Viele denken, Abenteuer kosten Zeit und Geld. Vielen denken, sie müssten fürs Abenteuer erst in die Ferne reisen, dabei liegt das Abenteuer meistens direkt vor unserer Haustür. Und das Beste: Für ein Abenteuer musst du nicht einmal aufs Wochenende warten oder dir gar Urlaub nehmen!
Als unsere Freundin Kerstin uns letztens aus München für ein leckeres BBQ besucht hat, sind wir am Abend noch spontan aufs 1.650 Meter hohe Kreuzeck gewandert und das, obwohl es regnete und dicke Gewitterwolken über uns herzogen.
Warum wir dieses Abenteuer beinahe abgebrochen hätten, was die Münchner Löwen damit zu tun haben und welche wunderschöne Belohnung am nächsten Tag auf uns wartete, verrate ich dir in diesem Bericht über unsere Wanderung hoch zum Kreuzeckhaus!
Unsere spontane Wanderung hoch zum Kreuzeckhaus!
Es schüttete wie aus Eimern und sogar eine Unwetterwarnung lag vor, aber laut unserer RegenRadar-App sollte es ab 18 Uhr trocken sein und die dunklen Gewitterwolken genau an uns vorbei ziehen. Wir packten unsere Sachen, zogen unsere Regenjacken an und machten uns auf den Weg zur Kreuzeckbahn.
Und tatsächlich: Schon auf dem Weg hörte es auf zu regnen und am Parkplatz angekommen, tropfte es nur noch wenig. Wir parkten unseren Bruce zwischen den beiden Talstationen Kreuzeckbahn und Alpspitzbahn und zogen unsere Rucksäcke an. In der Ferne hörten wir ein Donnern, aber ein weiterer Blick auf die App verriet, dass die Wolken unseren Weg nicht kreuzen würden.
Um auf Nummer sicher zu gehen, riefen wir noch kurz beim Kreuzeckhaus an, unserem heutigen Ziel und Übernachtungsort. Doch wir bekamen keine wirkliche Aussage über die Wetterlage und mussten selbst entscheiden, ob wir das Risiko eingehen und bei einer Unwetterwarnung los wandern wollten.
Es regnet in Strömen
Gegen 17:30 Uhr marschierten wir los und folgten zunächst dem breiten Forstweg Richtung Aue Alm. Bereits nach wenigen Metern zu Fuß nahm der Regen stark zu und wir wurden mit jedem Schritt nasser. Zwar hielten uns unsere Regenjacken oben rum trocken, doch wir waren so optimistisch, dass wir keine Regenhosen eingepackt hatten und die Konsequenz machte sich nun bemerkbar.
Egal. Wir liefen weiter und kamen am Riessersee sowie an der historische Bobbahn vorbei, wo sich auch ein kleines Museum im ehemaligen Bobschuppen befindet. Dieses hatte bereits geschlossen und so ging es weiter den Berg hinauf. Der Forstweg war nicht nur relativ langweilig zu begehen, sondern bot uns natürlich auch nicht gerade viel Schutz von der herunterprasselnden Regentropfen.
Nach einer knappen halben Stunden zu Fuß war meine Wanderhose bereits so nass, dass langsam auch meine Socken und Schuhe feucht wurden. „Na super“, dachte ich. Wir blieben am Wegesrand stehen und überlegten gemeinsam, ob es Sinn machen würde, den Weg noch weiter zu gehen.
Ein erneuter Blick auf die App zeigte nun ein anderes Bild: Der Regen sollte frühestens in einer Stunde nachlassen und wir hatten insgesamt noch mindestens drei Stunden zu gehen. Gegen ein bisschen Regen hatte ich ja nichts, aber das hier machte weder Spaß noch Sinn. Wir überlegten wieder umzudrehen und dem heutigen Abenteuer ein Ende zu setzen. Immerhin waren wir überhaupt aufgebrochen, und hatten es nicht von vornherein sein gelassen.
Wie das Schicksal so will…
Auf einmal fuhren gleich mehrere Kleinbusse, ein Landrover und sogar ein großer Bus an uns vorbei. Der letzte Kleinbus hielt an. Ein junger Mann kurbelte sein Fenster hinunter und fragte uns, ob wir Hilfe benötigten. Wir fragten ihn, was für ein Konvoi das sei und wohin die Reise gehen sollte.
Es war die Jugendmannschaft der Münchner Löwen, die zu ihrem alljährigen Trainingslager hoch auf die Riesserkopf- und Tonihütte fuhr – und genau da wollten wir auch hin. Es regnete zwar immer noch, aber eher wir uns versahen, saßen wir im Trockenen und fuhren mit dem Minibus nach oben.
Da war es wieder, das Kribbeln, der Drang nach Abenteuer und das Gefühl, dass dieser Konvoi nicht zufällig an uns vorbei gekommen war, sondern genau zur richtigen Zeit, um uns wieder zurück auf unseren Kurs zu bringen.
Wir schlängelten uns rund 10 Minuten den Berg hinauf, ein Weg, der zu Fuß mindestens 45 Minuten, wenn nicht sogar eine Stunde gedauert hätte. An der Hütte angekommen, hatte es tatsächlich wieder aufgehört zu regnen und wir machten uns zu Fuß weiter auf den Weg bis ganz nach oben.
Im Zickzack-Kurs den Berg hinauf
Zum Glück ging es nun über einen schmalen Pfad direkt durch den Wald, immer wieder konnten wir einen Blick runter ins Tal durch die Bäume erhaschen. Es fing wieder an zu regnen, mal stärker, mal weniger, und teilweise war es sehr rutschig, während wir über Serpentinen schnell an Höhe gewannen.
Immer wieder öffneten sich kleine Almen vor uns, wir kreuzten ein paar Skipisten, unter anderem die berühmte Kandahar-Abfahrt, und sahen in der Ferne den Eibsee, wunderschön eingebettet in einem grünen Meer an Bäumen. Sogar kleinere Schneefelder streiften wir, bis vor uns die Tröglhütte des Deutschen Alpenvereins lag.
Von hier sollte es nicht mehr weit sein und der Weg zweigte sich: Links ging es über das Kreuzjoch, rechts auf direktem Wege hoch zum Kreuzeck. Wir entschieden uns für den schnelleren, direkten Weg.
Es ging nochmals steil bergauf, während es in der Ferne wieder grollte. Unsere App zeigte eine dunkle Gewitterfront an, die direkt auf uns zukam. Wir mussten uns beeilen. Kurze Zeit später kamen wir an der gemütlichen Kreuzalm vorbei, die, wie wir schon wussten, heute leider keine Gäste empfing und so mussten wir weiter.
Endlich am Kreuzeckhaus angekommen
15 Minuten zeigte das Schild an, aber es dauerte keine 10 und wir waren endlich angekommen: Vor uns präsentierte sich das auf 1.651 Metern Höhe gelegene Kreuzeckhaus und dahinter eine wirklich geniale Sicht runter auf Garmisch-Partenkirchen und die umliegenden Berge.
Es war bereits halb 8 und wir bekamen so gerade noch einen Schlafplatz und etwas zu Essen. Während ich mein Hirschgulasch aß, schlürfte Line eine Gulaschsuppe und Kerstin aß einen Spinatstrudel mit Salat. Dazu ein leckeres Weizen und schon war ich streichfähig.
Wir bezogen unser kleines Matratzenlager, das wir tatsächlich ganz für uns alleine hatten, mussten noch einmal kräftig über die Ereignisse des heutigen Tages lachen und schliefen gegen halb 11 überglücklich ein.
Ein echter Glücksmoment: Sonnenaufgang vom Kreuzjoch
Draußen war es noch stockduster, als unser Wecker am nächsten Morgen klingelte. Wir zogen uns an, huschten leise durch die Gänge und verließen gegen 5 Uhr das Haus. Die Dämmerung setzte bereits ein und unsere Stirnlampen brauchten wir schon gar nicht mehr.
Wir wollten auf das noch etwas höhere Kreuzjoch, um von 1.719 Metren Höhen den Sonnenaufgang zu beobachten. Zwar mussten wir nur knapp 70 Höhenmeter zurücklegen, aber selbst die haben es so früh morgens in sich. Am Gipfel des Kreuzjochs angekommen, suchten wir uns ein schönes Plätzchen und pünktlich um 5:27 ging die Sonne auf.
Garmisch-Partenkirchen und das Tal nach Mittelwald befanden sich noch in den Wolken, während der Himmel komplett wolkenfrei war. Alles erstrahlte in einem gold-roten Licht – ein echter Glücksmoment!
Ich machte uns noch einen Kaffee und wir schauten dabei zu, wie die Sonne langsam alles erhellte, bis selbst im hintersten Tal Licht angekommen war.
Es geht 2 Stunden steil bergab
Bestimmt eine Stunde saßen wir einfach nur so da. Gegen halb 7 brachen wir auf unseren Rückweg auf, diesmal aber nicht über die Riesserkopf- und Tonihütte, sondern immer entlang der Kandahar-Abfahrt. Zunächst mussten wir aber vom Kreuzjoch hinunter und der Weg, der uns nach unten führte, hätte sich auch genauso gut in Kanada befinden können. Wir mussten über Stufen hinuntersteigen, direkt neben uns die Felswand und sogar ein Metallseil zur Sicherung, und vor uns ein fast märchenhafter Wald voller dunkelgrüner Tannen.
Wie am Abend zuvor passierten wir auch diesmal wieder die Tröglhütte und bogen anschließend aber links und nicht rechst auf den Weg ab, den wir gestern hochgekommen waren. Wir wollten den schnelleren, direkten Weg nach unten gehen – direkt, aber dafür eben auch sehr teil.
Fast zwei Stunden dauerte der Abstieg und unsere Oberschenkel und Knie machten sich mit jedem weiteren Meter nach unten immer mehr bemerkbar. Es war wirklich kein dankbarer Weg, überall lagen lose Steinchen, es war rutschig und teilweise so steil, dass wir anfingen zickzack zu laufen.
Pünktlich zurück zum Frühstück
Wir kamen an einem kleinen Bach vorbei und langsam wichen die Bäume blühenden Wiesen. Die ersten Leute kamen uns entgegen, verwundert, das wir schon wieder auf dem Weg nach unten waren. Es ging nochmals sehr steil bergab und endlich lag das erste richtige Haus und kurze Zeit später die Talstation der Kreuzeckbahn vor uns.
Bruce wartete brav am Parkplatz auf uns und bei schönsten Sonnenschein fuhren wir zurück nach Hause. Um viertel vor 9 schloss ich unsere Wohnungstür auf und kurz danach saßen wir alle gemeinsam auf dem Balkon und frühstückten mit Blick auf den Berg, auf dem wir letzte Nacht noch übernachtet hatten.
„Wahnsinn, was sich in so kurzer Zeit alles erleben lässt“, dachte ich. Ich konnte einfach nicht aufhören zu grinsen, war froh über unsere Entscheidung, am Abend spontan hoch aufs Kreuzeck zu wandern, und war dankbar, dass das Schicksal mal wieder zur richtigen Zeit an der richtigen Stelle bei uns anklopfe und uns der junge Herr von den Münchner Löwen einen Teil der Strecke nach oben gefahren hat, sodass wir unsere Wanderung doch noch fortsetzen konnten.
Mit diesem Grinsen im Gesicht saß ich dann auch kurze Zeit später wieder im Büro, voller Energie und neuer Ideen im Kopf.
Abenteuer lassen sich immer und überall erleben!
Unsere spontane Wanderung hoch zum Kreuzeck zeigt mal wieder, wie einfach sich das Abenteuer in unseren Alltag einbauen lässt. Natürlich haben Line und ich das Glück, die Berge direkt vor der Haustür zu haben, aber die Natur ist eigentlich nie weit. Ob der nächste Stadtpark, Wald, See, Fluss, Hügel, Berg oder gar das Meer, wir sind oftmals viel schneller im Abenteuer, als wir glauben.
Statt immer nur zu denken, wie wenig Zeit wir haben, und statt immer nur in 9-to-5 zu denken, sollten wir mehr in 5-to-9 denken. Denn nach und vor der Arbeit haben wir so unglaublich viel Zeit, wir müssen sie nur ausnutzen. Auch wenn das manchmal heißt, dass man am nächsten Morgen früh raus muss, kommt man am Ende immer voller Energie und voller unvergesslicher Glücksmomente zurück.
Wandern Kreuzeckhaus: Noch mehr Tipps und Infos
Wissenswertes über die Wanderung zum Kreuzeckhaus:
Länge: ca. 16km
Höhenmeter: ca. 1.000
Gehzeit: Aufstieg ca. 3 Stunden
Abstieg ca. 2,5 Stunden
Schwierigkeit: mittel
Das solltest du unbedingt dabei haben:
– feste Wanderschuhe
– kleiner Rucksack
– Regenjacke
– Hüttenschlafsack
– Trinkflasche
– ggf. Wanderstöcke