Weltreise Rückkehr: Wie fühlt es sich an und wie geht es weiter?

Vorgebirge - Landspitze

Nach 4 Monaten in 7 Ländern wusste ich, dass nun der Tag gekommen ist, an dem der ganze Traum, in dem ich 12 Wochen lang gelebt habe, zu Ende war. Puuufffff! Nun saß ich nach einer Zeit voller Freiheit, atemberaubender Momente, toller Begegnungen und herrlichem Faulenzen im Flieger Richtung Deutschland.

Die geilste Zeit in meinem bisherigen Leben, auf die ich mich monatelang so gefreut und darauf hingefiebert hatte, war nun zu Ende. Schluss mit grünen Palmen, Meer, luftigen Klamotten und frischen Kokosnüssen am Strand. Keine Abenteuer und täglich neue, aufregende Erlebnisse mehr! 

Weltreise Rückkehr: Der schwierigste Teil einer Reise

Brezelbraun und mit leicht verquollenen Augen (ich hatte ein paar Tränchen vergossen) kam ich in Deutschland an und wurde von 10 Grad und Regen empfangen. Es war natürlich auch erst Ende April. Übrigens ein echt schlechter Zeitpunkt, um zurückzukommen. Plane deine Rückreise am besten so, dass du das eklige Wetter komplett umgehst und erst im Mai, oder noch besser im Juni, Juli, oder August, also mitten im Sommer zurückkommst! Denn dann ist der Unterschied nicht ganz so groß und das Wiedereinleben fällt deutlich leichter.

Für mich hieß der Schritt zurück in die Realität in Deutschland auch ein Schritt in eine neue Zukunft, die komplett offen und ungewiss war. Ich hatte vor der Reise 6 Jahre in verschiedenen PR Agenturen geackert, dann gekündigt und wusste, dass ich diese Art der Arbeit definitiv nicht mehr wollte. Nur was wollte ich eigentlich wirklich? Was war es, das mich glücklich und zufrieden machen würde? Ich hatte keine Ahnung – noch nicht.

Natürlich freute ich mich irgendwie auch auf Zuhause. Allerdings war ich 3 Monate mit einer Freundin gereist, sodass Heimweh oder das sich einsam Fühlen gar nicht wirklich aufkamen. Die letzten drei Wochen aber verbrachte ich alleine auf Bali. Nicht meine erste Reise „solo“, aber die intensivste. Ich kann dir nur empfehlen, es auch einfach mal zu probieren! Du lernst so schnell neue Leute kennen, wenn du es willst und offen dafür bist. Und nur wenn du auf eigene Faust losziehst, wirst du dich verändern und wachsen.

Meine Eingewöhnungsphase verlief eigentlich recht problemlos. Anders als mit Mitte 20, als ich von meinem Auslandssemester in Kalifornien zurückkam. Damals bin ich in ein tiefes Loch gefallen. Alles erschien mir irgendwie grau, langweilig und trist. Ich hatte mich total verändert, war offener und lebensfreudiger geworden, und die Zuhausegebliebenen waren für mich eher stehengeblieben. Ich wollte nur noch zurück. Zurück in die USA, weg aus Deutschland.

Das war definitiv auch keine einfache Zeit für meine Familie. Sie hatten sich so auf mich gefreut, und ich konnte wenig zurückgeben, war in meiner Welt wie gefangen. Ich hatte das Gefühl, nicht mehr in diesen engen Alltag in Deutschland zu passen. Aber auch das legte sich, ich musste mir nur Zeit geben.

Vielleicht lag es dieses Mal an meinem fortgeschrittenen Alter und etwas mehr Lebenserfahrung, dass ich die Rückkehr nun besser verkraftet habe. Ich habe mir einfach vor Augen geführt, wie glücklich ich mich schätzen kann, überhaupt so eine Reise angetreten zu haben. In dieser Zeit habe ich Einheimische kennengelernt, die von 70 € im Monat leben und sich vielleicht einmal im Jahr das Boot auf die Nachbarinsel zu den Eltern leisten können.

Außerdem bedeutet so eine Reise ja nicht, dass du etwas Ähnliches nie mehr erleben wirst und ab sofort gefangen bist. Nimm all das Positive dieser einmaligen Reise mit, die Erinnerungen, die Erfahrungen, dein neues Ich und versuche, dir diese neue Lebensfreude zu bewahren!

Welche Erkenntnisse habe ich also auf dieser Reise gewonnen?

1. Mich mehr zu entspannen und nicht so schnell aufzuregen!

Wir lassen uns im Alltag und Job oft viel zu schnell stressen. Das ist 1. nicht gut für unseren Körper und 2. ist es das auch gar nicht wert. In den meisten Fällen können wir leider nichts daran ändern und in den seltensten Fällen geht die Welt unter! Trotzdem sind es meist schon Kleinigkeiten im Alltag, die den Blutdruck steigen lassen. Ich habe also ganz bewusst versucht, diese „Alltagsproblemchen“ nicht so ernst zu nehmen und entspannt zu bleiben.

Also, einfach cool bleiben! Du wirst merken, das tut dir gut!

2. Offener auf Menschen zuzugehen und öfter zu lächeln!

Du kennst das bestimmt: Ohne, dass du dir dessen bewußt bist, läufst du den ganzen Tag mit einer griesgrämigen Miene durch die Gegend. Bei deinen Mitmenschen ist das nicht anders. Wir Deutschen sind ja auch oft viel zu sehr mit uns selbst beschäftigt und schauen zu wenig „über den Tassenrand“! Was ist schon dabei, mal jemandem auf der Straße einen „Guten Morgen“ zu wünschen oder mit jemand Wildfremdem in der U-Bahn oder im Sport ein paar Worte zu reden?!
Wir sollten uns wirklich ein Beispiel an der Freundlichkeit und Offenheit in Australien oder Neuseeland nehmen!

3. Arbeiten muss nicht immer Stress und Eingezwängtsein bedeuten!

Auf meiner Reise habe ich mich mit den unterschiedlichsten Menschen unterhalten und dabei ganz neue Lebensmodelle kennengelernt, die mich dazu inspiriert haben, meine künftige Arbeitswelt anders zu gestalten! Zum Beispiel gab es da Bob, ein Amerikaner, der auf Bali das Ahhhh Bali Bed & Breakfast führt und Menschen aus aller Welt die besten individuellen Tipps für ihren Aufenthalt gibt. Oder Mark, ein Australier, der quasi auf dem Boot lebt und die Touristen zu den atemberaubenden Whitsunday Inseln bringt. Oder auch Emily, die sich gegen einen Bürojob und für ein selbstständiges Business als Life Coach entschieden und in Ubud ihr erstes E-Book geschrieben hat.

Vielleicht ist für dich ein Job als Tauchlehrer auf den Malediven perfekt? Oder du unterrichtest Englisch in Nicaragua? Lass deiner Kreativität freien Lauf, wenn du wirklich etwas ändern willst!

4. Du brauchst viel weniger zum Leben als du denkst!

Wenn du monatelang auf Reisen bist und immer die gleichen Klamotten trägst, macht dir das irgendwann gar nichts mehr aus und du verschwendest keinen Gedanken daran, welche Schätze zuhause in deinem Kleiderschrank schlummern. Kleidung wird völlig sekundär und auch Luxusartikel wie Kosmetik (ja, ich bin eine Frau!), high-tech-Geräte und andere „wichtige“ Besitztümer spielen keine Rolle mehr. Denn es sind andere Dinge, die wirklich glücklich machen!

Aber natürlich, ich möchte nicht leugnen, dass ich mich nach Nächten in offenen Bungalows mit allem möglichen Getier an den Wänden oder der Decke auf mein gemütliches Bett, frische, herrlich duftende Wäsche und auch ein paar Teile in meinem Kleiderschrank gefreut habe!

5. Es lohnt sich, aus der Routine auszubrechen!

Du denkst, du kannst kein Fleisch mit Reis oder Suppe zum Frühstück essen? Du glaubst, du bist eine Nachteule, weil du zuhause morgens nicht aus dem Bett kommst? Daheim bist du eher bequem und nimmst lieber die Bahn, als dich aufs Fahrrad zu schwingen oder zu laufen?
Auf deiner Reise ist alles anders, und du wirst merken, dass es dich total glücklich macht, zu sehen, dass du aus der Routine ausgebrochen bist und dich veränderst. Sei offen, probier alles aus, nimm alles mit, wenn dir etwas angeboten wird, und lass den Alltag und auch den Verstand zuhause!!

Rituale, die du dir im Laufe der Zeit angewöhnt hast, solltest du unbedingt – zurück in deiner Heimat – beibehalten! Zum Bespiel, starte den Tag mit deinem gewohnten Sportprogramm, trinke/mache dir einen Smoothie jeden Tag oder laufe zu deinem Termin, auch wenn es ein 1-stündiger Spaziergang ist. Diese Gewohnheiten helfen dir, den Vibe der Reise zu bewahren und lassen dich nicht in die Alltagsroutine zurückfallen!

6. Tägliches Essengehen ist ganz schön praktisch!

Vor allem in asiatischen Ländern wirst du selten selbst kochen. Es ist einfach zu günstig, in kleinen Restaurants um die Ecke zu essen. Als ich wieder zuhause war, musste ich mich total umstellen und war total überfordert, was ich täglich essen sollte. Ich hatte Hunger, war aber total unkreativ und machte mir bewusst, dass es tatsächlich auch eine gewisse Art von Stress wegfällt, wenn man einfach immer „bekocht“ wird. Zum Glück hatte ich mich erst mal bei Mama einquartiert und ließ mich umsorgen und „bekümmern“.

Tipps, die dir das Eingewöhnen erleichtern und die Angst vor dem Ungewissen nehmen!

1. Lass die Wohnung sauber zurück!

Bevor du alles hinter dir lässt, solltest du deine Wohnung nochmal auf Vordermann bringen: putzen, Geschirr abspülen, Bett neu beziehen und Wäsche waschen. Auch ganz wichtig: den Kühlschrank gründlich säubern, sonst erwartet dich leckerer Schimmel, wenn du wieder zurück bist!

Wenn du in eine tip top Wohnung kommst, kannst du dich uneingeschränkt aufs Ankommen konzentrieren und musst nicht erst mal den Putzlappen schwingen! Außerdem fühlst du dich unendlich wohler als in eine unordentliche Wohnung zu kommen. Ist zwar eigentlich eine Kleinigkeit, macht aber wirklich viel aus! Ich merke das schon, wenn ich nur eine Woche weg bin!

2. Miste deine Wohnung und deinen Kleiderschrank aus!

Wenn du es vor der Reise nicht übers Herz gebracht hast, mal richtig Ordnung in deinen Kleiderschrank und deine Wohnung zu bringen, dann ist jetzt der perfekte Zeitpunkt dafür! Du hast ja schon gemerkt, dass du mit sehr wenig auskommen kannst und freust dich zwar wahrscheinlich auch über die Fülle an Klamotten, die du nun zuhause neu entdeckst, aber frag dich: Brauche ich das alles wirklich? Die Antwort ist ein klares Nein. Auch daheim trägst du doch meistens die gleichen Outfits, und vieles liegt ungetragen im Schrank!

Nimm deshalb – z. B. an einem verregneten Wochenende – jedes Teil deines Kleiderschranks einmal unter die Lupe, und frage dich: Wann hatte ich dies eigentlich das letzte Mal an, und ist es überhaupt noch mein Style? Ich sage dir, da wird einiges aussortiert, wenn du es gewissenhaft machst!

Mit deinen ausgemisteten Schätzen kannst du dann entweder auf den Flohmarkt gehen, sie im Internet verkaufen oder einer wohltätigen Organisation spenden. Wie sehr freuen sich gerade jetzt Flüchtlinge über einen warmen Pulli und eine neue Hose!

Fazit: Du hast dich von Altlasten befreit, hast wieder Platz im Kleiderschrank und evtl. noch andere Menschen glücklich gemacht! Was gibt es Befriedigenderes?!

3. Triff Freunde, und schwelge in Erinnerungen!

Nun bist du zurück, und alle wollen natürlich wissen, wie es war. Das kann auf der einen Seite total schön sein, da du alle Erlebnisse noch einmal wiederaufleben lassen kannst, aber auch ganz schön nervig, wenn du immer wieder das gleiche erzählen musst. Deswegen ist mein Tipp, bring möglichst viele Freunde an einen Tisch, und koche zum Beispiel etwas aus einem deiner bereisten Länder! Vielleicht hast du ja auch, einen Kochkurs gemacht, wie ich in Vietnam, und kannst dann dabei dein Vorhaben, das Rezept zuhause nach zu kochen, umsetzen.

Die andere Variante ist, die Treffen gut zu verteilen, immer mit etwas Zeit dazwischen. So bist du nicht genervt, sondern freust dich, mal wieder deine ganzen Fotos raus zu kramen. Sehe es auf jeden Fall nicht als Anlass, in eine Depression zu fallen, sondern freu dich, dass du diese tollen Momente nun mit Familie und Freunden teilen kannst! Du wirst dabei sicher auch feststellen, wie schön es ist, wieder bei deinen Liebsten zu sein, an langjährige Freundschaften anzuknüpfen und auf ehrliches Interesse deiner Freunde zu treffen!

4. Gib dir so viel Zeit, wie du brauchst, und überstürze nichts!

Ich finde, es ist der absolute Horror auf eine lange Reise zu gehen und nach der Rückkehr nur ein paar wenige Tage bis zum Beginn im neuen Job zu haben. Das wird nicht funktionieren! Meiner Meinung nach brauchst du mindestens einen Monat, um zuhause wieder klar zu kommen und die ganzen neuen Eindrücke und Erlebnisse zu verarbeiten.

Wenn du erst wieder auf Jobsuche gehen musst, lass dir damit Zeit, bis du genau weißt, was du machen willst. Ich habe 3 Monate gebraucht, bis ich den Entschluss gefasst habe, mich selbstständig zu machen. Und dann habe ich bei Off The Path angefangen. Bis dahin habe ich meine Freizeit genossen, habe viel Sport gemacht, kleine Trips unternommen und viel recherchiert, was mich denn interessieren könnte. Am Ende war alles dabei, von Fotografin über Grafikerin oder auch die Idee, Produkte aus aller Welt zu importieren und einen Online Shop aufzumachen. Zum Glück habe ich das alles wieder verworfen, denn es hätte einfach nicht wirklich zu mir gepasst.

Im Internet gibt es verschiedene Tests, die du machen kannst, um deine Stärken herauszufinden. Außerdem können dir Bücher helfen, deine wirkliche Leidenschaft,
oder auch die Anforderungen an deinen neuen Job herauszufinden.

Also, stress dich nicht, und lass dich von Absagen nicht entmutigen, sondern genieß das Leben, und lass dir Zeit! Bis jetzt hat noch jeder etwas Neues gefunden, auch ich! Und – ich muss keine Kompromisse mehr eingehen und bin rundum zufrieden!

5. Setze geplante Vorhaben um!

Deine Reise sollte ein Wendepunkt in deinem Leben sein! In alte Muster und Routine zu fallen wäre doch nach so einer Zeit wirklich schade! Während deiner Reise werden dir sicherlich viele Ideen kommen, die du zuhause gerne umsetzen möchtest. Du würdest zum Beispiel gerne eine Sprache lernen oder sie auffrischen? Oder einen Nähkurs machen oder professionell Tennis spielen lernen? Mach es! Such dir einen Kurs und vielleicht auch einen Freund, der mitmacht und leg los!

Ich gestehe, meine Liste war lang, und ich habe nicht alles abgehakt. Ist aber auch nicht nötig, denn zuhause hast du vielleicht doch andere Prioritäten, und es gibt dir schon ein gutes Gefühl, wenigstens einen Teil umgesetzt zu haben.

Auch gewisse Gewohnheiten oder Rituale, die du während deiner Reise schätzen gelernt hast, solltest du beibehalten. So hältst du den Vibe deiner Reise aufrecht und baust einen Teil in dein Leben zuhause ein. Wenn du zum Beispiel angefangen hast, morgens joggen zu gehen oder dich gesünder zu ernähren, behalte das bei! Es wird dich an schöne Momente deiner Reise erinnern und dich glücklich machen!

6. Plane eine neue Reise!

Das ist kein Geheimtipp mehr, aber hilft wirklich! Manche Reisende hauen ja sehr schnell wieder ab, weil das Fernweh so groß ist. Du denkst dir vielleicht auch, wäre ich doch nur länger geblieben! Wenn du zum Beispiel in Asien warst, hättest du von dort aus noch so viele andere interessante Länder bereisen können! Jetzt sind sie in weite Ferne gerückt, nicht nur kostentechnisch. Es wird dir aber ungemein helfen, dir wieder einen Lichtblick zu schaffen, auf den du hinarbeiten und auf den du dich freuen kannst! Vielleicht auch erst in ein paar Monaten.

Deshalb, überstürze nichts, lass dir Zeit wieder anzukommen, aber geh bereits in die Planung der nächsten Reise! Ein bisschen Träumen wird dich darüber hinwegtrösten, nicht mehr unter Palmen am Strand zu liegen. Es muss ja auch nicht gleich wieder eine Fernreise sein. Auch Kurztripps sind sehr erfüllend und zeigen dir vielleicht, auch Europa wieder zu schätzen! In nur wenigen Stunden bist du an einem wunderschönen Ort!

Überleg vielleicht auch einmal, ob ortsunabhängiges Arbeiten etwas für dich wäre? Dort arbeiten, wo andere Urlaub machen! Dies war für mich eigentlich der Ausgangspunkt meiner Recherchen. Natürlich kannst du nicht jeden Job an jedem Ort der Welt ausüben, aber vielleicht hast du ja auch Lust, dich in eine andere Richtung zu orientieren und z.B. Online Marketing, Website Designer oder Blogger zu werden?

Von einer langen Reise nach Hause zu kommen und herauszufinden, was du wirklich machen möchtest, ist definitiv nicht einfach. Ich wünsche dir ganz viel Glück bei deiner Suche, aber bin mir sicher, du wirst es finden!

Was sind deine Tipps für das Wiedereingewöhnen? Wie ist es dir gegangen?

Sebastian Canaves
Sebastian Canaves - Reise
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