Ich höre nichts als das Gleiten meines Schlittens und das Stapfen meiner Huskys im Schnee, als wir den Wald verlassen und sich vor mir plötzlich eine große weiße Fläche öffnet. Die Sonne steht tief und hüllt die Winterlandschaft in ein wunderbar goldenes Licht.
Ich bin sprachlos und kann mein Glück kaum fassen. Wir sind nur wenige Kilometer unterwegs.
Dennoch weiß ich bereits jetzt, dass diese Hundeschlittentour in Finnisch Lappland zu denjenigen Abenteuern gehört, die mir für immer in Erinnerung bleiben werden.
Was wir auf unserer Hundeschlittentour in Lappland erlebt haben, wie genau solche Schlittenhundetouren ablaufen samt jeder Menge Tipps, verrate ich in diesem ausführlichen Erfahrungsbericht über unsere zweitägige Huskysafari bei der wir in einer Hütte mitten in der Wildnis Finnisch Lapplands übernachtet haben.
Auf unserer Gruppenreise verbringen wir 3 Tage mit unseren Huskys in der Wildnis und schlafen in Hütten mitten in der Natur. Wir sehen die Nordlichter, gehen Schneeschuhwandern und Eisbaden.
Heute ist es für finnische Verhältnisse fast schon warm und als wir an der Huskyfarm ankommen, zeigt das Thermometer unseres Mietwagens -9 Grad.
Ein paar Tage zuvor hatten wir noch -30 Grad und mir ist so warm, dass ich noch nicht einmal eine Mütze aufhabe.
Wir steigen aus unserem Auto und werden prompt von Timo, seiner Tochter Milla und seiner anderen Tochter, wie er die Schweizerin Barbara, die bereits seit 1995 auf seiner Huskyfarm aushilft, liebevoll nennt, begrüßt.
Wenig später hören wir das Geheule von 83 Huskies. So viele Schlittenhunde leben auf der Huskyfarm, wie wir später von Milla erfahren.
Über eine Veranda laufen wir ins Haus der Farm und lernen die drei Praktikantinnen aus den Niederlanden kennen, die überaus glücklich strahlen und uns sofort von ihrer Zeit auf der Huskyfarm berichten.
Voller Freude erzählen sie von den Hunden und erklären, was ihre Aufgaben während der insgesamt 3-wöchigen Praktikumszeit sind.
So erfahren wir direkt mehr über die Fütterung der Hunde und was für ein wunderbares Erlebnis die Hundeschlittentouren sind.
Neben uns, sind nur zwei weitere Teilnehmer dabei. Die beiden Niederländer haben bereits dicke Schneeanzüge an.
Obwohl es heute vergleichsweise warm ist, entscheiden wir uns ebenfalls dazu, welche anzuziehen.
Wenig später streckt uns Barbara jeweils einen dicken Overall entgegen. Ich schlüpfe zudem in die Winterstifel, die von der Huskyfarm für die Hundeschlittentouren bereitgestellt werden.
Meine eigenen Schuhe halten zwar ebenfalls warm und trocken, sind jedoch nicht ganz so hoch und haben ein anderes Profil.
Milla zählt auf, was wir am besten auf die Huskytour mitnehmen sollten. Während es anfangs noch hieß, wir bräuchten nichts, wird die Liste nun immer länger.
Denn sollten wir in den Schnee fallen und nass werden, ist es gut ein wenig Kleidung zum Wechseln dabei zu haben. Ich laufe schnell zurück zu unserem Wagen und packe einen kleinen Rucksack.
Folgende Liste hake ich gedanklich ab, blöderweise kann ich unsere zweite Stirnlampe nicht finden.
Das nehmen wir auf die Hundeschlittentour durch Lappland mit
2x Stirnlampen
2x Paar Adiletten
2x Paar dicke Wollsocken
2x Langarm-Shirts
1x Fleecepulli für mich
1x Winterjoggings für Sebastian
Badehose für Sebastian
Bikini für mich
Unterwäsche für uns beide
Zahnbürsten & Zahnpasta
Gesicht- & Handcreme & Lippenpflege
Während ich meinen Rucksack packe, treffen sich Milla, Sebastian und die anderen beiden Teilnehmer vor der Huskyfarm.
Ich eile schnell hinzu, denn Milla möchte uns nun die Technik erklären und wir müssen uns etwas beeilen, da die Huskys jeweils schon an ihrem Gespann befestigt worden sind und endlich los möchten.
Zur Demonstration hat Milla einen schönen Hundeschlitten aus Holz vor sich stehen. Zunächst erklärt sie uns, wie wir in Kurven richtig auf dem Schlitten stehen:
Es ist wichtig, dass wir uns in Fahrtrichtung nach hinten lehnen. „Put your bums out.“, sagt sie. Zudem sollen wir niemals in, sondern immer nur vor Kurven bremsen.
Nun sind wir auch schon beim wichtigsten Thema: das Bremsen. Immer wenn es auch nur leicht bergab geht, sollen wir bremsen.
Ansonsten besteht die Gefahr, dass der Schlitten zu schnell wird und in die Hunde hineinfährt. Und das müssen wir unbedingt vermeiden.
Dafür befindet sich eine Bremse zwischen unseren Kufen, die wir während der Fahrt mit unseren Füßen bedienen können.
Sobald wir halten, sollen wir uns mit beiden Füßen auf die Bremse stellen, denn die Huskys haben eine unheimliche Kraft.
Zudem betont Milla, wie wichtig es ist, dass wir den Schlitten immer festhalten – auch, wenn wir runterfallen. Denn ansonsten rennen die Hunde samt Schlitten alleine weiter und das kann gefährlich ausgehen.
Sie schildert weiter, dass die meisten Teilnehmer von ihren Schlitten fallen, weil sie sich nicht an diesem festhalten. Mindestens eine Hand sollten wir also immer am Hundeschlitten haben.
Zum Schluss erfahren wir noch, dass es bei unserer Hundeschlittentour auch ein paar Mal bergauf gehen wird.
Das schaffen die Hunde allerdings nicht von alleine und in diesen Fällen müssen wir aushelfen. Das heißt, runter vom Schlitten und schieben.
So weit ist alles klar. Sebastian und ich rennen nochmals schnell auf Toilette. Wir hören die Huskies vor Aufregung heulen und bellen.
Die anderen beiden Teilnehmer, Milla, Barbara und die drei Praktikantinnen warten bereits an den Hundeschlitten auf uns.
Mein Husky-Gespann besteht aus einem team von vier Hunden, Sebastians Gespann zählt fünf. Ich verstaue meinen Rucksack und meine Trinkflasche im Schlitten, ziehe mir meine Handschuhe an und dann geht es auch schon los.
Milla und Barbara fahren auf einem Schneemobil vorweg. Meine Hunde springen noch vorne, bellen und heulen los.
Die Leine, mit der mein Schlitten befestigt ist, wird gelöst und ich trete von der Bremse.
Danach fährt mein Schlitten mit einem ordentlichen Kick los. „Alles klar, die Hände gehören immer an den Schlitten.“, denke ich, während eine weiße Winterlandschaft an mir vorbeizieht.
Ich versuche mich auf dem Hundeschlitten auszubalancieren und habe in den ersten Kurven meine Schwierigkeiten, insbesondere wenn diese leicht bergab gehen und ich bremsen muss.
Denn bergab sollen und dürfen wir auch in Kurven bremsen.
Beim ersten Halt frage ich Milla nach einem Tipp, wie ich das gleichzeitige Bremsen und nach hinten raus Lehnen in bergabgehenden Linkskurven besser hinbekomme.
Statt meinen linken Fuß mittig auf die Bremse zu stellen, kann ich diesen auch einfach nur seitlich platzieren und dabei sogar den hinteren Teil meines Fußes auf der Kufe stehen lassen.
Wir fahren weiter und prompt kommt die erste Linkskurve bergab und ich kriege es wunderbar hin. Mittlerweile traue ich mich auch, deutlich schneller durch Kurven zu fahren und fieber richtig mit meinen Hunden mit.
Es macht so unglaublich viel Spaß durch diese wunderschöne Winterlandschaft zu fahren und dabei nichts als das Gleiten des Schlittens und das Knirschen der Pfoten im Schnee zu hören.
Wir verlassen den Wald und plötzlich öffnet sich vor mir eine weite weiße Ebene. Das weiche Licht der untergehenden Wintersonne lässt alles in einem sanften Gold strahlen.
Meine Huskys rennt über den zugefrorenen See und weder vor noch hinter mir ist ein anderes Team zu sehen. Ich bin sprachlos und unendlich dankbar. Das Gefühl von grenzenloser Freiheit breitet sich in meinem ganzen Körper aus.
Genau in diesem Moment kann ich mir sogar vorstellen, selbst als Musher zu arbeiten und verstehe, warum die Praktikantinnen so begeistert sind und Barbara seit fast 30 Jahren auf der Huskyfarm aushilft.
Ganz am Ende des Sees entdecke ich Barbara und Milla auf dem Schneemobil. Die beiden warten auf die vier Hundeschlitten.
Sie fahren mit dem Schneemobil vorweg, um einerseits den Weg für die Schlittenhunde vorzugeben. Zudem hat es in der Nacht zuvor geschneit, sodass viele umgeknickte Bäume und herunterhängende Äste den Weg versperren.
Milla und Barbara müssen immer wieder anhalten und den Weg mithilfe von Axt, Säge und Schaufel freiräumen. Einmal bauen sie uns sogar eine Brücke über einen kleinen Bach, der aufgrund der vergleichsweise warmen Temperaturen entstanden ist.
Andererseits befindet sich im Motorschlitten all das Proviant und ein paar Leckereien, wie wir später erfahren.
Fast 2 Stunden fahren wir durch die Winterlandschaft, durch dichten Wald, über freie Flächen, bergab und bergauf. Ein Anstieg hat es in sich: Ich springe von meinem Schlitten und laufe hastig hinter meinen Huskys her.
Der tiefe Schnee macht es um so anstrengender und ich komme gut ins Schwitzen. Oben angekommen wartet ein in Gold getauchtes Plateau. Wieder stockt mir der Atem, so unfassbar schön ist es.
Mir ist ziemlich warm und während ich auf den Rest der Gruppe warte, öffne ich meine Reißverschlüsse am Hals, ziehe Mütze und Handschuhe aus.
Dass es so warm ist, hat seine Vor- und Nachteile: Zwar friere ich nicht, dafür ist es für die Huskys umso anstrengender den Hundeschlitten durch den tiefen Schnee zu ziehen.
Auch die vielen Stopps und das Warten, um den Weg zu räumen, machen die Hundeschlittentour für die Huskys mühsamer.
Insgesamt sind wir langsamer unterwegs, aber auch das hat einen großen Vorteil: Wenn es vereist ist und weniger frischer Schnee liegt, steigt die Gefahr vom Schlitten zu fallen und es passieren mehr Unfälle.
Ich bin jedenfalls glücklich, dass unsere Huskytour genauso ist, wie sie ist.
Erneut fahren wir über eine große freie Fläche und als sich ein paar Bäume auftun, halten Milla und Barbara an. „This is our lunch stop“, verkünden die beiden.
Nach und nach befestigt Barbara die Hundeschlitten jeweils mit einem Seil an einem Baum. Währenddessen schaufelt Milla bereits einen Kreis in den Boden.
Die beiden holen Feuerholz aus dem Motorschlitten und zünden ein Lagerfeuer. Auf den Rand des Schneekreises verteilen sie Rentierfelle.
Als ich mich draufsetze, versinke ich leicht und fühle mich wie auf einem Fatboy-Sitzsack. Barbara verteilt heißen Saft.
Insgeheim hatte ich mich schon auf diesen gefreut, denn wie ich mittlerweile weiß, trinken die Finnen den heißen Beerensaft im Winter besonders gerne.
Neben einer Suppe, die in einem Kessel über dem Feuer köchelt, hat Milla ein paar Sandwisches zwischen zwei Rostscheiben geklemmt und toastet diese nun ebenfalls am Feuer.
Barbara verteilt die Suppe, und wenig später bekommt jeder ein heißes Sandwich in die Hand gedrückt – lecker.
Anschließend bereitet Milla uns noch Kaffee zu. Zudem zaubern die beiden eine kleine Schachtel mit Schokoladenstücken und eine weitere mit Keksen hervor.
Ich freue mich wie ein kleines Kind und nehme mir gleich zweimal. Allerdings bewahre ich mir die Schokolade für später auf.
Die Huskys werden unruhig und auch ich möchte langsam wieder los, da mir nun doch kalt wird. Außerdem fängt es bereits an zu Dämmern und Milla empfiehlt uns, unsere Stirnlampen aufzusetzen.
Wir packen alles zusammen und jeder geht zu seinem Hundeschlitten. Sobald wir mit beiden Füßen auf der Bremse stehen, löst Barbara das Seil.
Sie springt zu Milla auf das Schneemobil und schon rasen die beiden los. Ich hebe meinen Fuß von der Bremse und wieder werde ich mit einem ordentlichen Ruck nach vorne gezogen.
Es dauert nur wenige Sekunden, und schon gleite ich wieder nahezu geräuschlos mit meinem Schlitten durch den Schnee.
Meine Huskys bellen vor Freude und auch ich habe wieder ein fettes Grinsen im Gesicht. Auch, weil ich die Schokolade nun wie ein Bonbon während der Fahrt lutsche.
Wir fahren für einige Kilometer weiter über die riesige freie Fläche, bis wir wieder im Wald verschwinden. Die Sonne ist bereits untergegangen und der Mond erleuchtet den Horizont.
Es dauert nicht lange, da erkenne ich vor mir eine Hütte zwischen den Bäumen. Tatsächlich bleiben Milla und Barbara stehen: Wir sind an der Wildnishütte angekommen, unser Ziel des heutigen Tages.
Die beiden zeigen uns, wie wir die Hunde vom Gespann ableinen und ihnen das Geschirr ausziehen. Ein Husky nach dem anderen wird abgespannt und zu seiner eigenen kleinen Hütte gebracht.
Im Inneren der Hütten befindet sich Streu, um für zusätzliche Wärme zu sorgen. Zudem ist an jeder Hütte eine Kette befestigt, damit die Husky angeleint werden können.
Mit Millas Hilfe drehe ich meinen Schlitten auf die Seite und entferne Eis und Schnee von den Kufen, damit ich am nächsten Tag wieder problemlos durch die Winterlandschaft gleiten kann.
Anschließend stapfe ich auch schon durch den Schnee zur Hütte. Ich liebe das Knirschen, wenn man durch frischgefallenen Schnee läuft, und wieder grinse ich.
Barbara zeigt uns die Sauna und erklärt die bevorstehenden Aufgaben. Zunächst laufen wir runter auf einen kleinen zugefrorenen See.
Barbara schaufelt das Eis vom Schnee frei und haut dann mit einer Art Speer ein Loch ins Eis. Nun schöpfen wir Wasser in einen großen Behälter.
Wir müssen den kompletten Kessel in der Sauna mit Wasser füllen und benötigen zusätzlich Wasser in der Küche.
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Insgesamt füllen wir den großen Kübel dreimal und entscheiden uns zum Schluss, das Loch noch zu erweitern, um später darin baden zu können.
Es dauert etwas, bis wir das Eis mit dem Speer aufgeschlagen und mit der Schaufel aus dem Wasser geholt haben. Später holt Milla uns noch eine Leiter, die wir am Rand des Eislochs stellen.
Jetzt sind die Huskys dran: Barbara zerteilt ein großes gewolftes gefrorenes Stück Fleisch mit der Axt in kleine Portionen.
Diese Snacks verteilen wir später an die Hunde, wobei jeder Husky letztendlich zwei Stücke bekommt. Anschließend wird das richtige Futter zubereitet und wenig später ebenfalls von uns verteilt.
Jeder füttert sein eigenes Husky-Team und die Schlittenhunde freuen sich sichtlich über ihr Fressen.
Währenddessen heizt die Sauna schon ordentlich ein und wir schlüpfen in unsere Badesachen. Milla stellt vier Dosen „sauna beer“ auf den Tisch.
Nur mit Adiletten an den Füßen und einer Bierdose in der Hand rennen wir von der Wildnishütte zum kleinen Saunahaus durch den Schnee.
Als wir die Tür von der Sauna öffnen, kommt uns eine angenehme Hitze entgegen. Drei Aufgüsse und eine leere Bierdose später entscheiden wir uns, dass es nun an der Zeit ist: Wir rennen durch den Schnee runter zum Eisloch.
Die Oberfläche des Lochs ist schon wieder mit einer dünnen Eisschicht bedeckt. Über die Holzleiter setze ich einen Fuß nach dem anderen ins eiskalte Wasser, bis zum Schluss auch meine Schultern im Loch verschwinden.
Ich spüre fast nichts mehr und verharre ein paar Sekunden im Eisloch. Gefühlt dauert es eine halbe Ewigkeit, aber man kann kaum bis 2 zählen, und schwups, bin ich wieder aus dem Wasser raus.
Meine Füße tun richtig weh von der Kälte und ich renne eilig zurück zur Sauna. Dennoch ist das Grinsen wieder da und mir ist klar: „Das mache ich gleich wieder!“.
Tatsächlich bleibt es nicht bei dem einen Mal Eisbaden und auch Sebastian steigt zweimal ins Eisloch hinein.
Die Uhr haben wir längst nicht mehr im Blick, ich würde aber schätzen, dass wir die Sauna erst eine Stunde später wieder verlassen.
In der Hütte wartet Milla mit dem Abendessen auf uns und zu unserem Erstauen ist es schon 21 Uhr.
Es gibt Kartoffelpüree mit Ofengemüse und Rentierfleisch. Und typisch finnisch dürfen auch die eingelegten Gurken und Preiselbeeren nicht fehlen.
Müde vom Saunieren und Essen kuscheln wir uns wenig später in unsere Schlafsäcke. Auch wenn mein Kopf mit all den heutigen Eindrücken nicht zur Ruhe kommen möchte, schlafe ich wenig später doch ein.
Ich bin bereits wach, als Milla gegen 8 Uhr in die Hütte kommt und uns weckt. Während Barbara die Hunde füttert, bereitet sie unser Frühstück vor.
Es gibt Toastbrot und Ruisleipä, finnisches Roggenbrot. Dazu hat uns Milla Rührei gemacht und Speck gebraten. Zudem stehen Käse, Wurst und Schinken sowie ein Topf Haferbrei auf dem Tisch.
Ich fülle mir erst einmal eine Tasse Kaffee ein und entscheide mich für Toastbrot mit Käse.
Da Sebastian und ich gestern auf dem Weg zur Huskyfarm mehrere Schulkinder auf dem Fahrrad beobachtet haben, kommt eine Diskussion über die Unterschiede zwischen dem finnischen, niederländischen, spanischen und deutschem Schulsystem auf – und genau diese Art von Austausch finde ich beim Reisen immer so spannend.
Nach dem Frühstück schlüpfen wir in unsere Schneeanzüge und Winterstiefel. Es stehen ein paar Aufgaben an, bevor wir unsere Hundeschlittentour heute fortsetzen können.
Zunächst einmal packen wir unsere Sachen und räumen die Hütte leer. Barbara und Milla spülen ab und kümmern sich um die Küche.
Nun zeigen uns die beiden, wie wir den Huskys die Geschirre anlegen und den Schlitten abfahrbereit machen. Als erstes stellt jeder seinen Hundeschlitten in die Startposition und holt die Seile und Geschirre raus.
Anschließend packen wir unsere Sachen hinein. Nun werden die Leinen ausgebreitet und jeweils die Leithunde vorne angeleint, danach folgen die hinteren Huskys.
Das Geheule und Gebelle der Huskys ist groß, als sich Barbara und Milla auf das Schneemobil setzen und losfahren.
Ich trete von der Bremse und wieder werde ich mit einem ordentlichen Kick nach vorne gezogen. Fast hatte ich vergessen, mit welch unheimlicher Kraft die Huskys den Schlitten ziehen.
Genauso hatte ich fast vergessen, mit was für einem unglaublichen Glücksgefühl das Schlittenfahren verbunden ist. Ich grinse wieder wie ein Kind unterm Weihnachtsbaum.
Wir fahren durch eine wunderschöne Winterlandschaft und wieder über die große Fläche, auf der wir gestern noch unsere Mittagspause eingelegt hatten.
Auch heute ist es vergleichsweise warm und es fängt sogar an zu schneien. Gerade auf schnelleren Strecken erschwert das die Sicht.
Als wir erneut vor einem riesigen See Halt machen, hole ich meine Sonnenbrille raus. Durch die Wärme sind ein paar Stellen auf dem See matschig.
Barbara erklärt uns, dass es ziemlich anstrengend für die Huskys ist, uns durch diese Stellen zu ziehen.
Dennoch sollen wir möglichst nicht vom Schlitten springen und ihnen helfen, da unsere Füße sonst garantiert nass werden.
Gesagt, getan, und ich schaue meinen Huskys zu, wie sich mich mit aller Kraft durch die Schneematsche ziehen.
Wir haben es alle erfolgreich über den See geschafft, als Milla und Barbara von ihrem Schneemobil absteigen und zu uns kommen.
Jeder muss seinen Schlitten auf die Seite legen, damit sie das Eis von den Kufen entfernen können. „It's too exhausting for them with the ice“, erklärt mir Milla, während sie das Eis mit einem Messer abschabt.
Anschließend fahren wir weiter über schneebedeckte Moorlandschaften, während die Sonne am Rand durch die Bäume glitzert.
Wieder weiß ich nicht, wie spät es genau ist, als wir zum Mittagessen halten. Ich weiß nur, dass ich in den letzten Minuten und Stunden unzählige Glücksmomente erlebt habe.
Auch heute gibt es Suppe und Sandwiches, gefolgt von Kaffee, Keksen und Schokolade. Als mir Barbara erzählt, dass der finnische Senf ganz anders schmeckt als in Deutschland, probiere ich auch ein Stück Würstchen mit Senf.
Und tatsächlich schmeckt es nicht nur mir, sondern auch Sebastian, der eigentlich immer nur Ketchup zu Würstchen isst.
Würstchen mit Senf am Lagerfeuer zu essen, sei typisch finnisch, erklären die beiden.
Und so beisse ich nochmals von der Wurst ab. Natürlich gibt es auch diesmal heißen Saft aus Beeren, so wie es die Finnen eben machen.
Milla erzählt uns, dass sie schon einmal überlegt hätte, den Senf und den Sirup für den Beerensaft zu verkaufen, da so viele Teilnehmer diese mögen und danach fragen würden.
Eine Frau hatte nach der Huskytour sogar einmal den ganzen Vorrat der Huskyfarm aufgekauft – ganze 50 Flaschen Sirup.
Wir müssen lachen, wobei auch im überlege, eine Flasche Sirup und eine Tube Senf mitzunehmen.
Während es anfangs noch schneit, kommt alsbald die Sonne durch. Doch dann machen die Wolken wieder dicht und Frau Holle schüttelt erneut ihre Kissen aus.
Wir packen zusammen und ziehen mit unseren Schlitten weiter durch den Schnee.
Schon seit heute morgen bin ich leicht wehmütig, dass wir nur eine zweitägige Huskytour machen.
Und umso näher das Ende unseres Abenteuers rückt, umso lieber möchte ich noch einen Tag dranhängen.
Denn zur Huskyfarm gehört noch eine zweite Wildnishütte und es werden auch Hundeschlittentouren angeboten, bei denen man drei Tage mit dem Schlitten durch die unberührte Natur fährt.
Als wir die Huskyfarm schließlich erreichen, werden wir von einem Heul-Orchester begrüßt.
Die drei Praktikantinnen empfangen uns mit einem breiten Grinsen im Gesicht.
Ein Grinsen, das sich auch bei mir seit gestern im Gesicht breitgemacht hat und das auch jedesmal wiederkehren wird, wenn ich mich an dieses Abenteuer zurückerinnere.
Die Huskyfarm von Finn-Jann befindet sich mitten in Finnisch Lappland, in einer der schneereichsten Regionen Nordeuropas.
Sie ist umgeben von Natur, von Wäldern, Seen, Flüssen und Mooren, die im Winter von einer dicken Schneeschicht bedeckt sind.
Da sich die Huskyfarm jedoch nur ca. 80 Kilometer von Kuusamo befindet, ist die Region auch per Direktflug mit Lufthansa von Frankfurt aus erreichbar.
In Finnisch Lappland herrscht ziemlich lange Winter und in der Regel liegt hier zwischen November und Anfang Mai Schnee.
Während im Januar durchschnittlich der meiste Schnee fällt, kannst du dich im Februar und März bereits auf längere Tage und etwas wärmere Temperaturen von -15 Grad freuen.
Die Chancen, während deiner Huskysafari Polarlichter zu sehen, bestehen übrigens den gesamten Winter über.
Du hast die Wahl zwischen einer zwei- oder dreitägigen Huskytour bis hin zu einwöchigen Hundeschlittentouren (auf Anfrage).
Im Unterschied zu den Tagestouren bekommst du bei diesen Touren deinen eigenen Schlitten, der von 4 bis 5 Huskys gezogen wird.
Pro Tag legst du mit deinem Husky-Team zwischen 35-50 Kilometer zurück, während abends eine gemütliche Hütte samt Sauna mitten in der Natur auf dich wartet.
Solltest du nicht ganz so viel Zeit mitbringen, kannst du auch Tagestouren unternehmen. Bei diesen Touren fährst du in einem 2er-Schlitten, während die Fahrer zwischendurch gewechselt werden.
Die kürzere Husky-Tour beträgt 12-15 Kilometer und dauert circa 2,5 Stunden. Oder du entscheidest dich für die längere Husky-Tour, bei der du mit deinem Team 28-40 Kilometer zurücklegst.
Dabei wird auch ein Halt fürs Mittagessen eingelegt und du bist insgesamt 4 bis 5 Stunden im Hundeschlitten unterwegs.
Auf der Huskyfarm leben aktuell 83 Huskies, wovon 6 Welpen sind. Hauptsächlich handelt es sich um Alaskan Huskys, wobei verschiedene Zuchtlinien auf der Huskyfarm zum Einsatz kommen.
Neben Huskies, die vor allem fürs Zurücklegen mittlerer und langer Distanzen gezüchtet werden, leben auf der Huskyfarm auch Hunde, die auf Sprint-Rennen spezialisiert sind. Im Vergleich zum Siberian Husky ist der Alaskan Husky etwas schlanker und hat häufig braune Augen.
Jeder der Huskys hat seinen eigenen Charakter und wird je nach Energie, Ausdauer und Ausbildung eingesetzt. Zudem achten Timo, seine Tochter Milla und ihre Mithelfer darauf, dass die Huskys möglichst verschiedene Touren in unterschiedlichen Teams laufen.
Die Hütten wurden wie die Huskyfarm von der Familie selbst errichtet und befinden sich mitten in der Wildnis Finnisch Lapplands.
Hier gibt es weder Strom noch fließendes Wasser, alles wird mit Feuer erhitzt und betrieben. Neben einem Toilettenhäuschen verfügen die Hütten auch über ein Saunahaus sowie kleine Hundehütten für die Huskys.
Nach einem Tag voller Abenteuer mit den Huskys im Schnee, hast du hier die Möglichkeit dich vor dem Kamin oder klassisch finnisch in der Sauna zu wärmen. Und wie wäre es mit einem Bad im Eisloch?
Für deine Huskytour benötigst du vor allem warme Anziehsachen und solltest dich im Zwiebel-Look kleiden.
Als erste Schicht ist eine Baselayer super, wie beispielsweise eine lange Unterhose aus Merinowolle und ein langärmeliges Shirt.
Darüber ziehst du am besten eine Skihose sowie ein atmungsaktives Fleece an. Wenn du schnell frierst, macht es Sinn, auch noch eine dünne Daunenweste anzuziehen.
Darüber ziehst du entweder deine eigene Winterjacke an, am besten einen atmungsaktiven Parka, oder du schlüpfst in einen der Overall-Anzüge, die von der Huskyfarm bereitgestellt werden.
Insbesondere bei sehr kalten Temperaturen würden wir dir letzteres empfehlen. Wichtig sind zudem hohe und wasserabweisende Winterstiefel.
Solltest du selbst keine besitzen, kannst du dir ebenfalls welche bei der Huskyfarm ausleihen.
Damit deine Füße in den Stiefeln auch warm bleiben ohne arg zu schwitzen, setzt du am besten auf ein Paar Wandersocken. Hier gibt es auch extra welche fürs Winterwandern.
Da du zudem viel Wärme über deinen Kopf verlierst, solltest du dir neben einer Mütze auch ein Multifunktionstuch bzw. einen Schlauchschal anziehen. Nimm zudem ein Paar Ski-Handschuhe mit.
Zwar werden von der Huskyfarm auch Fäustlinge bereitgestellt, allerdings sind diese sehr groß und machen es schwierig den Schlitten festzuhalten.
Außerdem macht es Sinn, Wechselklamotten mit auf die Huskytour zu nehmen. Zumindest ein zweites Langarmshirt solltest du einpacken.
In der Hütte selbst wechselst du am besten in ein paar Sandalen, wie beispielsweise Adiletten. Denn diese kannst du auch in der Sauna und auf dem Weg zum Einsloch tragen.
Pack zudem noch ein dickes Paar Wollsocken ein, damit es deine Füße anschließend kuschelig warm haben. Und wenn du nicht nackt in die Sauna und Eisbaden möchtest, dann nimm auch deine Badesachen mit.
Alles, was du auf die Huskytour mitnehmen möchtest, packst du am besten in einen kleinen Tagesrucksack. Dieser kommt wiederum in deinen Schlitten.
In den Rucksack kann auch deine Kosmetik wie deine Zahnbürste etc. rein. Vergiss nicht, eine vollgeladene Powerbank samt Ladekabel für dein Handy mitzunehmen, damit du dieses Abenteuer zumindest mit deinem Smartphone festhalten kannst.
Auch eine Go-Pro ist für die Huskytour natürlich super.
Zum Schluss gehören noch eine Stirnlampe sowie eine Ski- oder Sonnenbrille in deinen Rucksack.
Gerade wenn es während des Schlittenfahrens schneit oder wenn die Sonne stark scheint, behältst du so den Überblick in der weißen Winterlandschaft.
Die Stirnlampe leuchtet dir hingegen in der Dunkelheit den Weg zur Sauna, zum Eisloch oder zum Toilettenhäuschen. Zum Teil geht es auch am Nachmittag mit dem Schlitten durch die Dämmerung.
Eine Hundeschlittentour in Lappland in Finnland kostet je nach Dauer zwischen 135 Euro und 1350 Euro pro Person.
Für eine mehrtägige Hundeschlittentour ist keine vorheriger Erfahrung notwendig. Jedoch hilft es, wenn du körperlich fit bist.
Hundeschlittentouren kann man sowohl in Finnland als auch in Norwegen und in Schwedisch Lappland erleben. Zudem gibt es Anbieter für Schlittenhundetouren in den Alpen.
Die schönste Region für eine Hundeschlittentour ist Finnisch Lappland, da hier im Winter besonders viel Schnee liegt.
Für Hundeschlittentouren wird insbesondere der Alaskan Husky eingesetzt, da dieser primär für den Arbeitseinsatz gezüchtet wird. Der Siberian Husky ist zwar etwas breiter, gilt aber eher als Showhund und ist bekannt für seine häufig blaue Augenfarbe.
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