Podcast: Thüringen entdecken mit Kerstin Neumann

Auch in dieser Folge bleiben wir in Deutschland. Nachdem wir im letzten Podcast Abenteuer in Mecklenburg-Vorpommern entdeckt haben, geht es heute nach Thüringen. Dieses kleine Bundesland in der Mitte Deutschlands ist super aus allen Ecken erreichbar und hat eine Menge zu bieten: in einem Bierfass oder wie die Hobbits übernachten, Stand Up Paddling und Hausboot Touren oder Aktivitäten in den vielen Naturparks und Wäldern!

In dieser 32. Off The Path Podcast Folge hat sich Kerstin vom Tourismusverband Thüringen die Zeit genommen, uns ihre besten Tipps für alle Jahreszeiten zu verraten. Wo du in einem Bierfass oder auf einer Brücke übernachten kannst, welche coolen Touren mit dem Rad oder zum Langlaufen im Angebot stehen und wo es das ganze Jahr über das beste Eis gibt, gibt's in dieser Folge unter anderem für dich. 

Erfahre in dieser Episode über Thüringen:

  • Wie du Thüringen in 48 Stunden entdecken kannst
  • Was Thüringen für Radfahrer zu bieten hat
  • Wo die besten Gewässer zum Stand Up Paddling zu finden sind
  • Was es mit dem Hausboot Helga auf sich hat
  • Wo du durch Baumwipfel laufen kannst
  • Welche wilden Tiere in Thüringen leben und wo du sie beobachten kannst
  • Welche ungewöhnlichen Übernachtungsmöglichkeiten in Thüringen auf dich warten
  • Auf welcher Brücke du mal übernachten solltest
  • Wo du Pralinen mit Thüringer Thymian und das beste Eis verkosten kannst

Shownotes über Thüringen:

Sebastian: Herzlich willkommen zu einer neuen Off The Path Podcast Folge. Heute habe ich wieder einen ganz besonderen Gast im Podcast, und zwar Kerstin vom Tourismusverband in Thüringen. Ihr hattet vor einiger Zeit gefragt “alles schön und gut, diese ganzen Reisen, diese ganzen exotischen Länder, aber was können wir denn eigentlich hier in Deutschland so alles machen?” und hattet nach Tipps gefragt. Deshalb freue ich mich, dass Kerstin Zeit gefunden hat. Kerstin, herzlich willkommen!

Kerstin: Hallo Sebastian, danke für die Einladung! Ich freue mich auch sehr.

Sebastian: Thüringen ist in Deutschland eigentlich super zentral, für jedermann recht einfach zu bereisen. Ich sitze jetzt zum Beispiel gerade in Berlin. Mit dem ICE ist man in zwei Stunden da, mit dem Auto in drei. Was macht Thüringen so besonders im Vergleich zu anderen Bundesländern?

Kerstin: Genau, das stimmt. Thüringen liegt wirklich in der Mitte von Deutschland. Es ist super erreichbar. Das ICE-Kreuz wurde jetzt gerade neu ausgebaut. Das heißt, Berlin ist jetzt – wie du es gesagt hast – schon super nah rangerückt. 1:45 Stunde dauert es jetzt nur noch und 2017 kommt auch noch München. Dann dauert es nach München nur noch 2:30 Stunden. Also gut erreichbar sind wir schon mal. Man kann ja auch wahnsinnig viel erleben. Ich bin selber vor ca. 6 Jahren nach Erfurt gezogen und habe mich sofort in die Stadt verliebt. Irgendwie ging das dann auch so weiter. Ganz Thüringen hat jetzt mein Herz erobert. Es ist ein wunderschönes Bundesland, ein eher kleines, hat aber eine wahnsinnig tolle Mischung aus Natur und Kultur. Das gefällt vor allem den Besuchern, das gefällt uns, die hier leben, weil man kann an einem Wochenende eigentlich alles machen, was man machen möchte. Ob das jetzt eine Wanderung ist, ob das ein Theaterbesuch ist oder Museen besuchen, das geht wirklich alles Ratzfatz, sogar an einem Tag. Das genießen wir hier alle. Viele kommen hierher und sagen “Mensch, was können wir denn an diesem einen Wochenende machen?” Wir haben uns darauf spezialisiert: Erfurt oder Weimar oder auch ganz Thüringen in 48 Stunden. Da haben wir unterschiedliche Programme, die findet man bei uns auch online und das macht das für alle sehr angenehm. Häufig will man ja nicht diese wahnsinnig große Reise machen, sondern man möchte eher mal eine kleine Auszeit. Dafür, finde ich, bietet sich Thüringen einzigartig an.

Sebastian: Ja, super. Diese 48 Stunden Programme, was könnte man denn als aktiverer Reisender machen? Wenn man ein bisschen mehr mit der Natur verbunden ist, was habt ihr da im petto?

Kerstin: Man kann in Thüringen super wandern oder radfahren. Man kann auch viel auf dem Wasser machen, aber die meisten Sachen die wir anbieten, sind Wander- oder auch Radwege. Ich persönlich bin super gerne mit dem Rad unterwegs. Vor zwei Wochen bin ich erst nach Weimar gefahren mit dem Zug von Erfurt, das dauert 15 Minuten, also total nah, mit meinem Fahrrad – das kann man ja mitnehmen – und habe mir dann erstmal Weimar angeschaut und habe mich dann auf's Fahrrad geschwungen und bin nach Bad Sulza gefahren auf dem Ilmtal-Radweg. Das ist ein wunderschöner Radweg, den kann man auch mit der Familie machen oder Leute, die sagen “Ich habe keine Lust immer bergauf und bergab zu fahren”, sondern einfach schön gemütlich durch die Natur am Fluss entlang. In Bad Sulza gibt es ein wunderschönes Weingut, wo man mal vorbeischauen und Wein probieren kann und danach in die Therme nach Bad Sulza und einfach mal entspannen, Seele baumeln lassen. Ich finde das immer ein herrliches Programm. An einem Tag komplett aus dem Alltag raus und Energie tanken für die nächste Woche.

Sebastian: Und dann mit dem Rad zurück nach Erfurt oder Weimar?

Kerstin: Ja, genau. Wenn man Lust hat, kann man das natürlich machen. Wenn man aber sagt “Boah, nach schwimmen und Wein fühle ich mich da jetzt nicht mehr so”, dann ist da auch ein Bahnhof und man steigt einfach schnell in den Zug und fährt dann in ca. 45 Minuten wieder zurück nach Weimar oder Erfurt, je nachdem, wo man starten möchte.

Sebastian: Cool! Wenn ich als Reisender bei euch unterwegs bin, sollte ich dann mein Rad mitnehmen oder kann ich das überall in jeder beliebigen Stadt ausleihen und dann wieder woanders zurückbringen? Oder muss ich es an der gleichen Stelle zurückbringen?

Kerstin: Wir haben ein ganz tolles Programm. Das ist ein Dienstleister hier in Thüringen, der heißt Travel Butler und der arbeitet mit sehr vielen Hotels zusammen. Das heißt, wenn man sein Zimmer bucht, kann man auch gleichzeitig ein Fahrrad mitbuchen, wenn man schon weiß, man möchte Fahrradfahren und dann wartet das Fahrrad sozusagen im Hotel auf einen. Wenn man sich spontan entscheidet, das ist auch kein Problem. Die meisten Hotels in Thüringen haben tatsächlich ein gewisses Kontingent an Fahrrädern da, beispielsweise auch E-Bikes. Das ist jetzt ganz neu und auch toll. Da muss man es nicht unbedingt mitnehmen. Viele sagen zwar “Ich fahre lieber mit meinem eigenen Rad”, aber wenn man sich spontan entscheidet, dann ist das auf jeden Fall gar kein Problem. Vor Ort kriegen wir das immer organisiert. Wie gesagt, die meisten Hotels haben es vor Ort. Die Rückgabe ist meist schon so, weil es ja dann vom Hotel ein Kontingent ist, dass man es an seinem Startpunkt oder da wo man es ausgeliehen hat, wieder zurückbringt.

Sebastian: Cool. Du hast vorhin auch Wasser erwähnt. Also gibt es dort einige Seen und Flüsse.

Kerstin: Genau.  

Sebastian: Was kann man da so machen?

Kerstin: Das ist ganz vielfältig. Wir haben einmal das Thüringer Meer – das klingt schon mal sehr schön. Da sind die Hohenwarte- und Bleilochtalsperre. Die sind wahnsinnig groß und wunderschön. Da kann man viel machen. Viele haben da auch ihre eigenen Boote, man kann auch Boote leihen, man kann mit einem Stand Up Paddel unterwegs sein. Ich glaube, es wird sogar Surfen angeboten. Das ist sehr vielfältig. Was ich aber auch schön finde: Man kann eine Mischung aus Stadt und Natur machen. Das gibt es in Jena und da kann man mit dem Kanu oder mit dem Stand Up Paddle nach Jena reinpaddeln. Das ist eine ganz schöne Route, wo man in der Natur startet, dann ist man so zwei, drei Stunden auf dem Wasser unterwegs und hat da eine wunderschöne Landschaft und man nähert sich dann so langsam der Stadt. Die Endstation ist dann gleich an einem Biergarten in der Nähe von Jena. Das ist großartig. Man legt dann da an, zieht das Boot aus dem Wasser und geht dann gleich mal ein Bierchen oder eine Schorle trinken, isst was, stärkt sich und kann danach dann noch, wenn man Lust hat, in die Stadt gehen.

Sebastian: Das hört sich auf jeden Fall sehr cool an. Ich liebe Stand Up Paddling. Das ist einfach richtig geil und es ist gar nicht mal so schwer, wie sich Leute das vielleicht vorstellen. Man braucht ein bisschen Balance, aber sonst ist es total klasse.

Kerstin: Ja genau, super klasse. Das kann man richtig schnell lernen. Wir haben in Erfurt dafür auch einen Store oder eine Schule, die zum Beispiel auch anbietet, dass man hier in der Nähe an einem See mal verschiedene Boards testen kann. Ganz oft ist es ja so, dass man sich einfach ein x-beliebiges nimmt, aber da gibt es ganz viele Unterschiede. Das ist auch toll. Man trifft sich mit denen, kann dann die verschiedenen Boards testen auf dem See, hat da ganz gute Bedingungen, um einfach mal herauszufinden, was für ein Typ man ist und was man so selber mag beim Stand Up Paddeln, und das ist großartig.

Sebastian: Cool! Weißt du den Namen des Anbieters?

Kerstin: Nee, weiß ich gerade nicht aus dem Kopf. Das müsste so heißen wie Fun & Sport oder so, in Erfurt. Da muss ich noch mal gucken.

Sebastian: Das ist nicht schlimm, das können wir dann einfach später in den Shownotes verlinken und dann weiß ich Bescheid und kann dich kontaktieren. Das hört sich auf jeden Fall super an. Ich habe letztens so eine Hausboottour gemacht. Jetzt hast du vorher das Thüringer Meer erwähnt, dass man da auch Boote leihen kann. Sind das auch solche Hausboote oder sind das mehr Motorboote?

Kerstin: Am Bleilochstausee kann man tatsächlich ein Hausboot mieten und dort auch eine längere Zeit bleiben. Es hat auch Kabinen, ich glaube vier bis acht Leute können in diesem Hausboot unterkommen und man kann es für eine längere Zeit mieten. Das Hausboot hat auch einen Namen, das heißt Helga. Also sehr schön. Das ist aber, soweit ich weiß, das einzige Hausboot, das man in Thüringen mieten kann. Ansonsten ist es so, dass man gerade am Thüringer Meer vor allem Segelboote mieten kann und natürlich ganz normal Tretboote oder kleinere Motorboote, wenn man eine kleinere Tour machen möchte, das geht auch.

Sebastian: Cool. Jetzt habt ihr in Thüringen natürlich auch ganz viel Wald und ganz viel Natur. Gibt es da besondere Naturerlebnisse die man dort haben kann.

Kerstin: Wir haben acht nationale Naturlandschaften. Das ist für die Fläche, die Thüringen hat…

Sebastian: …das ist ziemlich viel.

Kerstin: …das ist ziemlich viel, genau. Jede Naturlandschaft hat ihre eigenen Besonderheiten. Was ich immer ganz gerne empfehle, um hereinzukommen, ist der Nationalpark Hainich. Der gehört auch zum UNESCO Weltkulturerbe, wurde 2011 ausgezeichnet und der macht es ganz einfach, sich der Natur zu nähern. Es gibt da nämlich einen Baumkronenpfad. Da ist man ca. 40 Meter höher und läuft da durch die Baumwipfel.

Sebastian: Das ist ja cool.

Kerstin: Ja, das ist total cool. Man kann vor allem die Natur aus einem anderen Blickwinkel sehen. Man ist wirklich in den Baumwipfeln unterwegs. Die Tour macht man am besten mit einem Ranger, weil der einem noch soviel dazu sagen kann. Ich war jetzt mindestens schon zehn mal dort und jedes Mal habe ich was anderes entdeckt. Das war herrlich. Im Frühling waren es die ganzen verschiedenen Vogelarten, die dann da auch brüten. Also wirklich immer wieder was Neues und es gibt dort auch in der Nähe vom Nationalpark Hainich – dafür ist er nämlich eigentlich bekannt – ein Wildkatzendorf. Die Wildkatze ist eigentlich im Nationalpark heimisch. Man sieht sie aber so einfach sehr, sehr selten, weil das ein wahnsinnig scheues Tier und vor allem auch nachtaktiv ist. In dem Wildkatzendorf hat man die Möglichkeit, drei oder vier Katzen mal kennenzulernen und zu sehen. Da gibt es auch verschiedene Fütterungen, an denen man teilnehmen kann. Das ist ein total tolles Erlebnis für Kinder, aber auch genauso für Erwachsene. Das ist sehr, sehr schön. Die Wildkatze sieht eigentlich aus wie eine Hauskatze und ist ein bisschen kräftiger, das Fell ist natürlich ein bisschen buschiger, aber es ist sehr schön. Man vertut sich da. Es ist wirklich eine Wildkatze, man kann da nicht zu denen ins Gehege und die streicheln oder sowas, die sind relativ stark und aggressiv. Ich würde sie in der Natur wahrscheinlich nicht einfach streicheln, man kann sie auch nicht streicheln, aber es ist total toll dieses Tier zu sehen und zu beobachten.

Sebastian: Ich finde es sowieso immer erstaunlich, wenn man so durch Deutschland reist, unsere einheimischen Tiere besser kennenzulernen, weil man davon keine Ahnung hatte oder viele davon ausgerottet worden sind und sich so langsam wieder ansiedeln. Jetzt habt ihr natürlich nicht nur unglaublich viel Natur – du hast ja gerade erwähnt, Jena, Weimar, Erfurt sind natürlich große, bekannte Städte. Was kann man denn in den Städten so Besonderes machen.

Kerstin: Die Städte sind immer noch kleine Städte, also es sind keine Metropolen, aber das macht es ja auch irgendwie sehr besonders. Erfurt hat zum Beispiel einen ganz tollen mittelalterlichen Stadtkern, wirkt aber überhaupt nicht antiquiert. Man hat nicht das Gefühl, dass das irgendwie eine ausgestorbene, tote Stadt ist, sondern hier blüht das Leben. Es ist total nett. Man schlendert durch viele, viele, kleine Gässchen, hat tolle kleine Cafés. Ich betreibe das immer so: Erfurt ist im Sommer so ein bisschen Bella Italia. Man hat überall auf den Plätzen das Gefühl, man ist irgendwie in einer südlichen Stadt oder irgendwie in Italien unterwegs. Die Erfurter selber genießen auch das Leben, sitzen auch unter der Woche gerne in den Cafés und Bars draußen und lassen es sich gut gehen und davon kann man sich super anstecken lassen. Ansonsten hat es natürlich wahnsinnig viel Kultur. Weimar war die Kulturhauptstadt 2009 und hat mit Goethe und Schiller zwei wahnsinnig bekannte Persönlichkeiten. Mittlerweile gehören glaube ich 17 Stätte alleine in Weimar zum Weltkulturerbe. Also, das ist Wahnsinn. Was ich aber schön finde – auch da lässt man sich immer wieder neue Sachen einfallen – dass man dieses Weltkulturerbe nicht auf eine trockene, staubige Art entdeckt, sondern dass es lebendig wird. Zum Beispiel das Thema Bauhaus: Da gibt es einen Bauhaus-Spaziergang, den man mit Studenten durch die Stadt machen kann. Da wird gezeigt: Wir leben hier mit dieser Kultur weiter, wir halten diese Tradition am Leben und bringen sie auch in die heutige Zeit. Das macht natürlich viel mehr Spaß, wenn man mit einem Studenten, der gerade an der Bauhaus-Uni studiert durch die Stadt läuft und der einem aus seiner Sicht die ganzen Besonderheiten zeigt, als wenn man nur durch ein Museum läuft und da diese ganzen Stücke sich einfach nur anschauen kann. Das finde ich toll! Das ist in Weimar möglich, das ist in Erfurt möglich, das ist natürlich auch in Jena möglich.  

Sebastian: Ja, cool. Zwischen diesen ganzen Städten, aber auch draußen in der Natur: Wie komme ich da von A nach B? Jetzt haben wir vorhin kurz besprochen – du hast gesagt, die ICE Strecke München – Erfurt wird gerade ausgebaut, Berlin ist schon ausgebaut. Also, man kommt mit der Bahn schon mal hin, aber wie kommt man denn in Thüringen rum? Ist das ganz einfach von A nach B mit der Bahn zu fahren oder sollte man dann doch lieber das Auto mitbringen?

Kerstin: Es kommt drauf an. Die Städte an sich sind super miteinander vernetzt. Da kommt man überall ganz einfach mit der Bahn hin und teilweise auch schneller, als wenn man sich jetzt ins Auto setzen würde. Wenn man weiter in die Natur möchte, also gerade in den Thüringer Wald oder vielleicht noch weiter in die obere Saale, ins Thüringer Schiefergebirge, dann würde ich schon empfehlen mit dem Auto zu fahren. Da geht es natürlich auch mit der Bahn, aber es dauert dann doch recht lange und gerade, wenn man verschiedene Tagesausflüge machen möchte, bietet sich da das Auto an.

Sebastian: Ja, zum Glück ist Thüringen nicht so weit, da kann man einfach schnell hinfahren.

Kerstin: Kann man auf jeden Fall. Wie gesagt: Meistens erreicht man Thüringen innerhalb von vier Stunden von ganz Deutschland, egal wo man startet.

Sebastian: Das ist auch einzigartig, oder?

Kerstin: Relativ ja. Ich bin zum Beispiel in München aufgewachsen, ich komme aus Bayern und für uns war Ostsee oder Nordsee immer “Oh mein Gott, ein Riesenritt” und jetzt von Erfurt in den Urlaub zu starten, ist irgendwie eine Riesenfreude. Man kann in jede Richtung und braucht nicht lange. Ich finde es toll, das ist wirklich einzigartig.

Sebastian: Mir war vor unserem Gespräch auch nicht wirklich bewusst, wie nah das doch an allem ist. Sonst fährt man einfach mal mit der A7 einmal durch und hat sich aber nie so wirklich damit beschäftigt: Was ist denn abseits der Autobahn und was kann man hier alles machen? Und Dank der A7 ist man auch schnell bei euch.

Kerstin: Das stimmt, ja. Man ist wirklich schnell dort, das ist toll. Ich genieße das sehr und die meisten Urlauber die nach Thüringen kommen, sind tatsächlich auch aus Deutschland und sie nutzen eben genau das, dass man sagt “Wir machen mal ein verlängertes Wochenende, einen kurzen Trip” und wenn man ganz ehrlich ist: Eine Anreise ist ja auch anstrengend und um so kürzer die Anreise, desto schneller kann man sich erholen und entspannen. Das ist wirklich ein Riesen Vorteil.

Sebastian: Ja, zum Erholen braucht man natürlich auch ein bequemes Bett. Was gibt es denn so an einzigartigen Übernachtungsmöglichkeiten bei euch in Thüringen? Gibt es sowas wie coole Baumhäuser oder coole Hotels, die einfach ein bisschen anders sind?

Kerstin: Gibt es auch, ja. Die Thüringer sind da sehr erfinderisch. Worauf viele anspringen, gerade wenn man im Thüringer Wald unterwegs ist, ist das Schlafen im Bierfass. Es gibt tatsächlich ein kleines Fassdorf in Steinach im Thüringer Wald und die haben verschiedene Fässer, also richtig große Bierfässer, einfach zu Schlafmöglichkeiten ausgebaut.

Sebastian: Wie groß sind die denn?

Kerstin: In einem Bierfass passt so gerade ein Bett rein. Es gibt davon aber dann mehrere. Man hat dann das Bierfass, in dem man schläft, das Bierfass in dem die Dusche ist, ich glaube es gibt auch ein Bierfass mit einer Sauna. Also, da hat man nicht alles in einem Bierfass, sondern man hat einfach viele verschiedene Bierfässer, in denen man die unterschiedlichsten Sachen machen kann. Das ist ganz spannend. Das ist natürlich nicht riesig, da stehen jetzt nicht 100 Bierfässer, sondern da stehen glaube ich aktuell fünf. Aber es ist eine ganz lustige Erfahrung, im Bierfass zu schlafen. Dann gibt es auch noch im Thüringer Wald die Erdhäuser im Feriendorf Auenland. Das erinnert schon sehr an die Hobbits und da ist es auch dran angelehnt. Das sind wirklich kleine Häuser, die so in die Natur eingebettet sind. Da hat man auch Schlafmöglichkeiten von zwei bis vier Personen und fühlt sich so ein bisschen wie in Neuseeland im Auenland, im Hobbitland.

Sebastian: Also, scheiß auf Neuseeland, ab nach Thüringen.

Kerstin: Genau, ab nach Thüringen.

Sebastian: Da kann man sich den 32-Stunden-Flug sparen und maximal vier Stunden unterwegs sein.

Kerstin: Ja, hätten sie es gewusst, sie hätten bestimmt auch bei uns gedreht, aber damals gab es die glaube ich noch nicht. Ja, das Hausboot Helga habe ich auch schon erzählt. Das ist auf dem Bleilochstausee und auch sehr schön. Dann kann man auf der Krämerbrücke in Erfurt, das hat dieses Jahr glaube ich eröffnet, schlafen, im Krämerhaus. Das sind sehr, sehr schöne Ferienwohnungen, direkt auf der Krämerbrücke. Wer die Krämerbrücke nicht kennt: Das ist eine bewohnte Brücke, was sehr selten ist. Wenn man über die Brücke läuft, hat man gar nicht das Gefühl, dass man auf einer Brücke ist, weil rechts und links Häuser stehen. Aber das sind ganz kleine, niedliche Häuser und in jedem Haus ist unten ein Laden. Man kann sich da nicht einfach einkaufen, sondern man muss sich bei der Stadt bewerben, um dort einen Laden zu bekommen und es werden vor allem Anbieter genommen, die etwas handwerkliches machen, also etwas selber herstellen. Demnach ist das wie so eine kleine Welt für sich, die Krämerbrücke. Da gibt es einen Schokoladenladen, einen Waidladen – Waid ist das Blau, das man damals genutzt hat, von der Waidpflanze und da entsteht ein ganz schönes Indigoblau, wenn man mit dieser Pflanze färbt. Es gibt einen Thüringer Spezialitätenladen, wo man Weine, Wurst, Käse aus der Region kaufen kann sowie einen kleinen Keramikladen. Es gibt eine Künstlerin, die wunderschöne, handgemalte Postkarten und Kalender herstellt. Also jeder auf der Krämerbrücke macht dort das, was er besonders gut kann und was sein Traum ist. Jeder, der dort arbeitet, verwirklicht seinen Traum und es ist ein ganz tolles Erlebnis über die Krämerbrücke zu schlendern, aber auch da zu wohnen. Dort einmal zu übernachten für ein Wochenende ist großartig, denn gerade abends, wenn dann die meisten Touristen aus der Stadt raus sind, dann lebt auch die Krämerbrücke noch mal neu auf. Die Ladenbesitzer holen dann ihre Stühle raus auf die Brücke, auf die Straße, setzen sich hin, machen noch mal eine Flasche Wein auf. Es ist so ein schönes, gemütliches Leben und es ist ein Kleinod für sich. Das ist toll dort einmal zu übernachten.

Sebastian: Ich war gerade ganz kurz weg. Ich war gerade ganz kurz auf der Krämerbrücke. Sowas kennt man eigentlich nur aus Filmen. Ich glaube “Das Parfüm” in dem alten Frankreich. So war das früher auch noch, ne?

Kerstin: So war das früher auch noch, ja genau. Und das ist das Schöne. Das kann man jetzt eben immer noch haben. Um es vielleicht mal zusammenzufassen: Ich finde, das beschreibt Thüringen auch ganz oft. Thüringen ist manchmal wie eine Zeitreise. Nicht unbedingt, dass hier die Uhren stehengeblieben sind, aber viele, viele Sachen funktionieren hier einfach noch ein bisschen langsamer und das kann unglaublich erholsam sein. Es gibt zum Beispiel auch im Eisfeld noch eine der letzten Stockmanufakturen und dort werden Wanderstöcke produziert, aber auch Stöcke als Gehilfe, aber vor allem eben Wanderstöcke. Und die machen das noch so, wie sie es vor langem gemacht haben. Es ist ein Familienbetrieb. Sie haben es glaube ich nie anders gemacht. Die haben da eine Maschine, in der diese Stöcke dann bedampft werden, sodass sie feucht und beweglich sind und dann werden sie in diese Form gebogen und dann liebevoll noch beschnitzt und dekoriert etc. und das ist so – ich kann es gar nicht beschreiben, das ist so wunderschön und langsam alles, dass man da wirklich in eine andere Zeit geholt wird und das passiert einem ganz oft. Oft trifft man, gerade wenn man in den ländlicheren Regionen ist, viele Leute, die einfach so in ihrem eigenen kleinen Lebensglück und Lebensentwurf basteln und sich gar nicht beirren lassen, dass die Welt da draußen manchmal unglaublich schnell und hektisch ist.

Sebastian: Ja, hört sich gut an. Das ist etwas, was wir alle ab und zu gebrauchen können. Ein bisschen entschleunigen in einer etwas langsameren Umgebung.

Kerstin: Unbedingt, ja.

Sebastian: Cool. Der Sommer dieses Jahr war ja jetzt nicht der größte und es wird bestimmt auch nicht mehr lange warm bleiben. Es wird bald kalt. Die kühlere Jahreszeit steht bald wieder an. Was kann man denn besonders im Herbst und Winter in Thüringen machen?

Kerstin: Der Herbst bietet sich immer noch für viele, viele Wanderungen an. Ich finde es gerade schön, wenn sich die Natur einfärbt, wenn der Herbst kommt. Da nochmal eine Wanderung durch den Thüringer Wald oder auch in den Nationalpark Hainich oder ins Schiefergebirge zu machen ist ein tolles Erlebnis. Es ist dann von den Temperaturen natürlich sehr angenehm und wie gesagt, die Ausblicke, die man dann hat, mit den vielen verschiedenen Farben, das ist wirklich noch mal eine richtige Empfehlung. Wenn es dann aber so richtig kalt wird und hoffentlich kommt dieses Jahr auch mal wieder etwas mehr Schnee und ein richtiger Winter, wenn wir schon keinen richtigen Sommer hatten, dann kann man in Thüringen vor allem langlaufen. Wir sind in einer tollen Langlaufregion, gerade der Thüringer Wald ist dafür bekannt und man hat die Möglichkeit fast von überall eine schöne Loipe zu starten und seine Runden zu ziehen. Es gibt auch in Oberhof zum Beispiel einen Kurs, wenn man noch nie Langlaufen war und das erste Mal auf den Skiern steht, dass man sich erstmal in einem kleinen Parcours ein bisschen warm macht und auch übt und sich mit dem Material vertraut macht und dann erst ins Gelände geht. Das ist auch möglich. Langlaufen sieht irgendwie sehr einfach aus – ich habe es jetzt auch mehrmals selber gemacht – und es ist tatsächlich sehr anstrengend, aber auf eine angenehme Art und Weise. Man ist dann abends schön groggy, hat glühende Bäckchen von der Kälte und genießt dann irgendwie noch einen heißen Tee vor'm Kaminfeuer. Das ist toll. Und das kann man in Thüringen machen. Wir hatten sogar mal letztes Jahr oder vor zwei Jahren eine Route ausgearbeitet, die hieß “von Kamin zu Kamin”, also wenn man Lust hat, über mehrere Tage langzulaufen, dass man sich dann einfach verschiedene Stationen raussucht, dass man abends immer wieder mal an einer schönen Hütte ankommt und sich dort ausruhen kann und für den nächsten Tag starten kann. Da kann ich gerne auch mal die Info raussuchen und zuschicken.

Sebastian: Sehr gerne! Die können wir dann unten verlinken. Das hört sich nämlich extrem cool an. Ich habe dieses Jahr zum allerersten Mal langlaufen gemacht, im Februar, und es ist anstrengender als es aussieht und es ist cooler als es aussieht.

Kerstin: Genauso, das beschreibt es ganz gut, ja. Man muss auch wirklich an seiner Technik arbeiten, sonst ist man so ein bisschen wie Don Quijote gegen die Windmühlen, aber sobald man den Dreh raus hat, dann funktioniert das sehr gut, ja.

Sebastian: Sehr cool! Dann lass uns langsam mal zum Ende dieser Folge kommen. Ich bin eigentlich schon total überzeugt und ich möchte jetzt unbedingt nach Thüringen. Wichtig für mich beim Reisen ist aber immer noch eine Sache. Und das ist: Das Essen.

Kerstin: Klar!

Sebastian: Viele, viele Kilos habe ich noch als ganz große Erinnerung von vielen Reisen dabei und ich bin ziemlich sicher, dass man in Thüringen auch richtig reinhauen kann. Was gibt es denn für typische Gerichte? Was gibt es richtig leckeres, was man einfach nur in Thüringen bekommt?

Kerstin: Thüringen ist tatsächlich bekannt für eine herzhafte, deftige Kost. Das sind vor allem eben die Thüringer Klöße, die bekannt sind, und die gibt es bei vielen Familien glaube ich auch immer noch. Sonntags gibt es Thüringer Klöße, Rotkraut und Roulade. Ganz ehrlich: Das gibt es auch in fast jedem Restaurant und das schmeckt auch toll. Es ist wirklich ein tolles Gericht und klar, man hat das dann bestimmt auch für ein bisschen länger auf den Rippen. Man erinnert sich daran, aber das ist es auf jeden Fall wert. Gerade in den Städten gibt es auch viele kleine Restaurants, die ganz tolle neue Gerichte auf den Markt bringen. Das ist ganz unterschiedlich, aber bekannt und auch gerade in den ländlicheren Regionen gibt es die Thüringer Küche mit der eher herzhaften Kost. Was ich aber unbedingt noch als Tipp mitgeben muss: Wenn jemand in Erfurt unterwegs ist, dann sollte er auf jeden Fall auf der Krämerbrücke bei der Goldhelm Schokoladen Manufaktur vorbeigehen. Dort gibt es unheimlich leckere Pralinen und Schokolade. Jetzt gibt es auch eine Eiscreme, das heißt, man kann auch Eis verkosten. Das gibt es auch übrigens im Winter. Die machen das dann einfach mit heißen Saucen etc., damit es nicht ganz so kalt ist und es schmeckt so, so lecker. Da gibt es die besten Kombinationen, ich kann es jetzt gar nicht aufzählen. Es gibt zum Beispiel Pralinen, die mit Thüringer Thymian sind. Die machen einfach so eine tolle Mischung aus herzhaft und süß und großartig. Also, das ist wirklich meine Empfehlung. Die Läden sind zuckersüß und niedlich, also da auf jeden Fall mal vorbeischauen.

Sebastian: Super! Die verlinken wir dann unten in den Shownotes. Kerstin, dann erstmal herzlichen Dank, dass du dir die Zeit genommen hast, um uns Thüringen näher zu bringen.

Kerstin: Sehr gerne.  

Sebastian: Ich bin echt überrascht, was man so alles machen kann in dem doch recht kleinen Bundesland. Es ist nicht das kleinste Bundesland, vielleicht ist Saarland das kleinste, aber es ist schon recht klein.

Kerstin: Ja genau, Saarland ist das kleinste. Ein kompaktes Bundesland, ja genau.

Sebastian: Man kann da aber unglaublich viel erleben und das finde ich total spannend. Besonders dadurch, dass es so zentral ist, ist es für jedermann, egal ob Nord, Ost, Süd oder West erreichbar.

Kerstin: Auf jeden Fall, sehr gerne. Und wer Lust hat, kann sich einfach mal informieren. Ich habe bestimmt nicht alles sagen können jetzt. Aber auf unserer Internetseite thueringen-entdecken.de einfach noch mal draufschauen, inspirieren lassen oder sich einfach auch bei uns melden. Wir sind da gerne jederzeit für jeden Wunsch bereit.

Sebastian: Super, das werden bestimmt ein paar machen. Wir verlinken auch die Seite noch mal unten.

Kerstin: Super!

Sebastian: Dann danke ich dir jetzt wirklich für deine Zeit und wünsche dir noch einen wunderschönen Tag!

Kerstin: Danke, das wünsche ich dir auch!

Sebastian: Bis dann, tschüss!

Kerstin: Ciao!

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Bewertungen auf iTunes sind super hilfreich für das Ranking der Show und sind für uns die beste Bezahlung für die ganze Arbeit, die in die Show investiert wird. 🙂

Sebastian Canaves
Sebastian Canaves - Reise
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