Der Amazonas ist für viele ein Traumziel bei Reisen nach Südamerika. Die Region rund um den Amazonas zu entdecken gehört auf jeden Fall zu den größten Abenteuern in Südamerika.
Dirk hat sich seinen Traum erfüllt und ist den Amazonas mit öffentlichen Verkehrsmitteln runtergefahren. Seine Route führte in von Iquitos in Peru bis nach Manaus in Brasilien. Auf seinem Blog hat er die ganze Reise in Etappen dokumentiert.
Erfahre in dieser Episode „Reisen auf dem Amazonas“:
- Welche Stadt in Peru du nur mit dem Flugzeug und mit dem Schiff erreichen kannst
- Wo du in diesem Ort ein Schnellboot auf dem Amazonas buchst
- Auf welchen Stempel du bei Reisen durch Südamerika unbedingt achten solltest
- Wie du dich am besten innerhalb der Städte fortbewegst
- Was man als Vegetarier in Brasilien vom Essen zu erwarten hat
- Womit man sich auf einem langsamen Boot die Zeit vertreibt
- Wieviel dich die Reise in öffentlichen Booten in Vergleich zu einem Kreuzfahrtschiff kostet
Shownotes übers „Reisen auf dem Amazonas“:
Sebastian: Herzlich willkommen zu einer neuen Off The Path Podcast Folge aus Nicaragua für mich. Dirk ist heute als Gast. Wo sitzt du gerade Dirk?
Dirk: Hallo, in Frankfurt am Main sitze ich.
Sebastian: Sehr schön, also eine ordentliche Distanz zwischen uns und Dank dem Internet sogar hier in Nicaragua. Wir haben gerade vor der Sendung schon ein bisschen rumgescherzt, dass das funktioniert. Internet ist in Nicaragua kein großes Problem, aber Strom ist das größte Problem und ab und zu gibt es Blackouts. Ich hoffe, dass wir diese Folge in einem Rutsch aufnehmen können. Dirk, in Frankfurt haben wir hoffentlich kein Problem mit dem Internet, aber über den Ort an dem du warst und über den wir sprechen, da war das mit dem Internet nicht so sicher. Du warst im Amazonas unterwegs.
Dirk: Ganz genau. Im Amazonasgebiet und in drei Ländern, wenn man das dann noch mal genauso machen will. Das Ziel war, den Amazonas runter zu fahren mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Das wollte ich immer schon mal machen, und jetzt habe ich mir den Traum erfüllt. Es war für mich auch immer klar, den Fluss runter zu fahren, nicht rauf. Man kann ihn auch rauf fahren, natürlich. Ich denke, das ist Geschmackssache, ich wollte ihn runterfahren und zwar von Iquitos in Peru bis nach Manaus in Brasilien.
Sebastian: Cool! Peru, Ecuador, Brasilien?
Dirk: Peru, Kolumbien, Brasilien.
Sebastian: Ah, okay.
Dirk: Das ist glaube ich die 1 Million Dollar Frage. Kolumbien hat 100 Km Uferlinie am Amazonas. Die haben sie sich irgendwann mal im 19. Jahrhundert bei einem kleinen Krieg erobert von den armen Peruanern und pflegen jetzt ihren 100 km Flusslauf sehr gewissenhaft und haben da auch ein sehr schönes Örtchen hingebaut übrigens. Das ist ein kleiner Geheimtipp, aber vielleicht fange ich da an, wo die Reise angefangen hat, nämlich in Iquitos in Peru. Das ist auch schon ziemlich exotisch, meine ich.
Sebastian: Ja, sehr gerne, schieß los! Was gibt es dort? Was kann man dort machen.
Dirk: Iquitos liegt im Norden von Peru. Das liegt im Regenwald und gilt als die größte Stadt unseres Planeten, die keine Straße in die Außenwelt hat. Nach Iquitos kann man also nur mit dem Flugzeug und mit dem Schiff fahren.
Sebastian: Krass.
Dirk: Es gibt zwar Straßen in Iquitos, auch aus Asphalt, aber man mit dem Auto von woanders in Peru hinfahren. Man muss hin fliegen oder mit dem Schiff hinfahren. Wir sind von Lima aus hingeflogen. Da gibt es mehrere Fluggesellschaften, die da ziemlich easy hinfliegen. Da kostet ein Flug etwa 100 Euro einfach und der dauert zwei Stunden. Dann kann man mit einem schönen kleinen Flugzeug mit ein bisschen peruanischer Coca Cola – die Inka Cola, kriegt man im Flugzeug – dahin fliegen und dann landet der mitten im Dschungel auf einer kleinen Piste. Das ist eine Rollbahn mit einer Art Turnhalle davor – das ist der Flughafen von Iquitos – und dann ist man da. Und in Iquitos selber gibt es auch so gut wie keine Autos. Da gibt es so eine Art Tuk Tuks. Leute die in Asien gewesen sind, die kennen das. Das sind kleine Motorräder mit einem Zweiersitz hinten drauf, wo man dann nebeneinander als Passagier sitzen kann. Die fahren in Iquitos umher und die holen einen vom Flughafen ab.
Sebastian: Sehr cool!
Dirk: Und dann das Übliche: Man muss verhandeln was das kostet. Dann brettert man mit dem Tuk Tuk in die Innenstadt. Iquitos ist relativ groß, fast so groß wie Frankfurt und hat um die 500.000 Einwohner.
Sebastian: Wow! Also eine so große Stadt, die von der Außenwelt total abgeschottet ist.
Dirk: Absolut und die liegt auch wirklich mitten im Dschungel drin. Das ist schon ziemlich sensationell. Es ist zwar auch Zivilisation, aber die Straßen und wie die Stadt so aussieht, das ist schon frontierstadtmäßig – also wie eine Grenzstadt irgendwie. Das Gefühl hat man da immer noch. Wie gesagt, es gibt kaum Autos, nur diese Rikschas und es sieht aus wie… ja, eine mexikanische Grenzstadt aus einem Hollywoodfilm. So ein bisschen sieht das da aus. Es liegt direkt am Fluss, eigentlich sind es mehrere Flüsse um Iquitos herum, die in den Amazonas münden. Man kann also auch tolle Bootstouren dort machen und es ist schon relativ nah am Wasser und nah am Wald. Man kann wirklich ohne riesengroßen Aufwand schon mal Faultiere gucken gehen oder Papageien oder mit kleinen Booten die Flüsse dort entlang schippern. Das ist einfach organisierbar.
Sebastian: Cool, jetzt bist du da angekommen und hast dich dann sofort in dein Abenteuer gestürzt und bist in den Amazonas. Der ist ja 7.000 km lang, ne?
Dirk: Ja genau. Der Amazonas ist an sich völlig unfassbar groß, nicht nur lang sondern auch tief und breit. Es ist schwer zu realisieren, man muss es gesehen haben. Eine Sache habe ich mir gemerkt, die kann man glaube ich auf Wikipedia nachlesen: Der Amazonas hat so viel Wasser zusammen, wie die nächsten sieben größten Flüsse der Welt. Das musst du einmal sacken lassen. Und wenn man dann mal da runter fährt, dann kann man das so annähernd verstehen, aber die Größe auch dieses Gebiets, Amazonien, der Regenwald, das ist schon ziemlich spektakulär. Um auf das “wie kommt man zu dem Fluss und wie kann man ihn herunterfahren” zurückzukommen: Es fahren von Iquitos an die Grenze von Peru mit Kolumbien und Brasilien Schnellboote. Es fahren nicht diese Amazonasdampfer, wie man die aus Filmen kennt. Die fahren nicht mehr auf dieser Strecke. Es fahren dort nur noch lokale Schnellboote. Da gehen ca. 30 Leute rein und dann sitzt man in Zweiersitzen in einem kleinen Schnellboot. Das ist auch überdacht und die sausen dann direkt von Iquitos losgehend den Fluss runter bis zur letzten Urbanisation von Peru an der Grenze zu Kolumbien und Brasilien. Der Ort heißt Santa Rosa.
Das heißt, wenn man in Iquitos ist, dann kann man dort in ein lokales Reisebüro gehen. Da hängen schon immer riesengroße Bilder draußen, wann das nächste Boot abfährt – auf Spanisch natürlich. Wenn man meinetwegen Montags da ist, dann steht drauf Mittwoch – also miercoles fährt das nächste Boot nach Santa Rosa. Dann kann man da rein gehen und kauft sich ein Ticket und am Mittwoch muss man dann morgens um 5.00 Uhr an der Mole im Hafen von Iquitos stehen. Da gibt es dann eine Art On-Boarding Prozess. Da wird dann noch mal das Ticket und das Gepäck kontrolliert. Dann geht es morgens um 5.30 Uhr mit dem Schnellboot in Iquitos den Fluss herunter.
Sebastian: Wie lange dauert die Fahrt?
Dirk: Die Fahrt dauert bis nach Santa Rosa, das ist der finale peruanische Grenzort, 9 Stunden, ist aber nicht langweilig. Es gibt natürlich wahnsinnig viel zu sehen. Das Boot fährt ziemlich schnell, das sind so 400 km und es braucht 9 Stunden, 8,5, je nach Wetterlage. Witzigerweise fuhren zwei Boote los als wir da waren und das zweite haben wir irgendwann verloren, aber witzigerweise die Leute ein paar Tage später wieder getroffen. Und die waren zum Beispiel drei Stunden mit Motorschaden auf dem Amazonas liegen geblieben.
Sebastian: Ach du scheiße.
Dirk: Ja, interessant. Aber ich meine Abenteuer ist Abenteuer. Das kann natürlich passieren, dass da etwas kaputt geht, weil im Amazonas fließen viele kaputte Bäume und Blattwerk und Inseln aus Gras und dann kann das die Schraube vom Schiff verstopfen und dann liegt das erst mal. Das kann schon passieren, ja. Es ist aber – ich finde es nicht gefährlich. Die Leute die das machen sind ganz gut, die sind recht firm und haben das alles ganz gut im Griff.
Auf den Booten ist auch eine Toilette und es gibt auch etwas zu essen und zu trinken. Das ist relativ einfach dann, aber es ist genug da, verhungern muss man nicht, man muss auch nicht unbedingt Essen oder Getränke mitbringen. Die haben an Bord genug da.
Sebastian: Diese Schnellboote sind aber entsprechend ziemlich groß oder?
Dirk: Die sind vielleicht so 20 Meter lang.
Sebastian: Wieviele Passagiere passen da rein?
Dirk: Etwa 30 Leute passen da drauf, schätze ich mal. So groß sind die nicht, aber es geht genug Gepäck drauf und die sind schnell. Die sausen schon ganz schön den Fluss runter, muss man sagen.
Sebastian: Was sind das denn – durchschnittlich 50 km/h, mit denen sie über das Wasser fahren und das ist eigentlich ziemlich schnell.
Dirk: Das ist ziemlich schnell, ja.
Sebastian: Flussabwärts, oder?
Dirk: Richtig, flussabwärts, -aufwärts dauert es doch sehr viel länger. Die fahren natürlich auch flussaufwärts, aber da dauert es 12 Stunden meine ich, den Fluss bergauf zu fahren. Die steuern auch zwischendurch relativ viele kleine Örtchen an. Das ist das, was ich von netten Schauwerten zusammenfassen würde. Die steuern kleine Siedlungen an, ganz kleine Dörfer mit 5, 10 oder 15 Häusern, mit einem Pier am Flussufer und dann steigen Leute ein und aus. Es wird relativ viel Gepäck hin- und her transportiert, eingeladen, ausgeladen. Das geht aber immer ratzfatz.
Sebastian: Werden diese Orte automatisch angefahren oder muss da erst immer jemand am Steg stehen und winken oder jemand im Boot sagen “Ich möchte da bitte raus”?
Dirk: Sehr gute Frage! Ich glaube beides. Die werden angefahren, die Leute stehen tatsächlich da und winken und dann wird hingefahren. Aber auch die Leute im Boot sagen dem Kapitän Bescheid oder den Jungs von der Crew “Ich muss in Dörfchen x/y mal aussteigen”. Und dann fährt der dahin und man kann aussteigen. Das funktioniert schon. Man fährt auch an diversen Lodges vorbei. Wer in eine Dschungel Lodge will, aber die haben meistens ihren eigenen Fahrdienst. Das muss man nicht unbedingt mit einem öffentlichen Boot machen. Und wovon die Leute leben? – Die leben vom Wald. Da gibt es im Prinzip keine touristischen interessanten Punkte, also nicht das ich wüsste. Die Orte sind auch so klein. Das sind ein paar Häuser im Wald im Prinzip, mehr ist das nicht. Die meisten fahren dann doch tatsächlich bis zur Grenze nach Santa Rosa runter. Das heißt Trifrontera auf Spanisch – also das Dreiländereck, wenn man so will – Kolumbien, Peru, Brasilien und da kann man dann aus dem Schnellboot aussteigen und ist dann in Santa Rosa auf der peruanischen Seite. Das ist dann auch ein relativ kleiner Ort und ist für Traveler eigentlich nur wichtig, weil man dort den Ausreisestempel bekommt. Wenn man in Südamerika eine Grenze verlassen und die nächste überqueren will, muss man immer einen Ausreisestempel von dem Land davor, wo man ausreist und einen Einreisestempel im nächsten Land holen, an der Immigration. Das heißt, in Santa Rosa hole ich mir den Ausreisestempel in Peru. Das ist das wichtige dort. Das ist mitten im Wasser übrigens, also nicht wundern. Im Sommer ist das Wasser relativ hoch, wenn die Trockenzeit ist am Amazonas, dann liegt diese Landungsstation an Land. Der Fluss hat abhängig von der Regenzeit ein relativ hohes Gefälle. Da ist er dann noch mal vor der Regenzeit 10 bis 15 Meter tiefer, als nach der Regenzeit.
Sebastian: Boah, das ist ein riesengroßer Unterschied!
Dirk: Das ist ziemlich gigantisch.
Sebastian: Das ist ja ein zwei-, dreistöckiges Haus!
Dirk: Ja, das ist wirklich faszinierend. Ich habe jetzt natürlich den Fluss gesehen, als er sozusagen fast voll war. Jetzt auch interessant, wenn das Wasser dann im April, Mai, Juni relativ hoch ist – wer das Taschengeld dafür hat – mit dem Kreuzfahrtschiff runterfahren in einem Rutsch von Iquitos bis zur Mündung des Flusses im Atlantik. Das wird immer um diese Jahreszeit angeboten und kostet aber, ich meine, 10.000 Euro pro Nase. Ja, das ist aber ganz witzig, dass es das gibt. Es gibt auf dem Fluss keine Stromschnellen oder irgend so was, oder Schleusen.
Sebastian: Also kann man in einem Rutsch durchfahren?
Dirk: Man kann in einem Rutsch durchfahren.
Sebastian: Ja krass. Also 10.000 Euro ist ein ordentlicher Preis für diese Strecke. Du bist bis zu Manaos gefahren oder? Und von Manaus bis zur Mündung sind es auch noch mal 2.000 – 3.000 km oder?
Dirk: Ja, ich meine es sind noch mal 1.500 km von Manaus bis zur Mündung. Man kann auch mit den öffentlichen Booten bis zur Mündung bis nach Santarem oder bis Belem – das sind die beiden großen Städte am Unterlauf des Amazonas in Brasilien – fahren, wenn man Lust und Zeit hat. Diese öffentlichen Boote mit denen wir jetzt bis Manaus gefahren sind, die fahren auch bis Santarem und Belem weiter.
Sebastian: Cool, dann lass uns gleich mal über diese Preise sprechen. Also noch mal 10.000 Euro in Relation stellen zu dem, was du ausgegeben hast. Aber das machen wir gleich. Dann von Santa Rosa kommst du erst mal nach Kolumbien...
Dirk: Richtig. Nach Leticia in Kolumbien. Das ist auf der gegenüberliegenden Seite von Santa Rosa. Da sind ein paar Jungs mit Booten, die holen einen ab, die fahren einen zu der Immigration in Peru, da geht man hin, kriegt seinen Stempel, fährt mit einem Boot wieder zurück und dann fahren die über den Fluss rüber nach Leticia. Man kann natürlich auch in Santa Rosa bleiben. Das ist aber eher ein bisschen spartanisch und nicht so wirklich malerisch. Leticia ist so ein kleines Grenzstädtchen von den Kolumbianern. Das hat Charme, das hat wirklich einiges zu bieten. Es ist sehr, sehr nett und da kann man es aushalten. Die meisten Traveller fahren auch nach Leticia rüber. Das Immigration Büro ist am Flughafen. Als wir zum Beispiel am Flughafen angekommen sind – wir sind dann mit einem Tuk Tuk wieder zum Flughafen gefahren. Der Tuk Tuk-Fahrer meinte treuherzig: Klar, er passt auf unser Gepäck auf, hier kann ja nichts wegkommen. Also haben wir unser Gepäck vor dem Flughafen im Tuk Tuk gelassen, sind in den Flughafen rein in das Immigrationsbüro von der kolumbianischen Immigration. Die Señores saßen in ihrem Büro, das war klimatisiert und hatten einen gigantischen Fernseher an der gegenüberliegenden Wand hängen. Dort lief das kolumbianische MTV mit Heavy Rock, mit Metal Videos in dem Büro. Das fand ich eigentlich ziemlich witzig und lustig. Das haben die da geguckt und die waren auch entsprechend gut drauf und dann kriegt man seinen Einreisestempel. Und unser Rikschamann war mit dem Gepäck natürlich auch noch da und dann fährt der einen, wenn man sich ein Hotel oder eine Pension oder ein B&B oder ein Airbnb ausgesucht hatte – die Breite von Unterkünften ist relativ groß in Leticia. Dann fährt einen der Tuk Tuk-Fahrer direkt vom Flughafen in das Hotel.
Sebastian: Ziemlich interessant finde ich daran eigentlich, dass ihr in das Land eingereist seid und ihr euch erst mal frei bewegt habt, bevor ihr euch den Stempel geholt habt. Ihr wurdet nicht direkt an der Grenze angehalten und habt die Immigration durchgemacht.
Dirk: Richtig, genau. Es gibt keine Grenzkontrollen dort. Der Tagesverkehr zwischen den drei Ländern funktioniert sozusagen unkontrolliert. Also es gibt keinen Grenzposten in dem Sinne. Man landet dann in Kolumbien in Leticia an der ganz normalen Hafenmole, wo auch die örtlichen Boote abfahren und die Leute, die dort wohnen ihre Geschäfte mit Booten und Zubringer und Hinbringer und von hier nach dort fahren erledigen. Dort landet man und dann warten dort die Tuk Tuks, wie bei uns die Taxis. Wenn man abends ankommt, dann kann man sich auch noch am nächsten Tag einen Einreisestempel holen. Da guckt keiner so genau.
Sebastian: Das ist cool.
Dirk: Ja, das ist ziemlich easy. In den Reiseführern ist das manchmal ein bisschen stressig erklärt und es wäre da auch gefährlich und man soll aufpassen. Das kann ich nicht so recht nachvollziehen. Das war alles extrem entspannt. Kolumbien sowieso, die sind gut drauf. An jeder Ecke steht zudem ein Polizist in Leticia. Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass das irgendwie stressig sein soll. Das gleiche gilt, wenn man jetzt mit dem Amazonasboot losfahren will. Das geht nämlich dann nur vom brasilianischen Teil aus. Das heißt, ich muss dann von Leticia noch nach Brasilien rüber, muss wieder den Ausreisestempel bei den Jungs am Flughafen besorgen, muss dann mit dem Tuk Tuk nach Brasilien fahren. Das ist auch wieder eine offene Grenze. Da steht dann irgendwo ein Schild “hier ist Brasilien”. Dann ist man in Brasilien im Örtchen Tabatinga und dort muss ich mir mein Bootsticket besorgen für den Amazonas-Dampfer. Denn das bekomme ich auch nicht in den Reisebüros in Leticia.
Sebastian: Okay, interessant. Wenn du in Leticia bist, dann fährst du gar nicht diese 100 km auf dem Amazonas, sondern überquerst direkt die Grenze rüber nach Brasilien und fährst dann erst mal ein paar Meter mit dem Auto weiter bis du wieder am Amazonas bist oder wie funktioniert das?
Dirk: Die 100 km die Kolumbien hat sind auf der nördlichen Seite des Flussufers und Peru ist auf der südlichen Seite vom Flussufer, parallel sozusagen. Der Fluss ist die Grenze und irgendwann hört dann Kolumbien auf und dann fängt Brasilien an. Das heißt, in Santa Rosa muss ich nur über den Fluss rüber nach Leticia. Der ist relativ breit. Man kann nicht das andere Ufer sehen, es ist also ein Stück zu fahren. Es sind vielleicht 500 Meter oder 1 Km, schwer zu sagen. Ich kann Entfernungen immer schlecht abschätzen.
Sebastian: Das muss man aber auch mal gesagt haben. Egal ob 500 oder 1000 Meter. Das ist ziemlich breit für einen Fluss.
Dirk: Ja, der Fluss ist manchmal noch breiter. Manchmal ist der ich schätze 3 oder 4 Km breit.
Sebastian: Also der wird schon richtig zu einem See?
Dirk: Ja, manchmal sieht man das andere Ufer wirklich nur ganz, ganz weit entfernt und weiß dann zwar, da ist jetzt Regenwald, aber die Bäume sind so winzig klein, weil die so weit weg sind. Das ist wie ein großer See. Leticia ist mit einem kleinen Einbaumboot von Santa Rosa aus zu erreichen. Das ist überhaupt kein Problem. Da braucht man sich auch keine Gedanken machen, dass man da irgendwie verschüttet geht, weil der Fluss so groß ist. Das ist wirklich kein Ding. Und Leticia und Tabatinga sind auf dem Land zusammen. Das heißt von Leticia nach Tabatinga kann ich mit einem Tuk Tuk fahren und muss nicht den Fluss überqueren.
Sebastian: Cool.
Dirk: In Tabatinga muss ich mir mein Ticket besorgen für das große Boot, die Slowboats oder Barcos lentos, wie man dort sagt, die langsamen Boote. Es gibt für jeden Betrieb flussaufwärts, flussabwärts auch noch mal Schnellboote, aber die haben keine Kabinen. Da sitzt man nur drin und wir wollten mit einem Boot mit Kabine fahren. Das sind dann diese Amazonasdampfer, die man aus den Filmen kennt. Dampfer sind das natürlich keine mehr. Die fahren mittlerweile mit Dieselantrieb. Da muss ich aber nach Tabatinga an die Mole – so heißt das – und da ist ein kleines Schiffsterminal und dort kann man sich das Ticket kaufen und die sagen einem auch, wann die Boote fahren. Die Fahrpläne gibt es zwar, aber man kann es zum Beispiel nicht über's Internet einsehen. Man kann auch nicht über's Internet buchen. Das heißt, man muss tatsächlich in Tabatinga am Terminal auflaufen, dort an dem kleinen Kiosk sitzt eine Lady drin und die sagt dir dann, wann das nächste Boot fährt, wie lange es braucht und was es kostet.
Sebastian: Wie oft fahren diese Boote?
Dirk: Die fahren alle zwei Tage, grob gesagt. Es gibt mehrere Boote, es ist also nicht nur eins oder zwei, sondern es sind mehrere und die fahren Montag, Mittwoch, Donnerstag und Samstag oder so ungefähr. Man kommt schon relativ zügig wieder aus der Gegend weg und muss nicht eine Woche auf das nächste Boot warten.
Sebastian: Okay, da sind die Chancen, dass so ein Boot ausgebucht ist und man lange warten muss, nicht gegeben.
Dirk: Das kann ich mir jetzt nur ganz schwer vorstellen. Es gibt auch für die eiligen Menschen und für die, die es sich leisten können, Flugbetrieb ab Tabatinga und Leticia nach Bogotá oder nach Manaus. Die, die es eilig haben nehmen den Flieger und die, die Zeit haben oder nicht so viel Geld, die nehmen das Boot. Bzw. die, die zwischendurch aussteigen, müssen das Boot nehmen. Denn das langsame Boot hält auch wieder zwischendurch ab und zu mal an. Man muss das Boot bar bezahlen. Das heißt, ich muss mit brasilianischem Geld dort an der Mole in Tabatinga das Ticket bar bezahlen. Es gibt zwei, drei Banken dort, die haben auch Geldautomaten und da kann ich mir Geld ziehen. Das funktioniert ganz gut. Die haben ein Limit, ich meine es sind 800 Reales. Das Ticket kostet 1.100 für eine Kabine. Das heißt, ich muss Bargeld ziehen an der brasilianischen Bank und muss, weil das Limit nur 800 Reales erlaubt, mehrfach ziehen. Das ist aber überhaupt kein Thema, der Tuk Tuk Fahrer wartet. Die Tuk Tuks heißen übrigens Motocarros dort. Der Motocarro-Fahrer wartet und fährt einen dann auch wieder zum Ticket Office zurück und dann kann man dort bar bezahlen. Das ist also auch ziemlich easy.
Sebastian: 800 Reales, wieviel ist das ungefähr?
Dirk: Das sind so 200 Euro. Das Ticket in der Kabine von Tabatinga nach Manaus kostet ungefähr 250 Euro. Das beinhaltet die Kabine, da ist ein Bett drin, da hat man seine eigene Toilette und sein eigenes Waschbecken und die eigene Dusche und die Fahrt dauert 4 Tage und 3 Nächte. Man hat in den 4 Tagen auch Vollpension mit drin. Es gibt eine sehr lustige kleine Kabine, wo man das Essen zu sich nehmen kann. Da gibt es drei Mal am Tag Essen zu etwas kuriosen Zeiten, wie ich fand und ich habe auch kein einziges Mal gefrühstückt, weil Frühstück ist um 6.00 Uhr morgens.
Sebastian: Uhh!
Dirk: Dann ist Mittagessen um 12:00 Uhr und Abendessen um 16:00 Uhr.
Sebastian: Okay! Also das hat wahrscheinlich mit Sonnenauf- und untergang zu tun. Am Amazonas wird die Sonne wahrscheinlich auch so gegen 5:00 Uhr aufgehen und gegen 17:00 Uhr unter, oder?
Dirk: Die geht ein bisschen später unter, so gegen 19:00 Uhr. Ich kann dir nicht sagen, warum die Essenszeiten so sind, wie sie sind. Ich habe allerdings vorher natürlich ein bisschen recherchiert und habe mal geguckt, auf den anderen Booten waren die Zeiten auch so. Das Essen war auch speziell. Wir sind Vegetarier, für uns war es sowieso sehr speziell. Wer Fleisch isst, der hat in Brasilien kein Problem, ansonsten muss man als Vegetarier dann die Beilage essen. Da gab es Reis und Nudeln zu Fleischstücken. Das gibt es mittags und abends und morgens, weil ich ja nie gefrühstückt habe, kann ich ich es nur vom Hörensagen sagen, da gibt es Ei Brötchen. Das gibt es in Südamerika ganz gerne. Das ist ein flaches Weißbrot mit einer Art Tortilla dazwischen. Das gibt es morgens mit Kaffee.
Sebastian: Ihr habt zu zweit in so einer Kabine geschlafen. Kostet das dasselbe oder kostet das extra?
Dirk: Man bezahlt die Kabine, also nicht pro Nase, sondern pro Kabine.
Sebastian: 1200 waren das?
Dirk: Genau, also knapp 250 Euro für die gesamte Reise. Die Kabine ist sozusagen die “Luxus”-Variante. Luxus in Anführungsstrichen, weil die Kabine ist wirklich sehr, sehr, sehr, sehr, sehr, sehr, sehr basic. Sie ist halbwegs sauber. Es sind Metallwände und da ist ein Bett drin und das war's. Sonst ist nichts mehr drin. Kein Stuhl, kein Tisch, kein Haken an der Wand, gar nix. Ich habe immer eine portable Wäscheleine dabei, weil wir waschen zwischendurch meistens irgendwelche Sachen oder wenn man mal was aufhängen will oder so. Die habe ich durch die Kabine gespannt. Das war eigentlich ganz schön, da konnte man ein bisschen was hinhängen, Handtücher und so weiter. Die muss man übrigens auch mitbringen – Handtücher. In der Kabine auf dem Amazonasboot, da ist wirklich gar nichts drin, außer der Matratze. Duschgel und so Sachen muss man auch mitbringen.
Sebastian: Okay, also einfach alles mitbringen. Es ist alles sehr spartanisch.
Dirk: Sehr spartanisch, ja.
Sebastian: Kurz zurück zum Geldabheben noch, weil das ist interessant. Gebühren muss man für das Geldabheben bezahlen?
Dirk: Ich habe so eine Kreditkarte, die keine Gebühren kostet bei Bargeldabhebungen. Ansonsten ist das natürlich immer abhängig von der Kreditkarte die man hat, was das für Gebühren kostet.
Sebastian: Welche hast du?
Dirk: Ich habe eine von N26. Das ist ein FinTech Startup, die werben damit, dass ihre Debitkarte keine Gebühren weltweit kostet. Und ich habe eine Kreditkarte, die kostet allerdings Gebühren, aber ich weiß gerade nicht mehr, wieviel.
Sebastian: Und mit der kannst du abheben und du kriegst deine Gebühren zurück?
Dirk: Mit der Debitkarte von N26 hat es in dem Fall gar keine Gebühren gekostet. Das geht ziemlich gut und ist ziemlich easy und funktioniert eigentlich auch immer. In Südamerika ist das manchmal schwierig mit den Karten und auch nicht wirklich logisch. Was in Peru funktioniert, ob VISA oder MasterCard oder Debitcard oder manchmal geht auch die EC-Karte, muss nicht bedeuten, dass das woanders dann auch wieder funktioniert. Der Tipp für Südamerika ist immer eine europäische Bank aufzusuchen, also zum Beispiel eine Spanische. Die haben da oft Filialen, aber in Brasilien zum Beispiel ist es dann Glückssache, ob es dann geht oder nicht. Man sollte mehr als eine Variante dabei haben von einer Kreditkarte.
Sebastian: Das ist bei uns genau so, also bei Line und mir, wir reisen ja auch sehr viel und wir haben drei Kreditkarten und ich glaube auch drei verschiedene EC-Optionen dabei, nur für den Fall der Fälle. Eine Kreditkarte ist wirklich nur eine Notfallkarte, wo nur ein paar hundert Euro drauf sind, für den Fall, dass keine andere funktioniert. Das ist immer ein ganz guter Tipp für solche Länder, wie Brasilien, Kolumbien, Peru oder halt auch hier, wo wir jetzt gerade sind, Nicaragua, Costa Rica, in der Gegend ist es auch immer schwer an Geld zu kommen.
Dirk: Das muss man im Hinterkopf behalten, dass man manchmal vor Geldautomaten steht und die nicht funktionieren. Das ist richtig.
Sebastian: Ja, das hat auch eigentlich nichts damit zu tun, dass das Konto leer ist oder leer geplündert worden ist, sondern einfach nur, dass die Karte nicht akzeptiert wird; dass der Bankautomat leer ist (manchmal).
Dirk: Richtig. Das muss auch nicht nur am Ende der Welt in Leticia oder in Tabatinga sein, das ist mir auch schon am Flughafen von Lima passiert. Da geht mal die MasterCard, mal geht die andere Karte. Dann gibt es Banken – die Royal Bank of Scotland hat einen Automaten am Flughafen in Lima, das geht dann meistens. Also, das ist kurios. Das muss man ausprobieren und ist oft Glückssache.
Sebastian: Sehr gut zu wissen. Auf eurer letzten Tour nach Manaus wart ihr 3 Nächte und 4 Tage unterwegs. Was habt ihr auf dem Boot gemacht? Ihr habt es nicht verlassen oder? Ihr seid durchgefahren.
Dirk: Genau, wir sind durchgefahren. Unser Ziel war Manaus. Ich sollte erwähnen: Man kann natürlich auch in der Hängematte auf dem Boot reisen. Das ist dann auf einem Zwischendeck, dort schlagen die Locals ihre Hängematten auf, da sind so Haken an der Decke. Da kann man seine Hängematte hinhängen. Das kostet wesentlich weniger – ich weiß jetzt nicht genau was es kostet, aber es ist sehr viel preiswerter – und da teilt man sich die Toiletten und die Duschen. Das ist teilweisen auch noch mit Essen, ohne Essen, je nachdem, was man da für ein Budget mitbringt. Man kann sich natürlich auch Essen und Getränke mitbringen. Es gibt aber auch an Bord einen kleinen Kiosk. Der hat Getränke, kleine Snacks, Chips und solche Sachen und der hat auch zum Beispiel Zahnpasta und Duschgel und sowas dabei. Falls man was vergessen hat, was man noch braucht, dann kann man das da besorgen. Aber Handtücher zum Beispiel muss man mitbringen. Gerade auch für das Hängematten Deck. Ansonsten: Was macht man die vier Tage dort? – Wenn man will, kann man brasilianische Soaps gucken. Das fand ich sehr nett an Board. Da waren immer ein paar Leute, die jeden Abend um 19:00 Uhr sich eine ganz spezielle Soap angeguckt haben. Da gibt es also Fernsehempfang und die haben sich dann immer um 19:00 Uhr abends auf dem Oberdeck versammelt und haben ihre Soap geguckt. Das fand ich schon irgendwie ziemlich putzig, das hat mir gefallen. Und ansonsten kann man da eigentlich nichts machen. Es gibt kein Bordunterhaltungsprogramm oder so. Man kann mit anderen Leuten quatschen, man kann sich ein Buch mitnehmen und lesen, aber die Landschaft ist natürlich so sensationell, dass ich eigentlich nur stundenlang geguckt habe. Es ist zwar relativ – ich will nicht sagen eintönig. Im Prinzip ist es nur Regenwald und Wasser und Himmel, was man dort sieht. Aber das ändert sich oft von den Farben, von den Lichtverhältnissen. Der Regenwald hat verschiedene Arten von Bäumen die vorherrschen, sodass man mal den und mal den Waldbestand sieht. Das Boot ist manchmal sehr nah am Ufer, manchmal sehr weit entfernt. Es gibt Inseln im Fluss. Dann ist es wieder sehr nah, dann ist es mal mitten im Fluss und drei Kilometer rechts und drei Kilometer links, so kommt es einem vor, ist nur Wasser zu sehen. Das ist schon ziemlich speziell, aber auch ziemlich spektakulär. Wir hatten auch einen Gewittersturm, wir hatten Regen, wir hatten 45 Grad Sonne. Es waren alle Wetterarten mit dabei und zwischendurch hält das Boot auch an. Wer will kann auch zwischendurch aussteigen.
Es gibt ein paar größere Orte, wo es anhält. Und das Boot ist aber tatsächlich für die Locals dort ein ganz normales Verkehrsmittel. Das heißt, da sind Leute umgezogen, die hatten ihr Hab und Gut dabei und haben es ins Boot verfrachtet von ganz kleinen Orten, wo das nachts um 3:00 Uhr anhielt. Ich werde dann gerne wach und gucke mal raus, weil ich immer das Hin und Her so interessant fand. Am letzten Tag hielt das Boot gar nicht mehr an. Da ist es im Prinzip Non-Stop durchgefahren, hielt nur kurz an und hat ein paar Leute direkt in ein Boot abgelassen, also gar nicht mehr einen Bootssteg angefahren, sondern es hat ein paar Leute in ein kleines Zubringerboot runtergelassen mit Koffern und Gepäck. Das war ziemlich spannend. Und am letzten Tag bis Manaus ist es durchgefahren und hat nicht mehr angehalten.
Ob man an den Orten aussteigen will? Die sind teilweise recht groß. Da gibt es auch Läden und Geschäfte, so wie ich das vom Boot aus sehen konnte und wer will, kann natürlich aussteigen und da zwei Tage ein bisschen chillen und dann das nächste Boot nehmen. Das geht natürlich auch.
Sebastian: Cool. Weißt du ungefähr, was man für Aktivitäten rund um diese Orte erleben kann?
Dirk: Ich weiß nicht, ob diese Orte auf Touristen oder Reisende eingerichtet sind. Ich schätze man wird sich einen Guide nehmen können und einfach mal durch den Wald laufen oder mit einem Bötchen die Seitenarme befahren. Der Amazonas hat ganz viele kleine Zubringerflüsse, die wirklich sehr nett sind und mit kleiner meine ich in etwa die Größe des Rheins. Aber das lohnt sich schon auch in die reinzufahren. Wir haben das in Iquitos gemacht. Das ist wirklich sehr lohnenswert. Das ist so ein bisschen wie in den Everglades mit ganz vielen verschlungenen Seitenarmen von Wasser. Das ist schon ziemlich toll. Touristisch mit Ausflügen ist mehr in der Gegend um Iquitos natürlich und im Dreiländereck in Leticia. Da gibt es viele Ausflugsorganisatoren, die Touren in den Dschungel machen.
Sebastian: Für mich ist beim Reisen ja immer die Natur ganz wichtig und ich glaube, dass man der Natur bei dieser Reise, die ihr da gemacht habt, sehr nahe kommt. Habt ihr denn besonders viel Wild Life gesehen?
Dirk: Ja, man sieht natürlich viele Vögel, Papageien. Die hört man auch immer am Rhein lebt. Am Rhein gibt es ja auch Papageien, in Wiesbaden zum Beispiel. Ich weiß immer, dass das ein Papagei ist, weil ich die von zu Hause kenne. Die gibt es da auch, die kleinen grünen Papageien und es gibt sogenannte Sanctuaries, Schutzstationen, wo verletzte Tiere aufgepäppelt werden. Das ist ziemlich spektakulär, weil ich befürchte, die Tiere sind da schon die ganze Zeit und werden dort ein bisschen zum Geldeinnehmen benutzt. Sie werden aber sehr gut behandelt. Und für die Leute, die dort leben ist das natürlich eine sehr einfache Methode, um an ein bisschen Geld zu kommen. Es gibt da sonst nichts außer dem Wald. Die Leute leben vom Wald und vom Fischen und haben dann kleine Privatzoos teilweise gebaut und da kann man dann die Faultiere und die Baumstachler und die Wasserschweine und die Ozelots und die ganzen Papageien sehen. Die sind auch für Fotografen ganz schön, weil da kommt man sehr nah an die Tiere heran.
Im Dschungel selber ist es ziemlich schwierig nah an Tiere heranzukommen, weil dort wo Menschen sind, sind eigentlich keine Tiere.
Sebastian: Ihr habt sie also nicht am Ufer sehen können?
Dirk: Nein, da sieht man nichts. Man sieht Delfine, wenn man Glück hat. Die gibt es relativ oft. Es gibt zwei Arten von Delfinen im Amazonas – die grauen und die rosanen. Die grauen sind klein, vielleicht 1 Meter lang, die sieht man relativ schlecht und dann nur die Flosse. Die rosanen tauchen manchmal auf, die sind ziemlich groß, etwa 2 Meter, wenn die ausgewachsen sind, schätze ich mal. Da habe ich zum Beispiel nachts auf einer Rehling gestanden, weil das Boot in einem Seitenarm anlegte und da schwomm ein rosa Delfin vorbei und den habe ich gesehen. Ansonsten ist man ja relativ weit vom Ufer entfernt. Da sieht man nichts. Der Wald ist auch undurchdringlich. Da kann man nichts sehen. Auch wenn da jetzt ein Faultier sitzen würde, ich glaube nicht, dass man es sehen würde.
Die Sanctuaries kann ich aber mit den Ausflugsbötchen anfahren. Da gebe ich den Leuten eine kleine Spende, die kümmern sich um die Tiere und lassen sie angeblich auch wieder frei, wenn sie aufgepäppelt sind, aber die haben auch domestizierte Tiere. Da kann ich mir dann auch mal ein Faultier aus der Nähe angucken. Das ist sonst eigentlich nicht möglich, weil die Faultiere immer auf den Bäumen sind.
Sebastian: Ja, sehr cool. Wir unterhalten uns jetzt schon sehr, sehr lange. Viel länger als die durchschnittliche Folge. Du hattest erzählt, dass die Amazonas Dampfer, die ja zur Hochsaison, also Mai, Juni, Juli von Iquitos bis an die Mündung fahren und dann um die 10.000 Dollar oder Euro kosten.
Dirk: Ja, richtig.
Sebastian: Was habt ihr für eure Reise bezahlt? Wie lange wart ihr insgesamt unterwegs? Waren das 10 Tage?
Dirk: Knapp zwei Wochen dort in der Gegend, ja. Das Schnellboot von Iquitos nach Leticia bzw. Santa Rosa kostet 40 Euro pro Person, etwa 200 Solis. Das brasilianische Boot mit der Kabine hatten wir schon gesagt, etwa 250 Euro für zwei Leute zusammen, also eine Kabine, nicht pro Person, inklusive Essen und allem. Die Unterkünfte dort – Kolumbien ist relativ preiswert, Peru mittlerweile auch. In Kolumbien zahlt man für ein normales Essen abends 10 bis 12 Euro umgerechnet. Ein Kaffee oder ein leckerer Fruchtsaft, den man da in der Gegend bekommt kostet 1 Euro. Die Preise in Peru sind ein bisschen teurer als Kolumbien. Brasilien ist ein bisschen teurer als Peru. Da zahlt man so 15 Euro für ein Abendessen. In Brasilien haben wir zum Beispiel nur 30 Euro für's Hotel bezahlt. In Kolumbien hat das Hotel 80 Euro gekostet. Es gibt aber auch preiswertere Unterkünfte dort. Es gibt Hostels, Backpacker Unterkünfte und Airbnb-Zimmer dort.
Sebastian: Sehr cool, grob geschätzt ist man in den zwei Wochen mit 1.000 Euro gut dabei und hat viel und gut gelebt und war deutlich günstiger unterwegs als mit einem Kreuzfahrtschiff.
Dirk: Definitiv. Die Qualität dort ist sehr hoch. Ich finde Südamerika hat sehr viel zu bieten. Es ist kein Massentourismus dort. Man ist relativ alleine. Die Leute sind sehr, sehr nett. Ich finde es auch nicht gefährlich oder stressig. Man wird eigentlich nie angequatscht oder belästigt. Die Preise sind sehr zivil, mit anderen Worten: Es ist extrem angenehm und ist sehr lohnenswert und man bekommt sehr viel für sein Geld als Reisender.
Sebastian: Sehr gut. Wenn ich jetzt diese Reise machen möchte, wo kann ich denn – außer in diesem Podcast natürlich, wo du unglaublich viele Infos preisgegeben hast – gibt es irgendwelche besonderen Webseiten, Blogs, Reiseführer, die du empfehlen könntest?
Dirk: Es gibt da nicht sehr viele Webseiten. Mein eigener Blog natürlich. Da habe ich die Reise relativ für jede Etappe geschildert, mit vielen Fotos und auch die Preise dazu geschrieben. Wo man das kaufen kann, wie man das bucht usw.
Sebastian: Sehr gut. Die erwähnen wir natürlich am Anfang oder am Ende der Folge, aber sag sie jetzt noch mal.
Dirk: Das ist https://planetenreiter.de/ Da kann man das unter den Ländern sehen. Bei Peru und Kolumbien sieht man die Etappen von der Amazonas-Reise.
Sebastian: Du hast es aufgeteilt in drei Beiträge?
Dirk: Ich habe eine Sammelseite, da ist ein Banner rechts. Da ist ein Tucan drauf – also nicht zu übersehen – “Hier ist die Amazonasreise”, da kann man draufklicken und sieht alles auf einmal.
Sebastian: Cool.
Dirk: Ansonsten gibt es nicht so viele Ressourcen im Netz. Es gibt ein paar amerikanische Blogger. Auf YouTube gibt es auch ein paar schöne Videos, wo die die Kabine gefilmt haben – ich bin nicht so der Filmer, ich fotografiere mehr. Es gibt aber eine amerikanische Blogger-Lady, die hat ein sehr schönes Video auf YouTube eingestellt, wenn man da eingibt “Slowboat Amazon” dann findet man das. Und die zeigt die Kabine ganz schön. Das fand ich sehr hilfreich zu Anfang für mich selber.
Sebastian: Okay, perfekt. Auf jeden Fall super Infos! Die Sachen verlinken wir alle in den Shownotes unter dieser Folge und ich glaube, ich habe alle Fragen durch. Du hast unglaublich viele Informationen gegeben. Das hilft auf jeden Fall sehr. An dieser Stelle bleibt ein ganz großes Danke für deine Zeit und deine Infos und vielleicht bis zum nächsten Mal.
Dirk: Vielen Dank!
Sebastian: Super! Lieber Dirk, bis bald!
Dirk: Ja, hat Spaß gemacht, tschüß
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Bewertungen auf iTunes sind super hilfreich für das Ranking der Show und sind für uns die beste Bezahlung für die ganze Arbeit, die in die Show investiert wird. 🙂
2 Kommentare
Vielen lieben Dank! Ich bin gerade in Südamerika und möchte mit dem Boot den Amazonas runter fahren. Ich hab lange gesucht, bis ich diesen tollen Beitrag gefunden habe. Vielen Dank für die vielen, nützlichen Informationen. Ich freu mich jetzt schon richtig auf die Tour!
Ganz viel Spaß! 🙂