Wranglers sind
  • Wie der Tagesablauf eines Horse Wranglers aussieht
  • Wie man mit der Einsamkeit in den kanadischen Wäldern umgeht
  • Wie du an einen Job als Horse Wrangler kommst


Shownotes über 
Horse Wrangler in Kanada:

Sebastian: Herzlich willkommen zu einer neuen Off The Path Podcast Folge. Heute geht es mit einem richtig spannenden Thema los bzw. weiter. Und zwar habe ich Alexander zu Gast und der hat eine ziemlich coole Zeit in Kanada erlebt als Horse Wrangler und als Cowboy. Alexander, schön, dass du da bist und Zeit gefunden hast!

Alexander: Hi Sebastian, ich freu mich, dir ein bisschen von meiner Geschichte erzählen zu dürfen.

Sebastian: Ich bin sehr gespannt. Wir haben viele E-Mails hin und her geschrieben und es hört sich extrem spannend an. Du hast mir Bilder gezeigt, die ich auch später in den Podcast mit einbauen werde, weil man muss die Bilder gesehen haben, um deine Geschichte so zu verstehen. Weil ich es ziemlich crazy finde und ziemlich cool, was du in Kanada alles erlebt hast.  

Alexander: Ja, das ist generell recht schwer, das Ganze in seinem gesamten Ausmaß zu erklären. Deswegen freut es mich, wenn ich die Bilder zeigen darf.

Sebastian: Du bist nach deinem Abitur nach Kanada gegangen, um dort als Horse Wrangler zu arbeiten. Als allererstes: Warum eigentlich Kanada und nicht so wie jeder andere nach dem Abitur nach Australien oder Neuseeland für's Work & Travel?

Alexander: Kanada war schon immer das Land meiner Träume. Das kommt von meinem Opa, mit dem ich aufgewachsen bin und mit dem ich auch immer in den Wäldern der Eifel umhergestriffen bin. Von ihm habe ich auch die Passion für die Natur und die Wildnis übernommen. Er hat zwischen den 70- und 90-Jahren sehr viel Zeit in Kanada verbracht, war damals etwa 10 Mal dort vor allem im Westen, Britisch Kolumbien und ich habe ihn immer und immer wieder darum gebeten, mir die Geschichten zu erzählen und habe mir diese Traumwelt schon als kleines Kind ausgemalt. Eigentlich hatte ich schon als Kind den Traum, dass ich mit ihm einmal rüber nach Kanada gehen und mit ihm Kanada entdecken kann. Nur, während ich dann herangewachsen bin, um bereit für so eine Reise zu werden, ging der Zahn der Zeit natürlich nicht an ihm spurlos vorbei und mit über 80 Jahren und ein Leben als Farmer mit harter Arbeit, schmerzen dann doch irgendwann die Gelenke zu sehr und jeder Schritt tut inzwischen weh. Deswegen konnte er nicht mehr die Reise mit antreten. Ich habe aber den Traum natürlich nicht aufgeben wollen und habe dann, nachdem ich mit der Übergabe meines Abiturzeugnisses und der großen Freiheit, die ich dann hatte, beschlossen, dass ich mich dann alleine auf den Weg mache.

Sebastian: Cool und dann hast du dir deinen DIN-A4 Zettel, dein Abi, geschnappt, hast dich in den Flieger gesetzt und bist dann dort rüber geflogen. Wie war das? Du sagst, es war ein Kindheitstraum. Du hast auch viele Geschichten von deinem Großvater erzählt. War das dann auch so, wie er so erzählt hatte oder hatte es sich krass verändert? Wie war das dann für dich?

Alexander: Es war noch besser als erträumt letztendlich, so wie ich es nach drei Jahren sagen kann. Diese unberührte Natur und Wildnis, die ich dann dort in Kanada finden konnte, war so, wie ich es mir erträumt habe.

Sebastian: Du warst ja dort in Britisch Kolumbien, wir waren gerade erst vor kurzem in Alberta, und das ist dort nicht sehr anders glaube ich – weiß ich nicht -, aber die Natur ist einfach unbeschreiblich, oder? Es ist einfach so unglaublich wild und schön. Das hat mir auch sehr, sehr gut gefallen.

Alexander: Ja eben. Man kann sich das schlecht vorstellen, wenn man es nicht gesehen hat. Auch Bilder können das Ganze schwer erfassen, was diese Natur eigentlich bedeutet.

Sebastian: Und jetzt bist du da angekommen und hast dann als Horse Wrangler angefangen. Was macht ein Horse Wrangler und wie bist du an diesen Job gekommen?

Alexander: Ich habe damals von Deutschland aus einen Outfitter in Britisch Kolumbien, der dort ein Jagdcamp und eine Lodge in der Wildnis betreibt, angeheuert und der hat mich, obwohl ich keine Vorkenntnisse hatte, genommen. Ich wusste nicht viel über die Dinge, die meine Aufgaben sein sollten. Das war mir eigentlich auch ziemlich egal, weil ich eigentlich nur träumerisch dort raus wollte. Ich bin dann 30 Stunden mit einem Greyhound-Bus von Vancouver aus nach Norden gefahren, bis einige hundert Kilometer nördlich von St. John, wurde dort an einer Tankstelle – wie verabredet – abgeholt. Dann hieß es, wir kaufen für drei Wochen Essen ein und morgen fahren wir dich in den Busch in eine Lodge. Das heißt, eigentlich zwei größere Holzhütten, die an einem größeren See lagen und die nur über ein Quadtrail von etwa 70 Kilometern erreichbar sind, die man in ein oder zwei Tagen zurücklegen kann. Da wurde ich dann erst mal abgesetzt und dann hieß es, dass ich erstmal Campguard dieser Lodge wäre. Dann winkte man mir zu und hat mich erstmal da draußen gelassen und mir vorher kurz gesagt, dass ich auf die Hütten aufpassen soll; dass Gäste die die zweite Blockhütte gemietet hätten, dort ankommen würden und ich ihnen erklären würde, wie alles funktioniert mit Propangas und sowas. Das war am Anfang meine Aufgabe. Da wurde ich dann auch erstmal direkt nach einer Woche aufgrund von längerer Regenfälle für drei Wochen abgeschnitten von der Zivilisation. Erst Ende Juli, wenn die Jagdsaison beginnt, wurde mir dann gesagt, dass meine neue Aufgabe der Job des Wranglers ist. Ich konnte mir nicht viel darunter vorstellen. In meinem kleinen Englisch-Duden unter dem Wort Wrangle findet man eigentlich nur “sich zanken” und gewissermaßen beschreibt das ein wenig den Job. Der Horse Wrangler ist eben zuständig für die Pferde des Camps. Wir haben von einem anderen Camp operiert, das nur durch einen Zweitagesritt mit Pferden erreichbar ist oder per Buschflieger.

Der Wrangler ist sozusagen der Pferdejunge, der für die Pferde verantwortlich ist und mit den Pferden arbeiten soll. Diese Pferde in dem Camp, von dem aus wir operiert haben, sind das einzige Transportmittel für die täglichen Touren und in dem Camp hatten wir ca. 30 Pferde. Damit die fressen können, werden die nachts laufen gelassen zum Fressen und der Job des Wrangler ist hauptsächlich, dass er einige Stunden vor Sonnenaufgang aufstehen muss. In meinem Fall hatte ich jedesmal ein Pferd im Camp angebunden, das ich morgens gesattelt habe. Dann bin ich in die Dunkelheit aufgebrochen, um die Pferde zu finden. Diese Pferde bekommen ein Glöckchen um den Hals und man tappt dann sozusagen durch die Dunkelheit und versucht die Pferde zu finden, um sie dann wieder zum Camp zurückzutreiben.

Sebastian: Spannend! Wie alt warst du da? Du warst 18, 19?

Alexander: Ja, 19. Ich bin in dem Jahr 19 geworden.

Sebastian: Und du konntest reiten oder konntest du noch nicht reiten? Oder hast du es dort auf schmerzhafte Weise gelernt?

Alexander: Meine Mutter hatte früher immer Pferde und als kleines Kind hat meine Mutter mich auch versucht zum Reiter zu machen. Nur, das habe ich schon mit 8 Jahren oder so quittiert und gesagt, dass ich Fußball spielen will, wie jedes andere Kind. Ich habe schon mal auf einem Pferd gesessen, aber wirklich reiten konnte ich nicht. Und wie du schon gesagt hast: Ja, auf schmerzhafte Art und Weise habe ich das dann doch gelernt, weil am Anfang wurde ich doch einige Male abgeworfen und habe einige Blessuren davongetragen. Aber es war alles Learning by doing. Ich habe täglich ca. 10 bis 12 Stunden auf dem Pferd gesessen und bin geritten. Dann lernt man es eigentlich oder ich musste es eben lernen.

Sebastian: Jaja, ich stelle mir das ziemlich cool vor, aber wahrscheinlich ist das auch eine der krassesten Herausforderungen die du in deinem Leben bisher bewältigen musstest. Wie war das? Wann bist du aufgestanden? 4 oder 5 Uhr, bevor die Sonne aufgeht, um dich dann auf dein Pferd zu setzen und die anderen Pferde zu suchen, oder?

Alexander: Ja, ich bin am Anfang der Saison meistens schon um 3 Uhr aufgestanden. Man ist auch sehr weit im Norden und die Sonne geht schon früh auf. Das Ziel ist eigentlich, dass man morgens bei Sonnenaufgang die Pferde zurück im Camp hat und fertig ist. Wie gesagt, ich bin aufgestanden und ich war auch der einzige Wrangler, das war dann auch ich alleine. Ich habe mein Pferd gesattelt; das war jeden Morgen eigentlich auch ein anderes Pferd. Deswegen war das schon immer ein ziemlich großer Spannungsfaktor, weil ich am Anfang auch die Pferde nicht so kannte und absolut nicht klar war, auf welche Wundertüte ich mich jetzt gerade wieder draufsetze. Dann musste ich losreiten und versuchen, die Pferde zu finden und jeder Morgen war da ein riesiges Abenteuer, weil nie klar war, was an diesem Morgen wieder auf mich zukommt, weil 30 Pferde sind Tiere; die haben ihren eigenen Kopf und die waren dann auch immer dafür gut, mit einer neuen Herausforderung auf mich zu warten. Dass die sich irgendwie verstecken oder schwer zu finden sind. Das Wetter kann sehr übel sein. Das Pferd, das ich geritten bin kann auch mal am Morgen absolut keine Lust auf mich haben und hat mir dann auch so einige Rodeos bereitet. Wie gesagt: Jeder Morgen war ein absolutes Abenteuer und jeder Ritt in Dunkelheit war ein Aufbruch in die Ungewissheit, gewissermaßen.

Sebastian: Dieses Camp in dem du gelebt hast – was hat das gemacht? Für was wurden die Pferde dort genutzt oder sollten die da einfach nur über den Sommer über in der Natur sein?

Alexander: Wie gesagt, ich habe für einen Outfitter gearbeitet. Das Camp war eigentlich ein Jagdcamp.

Sebastian: Was ist ein Outfitter?

Alexander: Ein Outfitter ist jemand, der ein Jagdcamp oder ein Jagdgebiet im Norden Britisch Kolumbiens betreibt.

Sebastian: Ah, okay. Ich dachte, das hat vielleicht irgendwas mit Outfit oder Klamotten zu tun.

Alexander: Ja, es ist ja gewissermaßen ein Ausrüster, der die Camps hat und Pferde. Daher kommt das Wort gewissermaßen auch.

Sebastian: Ahhh! Und dieses Jagdcamp wurde dann von den Gästen genutzt, um jagen zu gehen.

Alexander: Genau. Ich war sozusagen auch Teil des Outfits, da ich mich darum gekümmert habe, dass die auch am Morgen da sind.  

Sebastian: Cool. Du warst in diesem Camp drei Monate?

Alexander: Als ich das erste Mal nach Kanada gegangen bin, wurde ich in den ersten Tagen des Junis an dieser Tankstelle irgendwo am Alaska Highway abgeholt und am nächsten Tag direkt in die Wildnis gebracht und habe dann auch zum ersten Mal, Anfang Oktober, überhaupt die Zivilisation mit einer Straße gesehen. Das war das erste Mal, dass ich wieder Zivilisation gesehen habe. In der ganzen Zeit hatte ich auch keinen Strom, kein fließend Wasser, natürlich auch keinen Zugang zum Internet.

Sebastian: Spannend!

Alexander: Auf jeden Fall etwas ganz anderes. Im letzten Jahr war ich dann wieder zweieinhalb Monate in der Wildnis selbst und in diesem Jahr auch wieder eineinhalb oder zwei Monate.

Sebastian: Krass. Und was waren für dich die spannendsten Momente in dieser Zeit? Was fällt dir als allererstes ein, wenn du zurückdenkst? Irgendwas, was total spannend war.

Alexander: Wie gesagt: Jeder Morgen war das große Abenteuer. Eine sehr prägende Zeit für mich war am Anfang, in meinem ersten Jahr, als ich für das Camp gearbeitet habe und Campguard war. Das war ich auch alleine und ich war gerade erst eine Woche da. Die ersten Gäste waren gerade da und sind dann wieder abgereist. Laut Plan sollten am Wochenende wieder ein paar Angler ankommen. Wie gesagt, man ist 70 Kilometer von der nächsten Straße und 300 Kilometer von der nächsten Stadt oder Siedlung entfernt. Dann gab es aber heftige Regenfälle und die Schneeschmelze trat ein. Dadurch sind mehrere Flüsse über die Ufer getreten und es gab keinen Zugang mehr zu dem Ort an dem ich war. Da war ich dann drei Wochen lang der einzige Mensch dort draußen und das war ein sehr prägendes Erlebnis, das auch irgendwie sehr hart war. Vor allem wenn man aus Deutschland kommt, sieht man: Am Tag ist man es gewohnt hunderte Menschen zu sehen, mit Menschen zu sprechen oder sowas und plötzlich drei Wochen lang keinen einzigen Kontakt mehr zu irgendeinem Menschen zu haben und zur Außenwelt, das war doch schon hart und vor allem psychisch eine gewisse Herausforderung, die mich aber im Endeffekt sehr geprägt hat.

Es gab auch danach noch viele Momente, an die ich mich sehr gerne zurück erinnere.

Sebastian: Was macht man dann wenn man so lange alleine ist? Fängt man dann an mit sich selbst zu reden?

Alexander: Ja, auf jeden Fall. Ich hatte zum Glück noch einen Hund dabei als Partner, der auch da draußen sehr wichtig ist, weil's sehr viele Bären gibt, die auch öfters mal um die Hütten herumschleichen und in den Hütten auch nach Futter suchen. Da war der Hund auch eine wichtige Alarmanlage und ein sehr wichtiger Partner in dieser Zeit. So hatte man dann sozusagen einen Freund dabei, aber nach zwei Wochen oder so habe ich auch intensive Selbstgespräche geführt. Zum Glück gab es sehr viele Bücher, die ich lesen konnte. Ich habe die Umgebung erkundet. Das war eigentlich ein wundervoller Ort an dem ich war: Ein malerischer blauer Bergsee, umgeben von schneebedeckten weißen Gipfeln. Ich konnte dort mit dem Kanu auf dem See fahren und Angeln, aber vor allem, dass ich gerade erst dort angekommen war und alles für mich so neu war… dann plötzlich da draußen zurückgelassen zu sein und wirklich der einzige Mensch im Umkreis von 50 Kilometern oder so zu sein, das war für mich damals schon krass.

Sebastian: Das kann ich mir sehr gut vorstellen. Ich bin auch viel in der Natur unterwegs und wenn man manchmal um 14, 15 Uhr das allererste Mal den Mund aufmacht und die eigene Stimme hört, weil man den ganzen Tag nichts gesagt hat und niemandem etwas erzählen konnte, dann erschreckt man sich manchmal so ein bisschen.

Alexander: Ja, genau.

Sebastian: Und wenn man das jeden Tag hat und niemanden hat, dem man was erzählen kann außer einem Hund, mit dem man aber keine richtige Unterhaltungen führen kann, dann fängt man irgendwann an, eine Unterhaltung zu führen.

Alexander: Ja, man tut das wirklich.

Sebastian: Total krass, cool und spannend! Wie waren denn dann deine Begegnungen mit diesen wilden Tieren. Egal wo du aus Deutschland herkommst, so eine Begegnung hast wahrscheinlich noch nie gehabt, weil wir das einfach in Deutschland nicht haben. Wir hatten mal vor ein paar Jahren Bruno, den Bären gehabt und wir haben immer mehr Wölfe, aber denen begegnet man ja eigentlich nicht wirklich. Wie war das für dich da draußen in der Natur, diesen Tieren da so zu begegnen?

Alexander: Es ist natürlich das erste Mal, dass ich so nah an einen Elch kam. Als ich am Anfang in der Lodge war, sind die Elche 20 Meter an der Hütte vorbeigelaufen und das war dann schon unglaublich, wie groß so ein Elch ist. Vor den Begegnungen mit Bären hatte ich von Anfang an sehr großen Respekt. Da man vorher natürlich so Horrorstories von Bärenattacken oder sowas geprägt wird – vor Ort sah das natürlich ganz anders aus. Da hat man sich schnell an diese Gefahr, die aber eigentlich genau so gefährlich ist, wie wenn man hier im Auto im Verkehr unterwegs ist und möglicherweise einen Autounfall hat – so verhält sich das auch gewissermaßen mit den Bären dort draußen. Aber natürlich ist das ein schwer zu beschreibender Moment, als ich einen Bären gesehen habe, der nicht so weit weg ist. Man ist sich der Gefahr natürlich bewusst, aber andererseits ist man sehr begeistert darüber, dieses Tier zu sehen, was man auch nicht so häufig zu sehen bekommt.

Mit den Wölfen ist es auch dort so, sie sind wie Geister. Ich habe immer und immer wieder nachts die Wölfe heulen gehört. Wir man dann auch selber heult, kann man die Wölfe dazu bringen, zurückzuheulen. Man hat auch gemerkt, dass sie irgendwo im Busch einige Meter von einem weg waren, aber sie dann wirklich zum ersten Mal zu sehen, das ist ein sehr besonderer Moment. Für mich ist der Wolf auch das Symbol von Wildnis.

Sebastian: Das ist auch ein sehr majestätisches Tier? Es ist immer so omnipräsenent. Man weiß, dass es da ist, aber man sieht es dann irgendwie nicht. Hast du vor Ort auch ein Gewehr gehabt und solche Sachen?

Alexander: Ja, das brauchte ich schon. Vor allem, weil ich sehr viel alleine unterwegs war. Mit den Bären ist es wie gesagt, wie im Straßenverkehr. Es kann immer ein Autounfall passieren und man ist halt besser angeschnallt. Ich habe das Gewehr nie benutzen müssen, aber wenn man dort draußen so viel alleine unterwegs ist, ist es besser eine gewisse eigene Sicherheit zu haben.

Sebastian: Ja, hast du einen Waffenschein?

Alexander: Ja, ich habe einen Jagdschein und gehe auch in Deutschland auf die Jagd.

Sebastian: Den hattest du vorher schon?

Alexander: Ja genau. Ich bin seit ich ein kleines Kind bin, immer in Deutschland mit zur Jagd gegangen und habe den Umgang mit der Natur früh gelernt, auch den Umgang mit Tieren und wie man Tieren gegenübertritt und so etwas.

Sebastian: Cool. Jetzt hast du diesen Job als Wrangler schon ein paar Mal gemacht, drei Jahre immer wieder?

Alexander: Ja genau. Ich habe in 2013, 2015 und noch mal in diesem Jahr als Wrangler gearbeitet.

Sebastian: Dann hat sich meine Frage erledigt. Meine Frage wäre gewesen: Würdest du es nochmal machen, aber du hast es ja jetzt wiederholt gemacht. Ist das sowas, wie ein Traumjob?

Alexander: Ja, das ist ja Teil des Lebens in der Wildnis und das ist es warum ich das mache. Gewissermaßen ist es zu meinem Lifestyle geworden und gibt mir durch's Jahr hinweg eine gewisse Balance. Hier ist man in einem ganz anderen Stress der Zivilisation und alles ist hektisch und alles verläuft nach gewissen Strukturen und Plänen und all sowas und da ist es in der Wildnis zu leben eine gewisse Auszeit, die auch eine gewisse Balance in mein Leben bringt.

Sebastian: Gibt es denn etwas Vergleichbares, was du hier in Deutschland machen könntest, was dieser Arbeit nahe kommt?

Alexander: Nein, ich würde sagen auf keinen Fall. Ich glaube kaum, dass man hier in Deutschland irgendeinen Ort findet, an dem man vielleicht 3 Kilometer weg von Menschen kommt oder an denen es unberührte Wildnis gibt. In diesen Gebieten in denen ich arbeite sind Pferde wirklich das einzige Transportmittel. Es gibt hier nichts Vergleichbares.

Sebastian: Überlegst du jetzt vielleicht dauerhaft zurück nach Kanada zu gehen oder ist das etwas, wo du sagst: Das mache ich ein paar Monate alle paar Jahre und dann bleibe ich hier oder hat dich das so sehr geprägt, dass du jetzt zusehen möchtest, dass das für immer dein Leben oder ein großer Teil deines Lebens ist?

Alexander: Es ist doch sehr prägend und eigentlich etwas, wo ich gerade nicht die Vorstellung habe, dass ich das mal nicht machen könnte. 2014 konnte ich zum Beispiel dann nicht wieder zurückgehen, wo ich gemerkt habe, dass es ein wichtiger Teil meines Lebens geworden ist und ich das auf jeden Fall machen will. Vielleicht will ich irgendwann dauerhaft in Kanada bleiben. Im Frühjahr beende ich mein Studium und will erst noch einiges mehr von der großen Welt sehen und deswegen plane ich nicht wirklich soweit.

Sebastian: Reitest du zuhause noch?

Alexander: Nee, eigentlich gar nicht. Es ist halt anders. Es geht mir da vor allem um die Orte, in denen man sich bewegt. Das Pferd, was ja eigentlich auch eines der ältesten Fortbewegungsmittel ist; wenn man das in unberührter Natur macht, dann ist das natürlich etwas ganz anderes.

Sebastian: Aber das Leben mit dem Pferd und in der Natur ist für dich sehr wichtig. Du hast mir nämlich auch noch erzählt, dass du nicht nur als Horse Wrangler in Kanada gearbeitet hast – in British Columbia -, sondern auch in Saskatchewan als Cowboy.

Alexander: Ja genau. Das war in diesem Jahr. Und zwar als ich dieses Jahr im Yokon mit jemandem zusammengearbeitet habe als Wrangler, dessen Eltern eine Ranch hatten und er hat mir immer wieder vom Viehtrieb erzählt und wie es ist, Kühe zu treiben. Jeder kleine Junge hat sich gerne mal als Cowboy verkleidet und diese Vorstellung gehabt gerne Cowboy zu sein. Dann habe ich mir einfach gedacht “Frag doch einfach mal, ob du helfen kannst”. Dann bin ich nach Saskatchewan und habe bei diesem Viehtrieb geholfen, der auch mit Pferden durchgeführt wird.

Sebastian: Sehr cool! Ich würde sagen Alex, wir machen an dieser Stelle hier einfach schluss. Und wenn die Zuhörer sich auch für diese Story interessieren – wir machen es mal richtig spannend und fordern jetzt mal ein bisschen Feedback. Ich finde es total klasse, was du alles in Kanada erlebt hast und ich finde deine Cowboystory ist eigentlich eine andere und die sollten wir getrennt aufnehmen, weshalb wir an dieser Stelle jetzt einfach mal sagen: Danke, dass du das alles mit uns geteilt hast. Es ist total spannend und ich habe irgendwie richtig Bock, sowas auch zu machen.

Wobei, da habe ich nochmal eine Frage: Wenn ich jetzt Horse Wrangler werden möchte – du hast den Job schon in Deutschland bekommen oder?

Alexander: Ja, ich habe von Deutschland aus diesen Job klargemacht, indem ich jemanden, der dort als Outfitter tätig ist angefragt habe. Ich habe da auch etwas Glück gehabt, dass man mich genommen hat, obwohl ich eigentlich null Erfahrung hatte und sozusagen ungeeignet für den Job war. Ich konnte vorher nicht reiten; ich war noch nie in der Wildnis.  

Sebastian: Cool! Hast du da vielleicht irgendeine Information? Gibt es irgendwelche Webseiten, wo man sich informieren kann und wie man an soetwas rankommt, wenn man sich dafür interessiert?  

Alexander: Ich würde mich da auch bereit erklären, dass man mich persönlich dazu fragen kann. Webseiten sind denke ich mal schwierig. Natürlich gibt es da verschiedene Outfitter oder sowas, die man fragen kann.

Sebastian: Cool, dann würde ich das so machen: Ich würde dich nach dem Interview in unsere Off The Path Facebook-Gruppe einladen, wo die ganzen Teilnehmer dir persönlich Fragen stellen können, falls sie solche haben und dann würde ich aber auch sagen, dass alle Zuhörer bitte aktiv werden und der Gruppe auch beitreten, um für das nächste Thema abzustimmen, wenn wir dann über deine Cowboy-Erfahrung sprechen.

Alexander: Alles klar! Ich stehe auch gerne noch zu weiteren Fragen bereit und kann vielleicht noch vieles weitere erzählen zu dem Teil des Wranglers. Also, gerne fragen und wer da interesse hat, da quatsche ich gerne drüber.

Sebastian: Sehr, sehr gerne. Ich bin mir ziemlich sicher, dass du noch richtig viel zu erzählen hast aus drei Jahren Wrangler-Erfahrung. Es ist ein bisschen schwer, das in 30 Minuten zu komprimieren. Aber vielen, vielen Dank für deine ganzen Informationen, für die Zeit, die du dir genommen hast und dann wünsche ich dir erstmal noch einen wunderschönen Tag!

Alexander: Alles klar. Dir auch vielen Dank und noch eine gute Reise!

Sebastian: Danke, bis bald, tschüss!

Alexander: Bis bald, tschüss!

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Sebastian Canaves
Reiseblogger, Buchautor, Abenteurer
Ich bin Sebastian und habe Off The Path 2011 gegründet. Als Reise-Experte versuche ich dir die schönsten Orte, Sehenswürdigkeiten und Erlebnisse auf der ganzen Welt auf diesem Blog näherzubringen!
sebastian canaves
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