Podcast: Abenteuerland Norwegen mit Timo Peters

Lofoten - Königin

Norwegen ist eines der Länder, das mich wirklich total begeistert hat. Ich war schon mehrmals dort und die Landschaften und Abenteuer, die du hier erleben kannst, sind wirklich der Hammer: Hundeschlittenfahrten, Wanderungen, Kajak fahren, Nordlichter…! Daneben ist das Land aber auch so wenig besiedelt, dass du andere super schöne Orte wieder ganz für dich hast und zum Beispiel in der völligen Einöde zelten kannst.

Timo lebt in einem kleinen Dorf in Norwegen und liebt das Wandern und die anderen genialen Aktivitäten dort. Auf seinem Blog bruderleichtfuss dreht sich alles um Abenteuer, egal ob auf dem Wasser oder Land. In dieser 17. Folge des Off The Path Podcasts teilt er seine Leidenschaft für Norwegen mit dir, berichtet von seinen schönsten Momenten in Norwegen und gibt richtig gute Tipps für die Reiseplanung deines Norwegen-Trips!

Erfahre in dieser Episode über Abenteuerland Norwegen:

  • Warum Norwegen so schön ist
  • Wann die beste Reisezeit für Norwegen ist
  • Welche Aktivitäten du in Norwegen machen kannst
  • Wie viel Zeit du für deine Reise durch Norwegen einrechnen solltest
  • Mit welchen Erlebnissen deine Reise unvergesslich wird
  • Welche Wanderungen es gibt und welche Ausrüstung du brauchst
  • Wie die Preise in Norwegen sind

Shownotes über Abenteuerland Norwegen:

Sebastian: Herzlich Willkommen zu einer neuen Off The Path Podcast Folge! Heute freue ich mich besonders, dass ich meinen Freund und Reiseblog-Kollegen Timo Peters von Bruder Leichtfuß dabei habe. Wir sprechen über seine neue Wahlheimat Norwegen. Timo, schön, dass du da bist!

Timo: Ja dankeschön, Sebastian! Moin, Moin!

Sebastian: Wie geht es dir in Norwegen?

Timo: Mir geht's, wie es mir eigentlich immer geht in Norwegen, ganz hervorragend! Ich schaue aus meinem Fenster, gucke auf den Fjord raus und freue mich schon, wenn ich gleich nochmal eine kleine Wanderung unternehmen werde, eine Stunde oder so. Wir haben schönes Wetter heute.

Sebastian: Das hört sich traumhaft an. Du lebst in der Nähe von Bergen. Eine sehr tolle Stadt. Da bin ich auch schon selbst gewesen. Es gibt viel zu erleben in der Gegend. Was macht Norwegen für dich so besonders?

Timo: Norwegen ist einfach ein krasses Land, gerade für Abenteuer und Outdoor-Liebhaber wie wir beide das sind. Wenn ich Leuten, die noch nicht in Norwegen waren, das Land beschreiben soll, dann sage ich immer “Stell dir die Alpen vor, man hätte die großräumig geflutet, und dann gucken hier überall noch so Berggipfel aus dem Meer raus”. Man hat hier alles vor Ort. Wie gesagt, 10 m von mir entfernt ist der Fjord, und wenn ich in die andere Richtung gucke, da sind Berge, die hier in der Gegend so 600 m hoch und im Moment auch noch schneebedeckt sind. Man hat hier auf kleinem Raum die ganze Palette vom Kajak und Booten, Angeln draußen im Fjord bis zu Skifahren oder Wandern, Klettern, einfach was. Also, für Outdoor-Liebhaber ist es einfach ein perfektes Land. Man kann sich hier austoben, man hat Platz. Es gibt in diesem riesigen Land nur 5 Mio. Einwohner. Auf derselben Fläche haben wir 80 Mio. in Deutschland, d.h. es gibt hier echte Wildnis, wo man sich so richtig austoben kann. Und das ist für mich echt perfekt.

Sebastian: Ja, du sagst es. Platz ist wirklich das Beste, was es dort gibt. Eine Bevölkerungsdichte hat Norwegen von 13 Personen. Das habe ich vorhin bei Wikipedia nachgeschaut. Im Vergleich: Deutschland hat 228 für die gleiche Fläche, also Bevölkerungsdichte auf den Kilometer. Unglaublich und dementsprechend ist es ja wirklich perfekt. Gerade jetzt hast du wahrscheinlich regelmäßig die Nordlichter im Winter?

Timo: Schon ja, regelmäßig nicht ganz. Dafür sind wir hier in Bergen noch ein bisschen zu südlich, aber es kommt vor, auf jeden Fall. Man hat sie häufiger mal. Wenn man dann in den Norden geht, da ist es im Moment ja noch recht dunkel. Es wird gerade langsam wieder hell. Die ersten Facebook-Posts kommen “Juhu, wir hatten Sonne!” Aber da ist auf jeden Fall die Nordlichtaktivität riesig. Das ist auch so ein absolut krasses Phänomen.

Sebastian: Ja, ich durfte Alta in Norwegen vor ein paar Jahren besuchen, im Winter bei -40 Grad. Da habe ich eine Stunde oder eineinhalb draußen gesessen, mir den Allerwertesten abgefroren, aber ein Lichtspektakel gesehen. Das war grandios! Und tagsüber bei diesen zwei Stunden Sicht – also zwei Stunden Sone ist es ja nicht – dann mit Huskies raus, also Hundeschlittenfahren oder etwas anderes. Man kann richtig viel machen. Wann ist die beste Jahreszeit für eine Reise nach Norwegen?

Timo: Schwierige Frage. Also wenn ich Leute hier einlade – da bin ich gerade dabei, dass ich meine Freunde hier einlade -, denen sage ich immer “Hey, auf Nummer sicher gehst du einfach im Mai, Juni oder sowas. Dann ist das Wetter hier am geilsten. Dann ist hier extrem viel Licht. Man kann dann wirklich abends um zehn noch eine Wanderung starten und drei Stunden später zurückkommen und das Licht ist noch immer „an”. So sage ich das immer. Bei mir hat sich das in den letzten Jahren so entwickelt, dass ich nicht mehr so wetterfühlig bin, wie ich das mal war. Also vor fünf, sechs Jahren habe ich noch gesagt “Woah, ich brauche unbedingt immer Sonne usw. Wenn es regnet oder es ist dunkel oder es ist kalt bin ich schlecht gelaunt”. Das geht mir nicht mehr so und darum finde ich auch gerade jetzt im Winter ganz geil, wo es auch hier an der Westküste häufiger mal regnet und einfach, in Hamburg sagen wir “Schmuddelwetter” ist. Regenhose an, Regenjacke an und dann kann man rausgehen und eben die Wildnis so richtig erleben. Das geile ist hier, dass du zu jeder Jahreszeit dieses abgefahrene Licht hast, weil – meine persönliche Theorie, so stelle ich mir das vor ist – die Sonne hier immer in so einem komischen, schrägen Winkel auf die Erdoberfläche trifft. Und dadurch hast du das ganze Jahr Sonnenaufgänge, Sonnenuntergänge und auch gerade jetzt im Winter mittags, wenn die in so einem ganz spitzen Winkel die Sonne auf deine Bude oder auf dein Zelt fällt, hast du diese verrücktesten Lichteffekte, die sich dann gerade mit dem Wasser nochmal spiegeln. Ich kann hier ganzjährig ganz gut aktiv sein. Ich war letzte Woche Skifahren, eine Stunde von hier. Man kann hier eigentlich im ganzen Jahr was machen, aber wenn man auf Nummer sicher gehen will und so ein Standard-Urlaubsmensch ist und auch ein bisschen schönes Wetter will, dann sollte man vielleicht im späten Frühling, zu Beginn des Sommers kommen. Dann ist man auf der ganz sicheren Seite.

Sebastian: Zu der Jahreszeit war ich damals auch dort. Das ist lange her und war auf einem Roadtrip. Wir hatten von 14 Tagen, die wir dort waren, 11 Tage blauen Himmel und geiles Wetter. Das ist eine gute Jahreszeit, April, Mai, Juni. Welche Aktivitäten sind denn deine bevorzugten Aktivitäten, die du so in Norwegen unternimmst? Was sollte jeder mal gemacht haben, wenn man dort ist?

Timo: Für mich gehört, das habe ich gerade schon anklingen lassen, wandern einfach dazu. Das ist mein Alltag. Wenn ich jetzt in ein, zwei Stunden Feierabend mache, dann gehe ich nochmal raus für ein, zwei Stunden und laufe nochmal auf den nächsten Berg rauf und gucke mir den Sonnenuntergang an, nehme meine Kopflampe mit und danach komme ich dann nach Hause und habe einen schönen Feierabend. Das ist so ein Standardding, wo ich immer denke “Hey, wenn du nach Norwegen kommst, dann musst du schon die Wanderschuhe einpacken”. Das auf jeden Fall. Und dann gibt's noch eine Menge anderer Aktivitäten. Ich bin jetzt gerade auf der Suche und werde mir demnächst ein Kajak kaufen, wahrscheinlich. Weil es einfach hier in den Fjorden mit den Inseln – man hat hier auch irgendwie vor der ganzen Küste Hundertausende, hätte ich fast gesagt, aber wirklich zig Inseln. Kleine Inseln, große Inseln, teilweise unbewohnte Inseln mit kleinen Stränden. Die kann man mit dem Kajak ganz wunderbar erkunden. Wie ich eingangs gesagt hatte, die ganze Palette des Outdoorsports. Man kann hier in der Gegend auch gut klettern. Ich habe jetzt meinen Klettergurt schonmal wieder rausgesucht, weil sich hier gerade alles nach Frühling anfühlt. Ich fürchte, es ist noch nicht ganz soweit, aber wir klettern auf jeden Fall. Skifahren war ich letzte Woche noch. Du kannst hier wirklich alles machen, was draußen passiert. Und du solltest, wenn du in Norwegen bist, – meiner Meinung nach -, auf jeden Fall so viel Zeit wie möglich draußen verbringen.

Sebastian: Wo wir jetzt beim Thema Zeit sind: Was ist denn so die perfekte Länge für eine Norwegen-Reise?

Timo: Schon wieder so eine tricky Frage, Sebastian. Also, ich bin gerade hierher gezogen. Ich würde mir schon eine gewisse Zeit mitnehmen. Man kann hier auch schöne Wochenendtrips machen, klar, aber wenn man die ganze Palette erleben will, dann sollte man sich schon zumindest 14 Tage Zeit nehmen. Was man auch leicht vergisst aus Deutschland heraus, ist, dass Reisen hier ein bisschen anders ist, als man das so vom Kontinent – wie die Norweger sagen – kennt. Man hat hier wegen der Berge und der Fjorde nicht so perfekt ausgebaute Autobahnnetze, wie das in Deutschland oder eigentlich in ganz Europa der Fall ist. Sondern das sind viele Serpentinenstraßen, kleine Straßen, schmale Straßen, wo dann so alle 500 m eine kleine Bucht kommt, damit man, falls mal Gegenverkehr kommt – was selten der Fall ist – ausweichen kann, weil die Straßen nur einspurig sind. Man muss immer mal wieder auf eine Fähre rauf, weil dann ein Fjord im Weg ist, der 200 km ins Land rein ragt. Das heißt, wenn man wirklich reisen möchte hier, vielleicht mit dem Auto, dann muss man Zeit einkalkulieren. Also so 500 km, wenn man da in Deutschland so fünf Stunden für einkalkuliert, kann da schon mal ein Tag draufgehen hier in Norwegen. Man muss einfach immer entweder hohe Berge, einen Gletscher oder Fjorde umfahren. Und darum, wenn man wirklich das ganze Land erkunden will, dann muss man ein bisschen mehr Zeit einplanen.

Sebastian: Ja, stimmt. Man muss aber sagen, wenn man zwei Wochen macht, dann kann man wahrscheinlich auch nur eine Region erkunden. Also ich weiß noch damals, wir sind auch mit der Fähre von Nord-Dänemark bis nach Bergen oder Stavangar gefahren und haben dann diese Region für zwei Wochen erkundet. Stavangar bis nach hinter Bergen runter. Und auf einer anderen Reise habe ich dann Tromso und dann den Rest des Landes im Norden gemacht.

Timo: Das ist vielleicht ein ganz wichtiger Tipp für die Reiseplanung. Das ist auch so eine klassische Frage, die ich häufiger bekomme, von meinen Blog Lesern. Die erzählen mir dann, sie wollen zehn Tage Norwegen machen und würden gerne einen Roadtrip von Oslo bis ans Nordkapp machen oder so. Und da muss ich denen immer sagen “Klar, kannste machen, aber dann wirst du nur im Auto sitzen”. Generell sollte man sich hier, wenn man nicht gerade monatelang Zeit hat und Reiseblogger ist, wie wir, auf eine Region möglichst auch beschränken. Das ist auch kein Problem, weil wie ich eben sagte, die Landschaft so vielseitig ist und man hat auf kleinem Raum so viel und so viele unterschiedlichste Aktivitäten, die man hier machen kann. Man sollte auf jeden Fall nicht die Illusion haben, dass man innerhalb von zwei Wochen das ganze Land erkunden kann, wie das in Belgien oder Holland geht.

Sebastian: Ja, das sind auch ganz andere Dimensionen und wie du gerade schon sagtest, es sind viele Berge im Weg.

Timo: Genau. Es ist halt viel Natur.

Sebastian: Ja, genau. Abenteuer Mekka Norwegens – Voss?

Timo: Ja.

Sebastian: Kannst du da ein bisschen was zu sagen? Was kann man da so alles machen? Ich war damals für zwei, drei Tage dort, habe eine richtig geile Downhill Biking Tour gemacht von ganz oben. Mit dem Zug hoch, Fahrrad runter, aber ich habe nur eine Sache gemacht von vielen, die dort möglich sind.

Timo: Voss liegt so eineinhalb bis zwei Stunden östlich von Bergen, also ins Landesinnere rein. Und das ist auch so ein around-the-year-Abenteuerzentrum. Im Winter sind da Skifahren, Snowboardfahren und die ganzen Wintersportarten ganz groß. Man kann da auch Eisklettern zum Beispiel; sowas Verrücktes, wo ich in letzter Zeit immer dran denken muss und immer denke “Das musst du auch mal machen”. Im Sommer Downhill. Man kann da Raften, also Rafting Trips machen. Ich weiß gerade gar nicht, wie der Fluss heißt, aber Voss ist auf jeden Fall eins der absoluten Mekkas, wo du die komplette Bandbreite erleben kannst.

Sebastian: Das ist auch das, was ich so mag an Norwegen. Diese unglaubliche Natur, die du dort eigentlich überall hast, aber auch diese tollen kleinen Orte, die sehr romantisch sein können, aber auch das Platzfeeling, was du in Bergen, Stavangar, Tromso hast.

Timo: Und Voss ist jetzt auch ein spezieller Fall, weil da haben die wirklich in den letzten Jahren dran gearbeitet, dass das wirklich auch eine Touristengegend wird, insofern, dass die da die Angebote ausgebaut haben. Man hat, wenn man in Urlaub fährt, kein Raftingfloß dabei oder so. Und sowas kann man da alles mieten. Alles, was im Wasser ist: Kajaks, Kanus, Rafting Touren. Und es gibt für alles Anbieter. Das heißt, da kann man auch ohne große Planung oder ohne der Mega Abenteurer Nerd oder Freak zu sein dahingehen und einfach eine geile Tour buchen. Das ist zwei Stunden von Deutschland entfernt, wo es sonst eine mega komplizierte und große Angelegenheit ist. Hier kann man das dann einfach mal machen. Das ist in Voss speziell das Besondere oder das Praktische. Die Tourenanbieter, die konzentrieren sich da und da trifft man auch jede Menge Gleichgesinnte und Leute, die einfach Bock haben, verrückte Sachen in der Natur zu machen. Und das kann cool sein.

Sebastian: Ja. Jetzt habe ich bei dir auf dem Blog gesehen, du hast auch ein Buch geschrieben über das Wandern, also du hast einen Wanderführer zu Norwegen geschrieben, der sehr gut alles beschreibt. Du hast auch eine Nachtwanderung zum Preikestolen gemacht? Preikestolen – einer meiner absoluten Highlights. Unser Branding nutze ich sehr. Das ist überall vertreten. Wie war das? Ich meine, diese Aussicht muss doch gigantisch gewesen sein und warst du dort alleine oder waren da noch ein paar andere?

Timo: Ich war da mit zwei anderen unterwegs. Ein Norweger, der in Stavanger wohnt und noch eine andere Touristin. Da haben wir uns zu dritt verabredet und sind da hochgelaufen. Das ist eigentlich so ein klassischer Fall. Der Preikestolen ist eines der Highlights, wie du gerade gesagt hast, sehr erfolgreiche Reiseblog Podcasts machen das zu ihrem Logo oder nutzen das fürs Branding. Das ist so einer der Touri-Hotspots hier in Norwegen, weil es eben so ein verrückter Platz ist. Eine riesige Felskante, die eine Fläche hat von 30 mal 30 Metern und wenn du da an den Rand läufst, dann guckst du plötzlich 600 Meter in die Tiefe. Dementsprechend ist da halt viel los, gerade im Sommer tagsüber, weil die Leute das Foto kennen, das Foto irgendwo gesehen haben und sagen “Jo, da möchte ich gerne mal hin”. Das habe ich dann an anderen Orten auch häufiger mal gemacht an solchen Plätzen, da wollte ich dann halt mal gerne nachts rauf. Ich stellte mir dann auch, auch wenn ich eigentlich ein Langschläfer bin, um 1 Uhr nachts den Wecker und lief da hoch. Das hab ich dann so kalkuliert, dass ich am Preikestolen zu den ersten Sonnenstrahlen angekommen bin. Die Sonne schaute so ganz langsam über den Horizont hinweg. Wir haben den Gaskocher angeschmissen und uns Pfannkuchen gemacht und dann haben wir da gesessen und uns auf den Sonnenaufgang konzentriert und waren dann völlig alleine dort, wo eigentlich auch mal 100 Leute auf der Kanzel sind. Und das ist einfach ein unbeschreibliches Gefühl, wenn du da an so einem Ort sitzt, der Lysefjord ist auch so ein riesiger Fjord, der sich etwa 100 km oder noch mehr ins Inland reinschlängelt und du siehst den hinter dieser Felskanzel und dann am Ende des Fjords, wo er irgendwann enden muss, da schaut dann die Sonne empor. Dann hatten wir auch noch so tolle Wolken und so einen roten Sonnenaufgang. Also… du merkst, ich werde ganz aufgeregt, wenn ich davon spreche, weil das echt einfach ein fantastisches Erlebnis war. Solche Geschichten erzähle ich gerne. Man kann auch Sachen, wo schon viele gewesen sind, doch immer noch ein bisschen anders erleben und da so ein ganz persönliches Highlight daraus machen, indem man einfach nur ein paar Stunden früher aufsteht und sich einen Pfannkuchenteig einpackt. Das sind so ganz einfache Dinge, die sowas dann zu einem ganz besonderen Highlight machen können.

Sebastian: Absolut. Ich möchte jetzt auch. Ich packe jetzt meine Sachen und komme vorbei, dann gehen wir da hoch.

Timo: Ja, komm!

Sebastian: Das hört sich wirklich traumhaft an. Ich hatte das Glück, als ich dort war, war fast gar nix los, was wahrscheinlich eine Ausnahme war. Aber ich stelle mir das mal Klassen besser vor, so wie du das beschreibst. Thema Sicherheit: Kann man als normaler Reisender, der jetzt nicht unglaublich begabt ist beim Wandern, sondern einfach alles irgendwie mal macht, auch einfach so losziehen?

Timo: Das kann man auch einfach so machen, auf jeden Fall, ja. Gerade der Preikestolen zum Beispiel, da gibt es eine ganz schöne Story, an der ich auch gerade dran bin: Die Norweger fliegen sich hier Sherpas aus Indien aus dem Himmalaya ein, die die Wege, die touristisch genutzt werden oder touristisch vermarktet werden verbessern und aufbauen. Und das ist am Preikestolen auch gerade vor zwei oder drei Jahren passiert. Das heißt, die haben da einen sehr, sehr guten Wanderweg, der auch an den Stellen, wo es nah am Abgrund entlangläuft oder so, gesichert. Das heißt, da sind entweder Ketten gespannt, an denen man sich festhalten kann oder es ist auch ein Geländer da. Und das sind dann keine verrückten Aufstiege, sondern das geht über Stufen. Und das ist schon so gemacht, dass das einfach jedermann machen kann. Es gibt auch da wiederum die ganze Bandbreite. Sowas, was ich jetzt nachher machen werde, das ist für mich eher ein Spaziergang als eine Wanderung, weil ich jetzt viel zu Fuß unterwegs bin. Und man hat trotzdem immer wieder einen tollen Ausblick und es ist nicht so mega anstrengend. Also man braucht nicht die mega Kondition für. Das geht dann natürlich hoch bis in Richtung Extremabenteuer. Man kann auch mit Seilen gesichert über Gletscher wandern, dann wird's so ein bisschen verrückt. Aber es gibt hier die ganze Palette und man kann eigentlich sogar auch als untrainierter Mensch tolle Outdooraktivitäten finden, die man problemlos meistern kann. Gerade am Preikestolen erzählte mir der Norweger, der bei uns war, dass er letztes Jahr mit einem Mädchen unterwegs gewesen wäre, eine Japanerin, die den ganzen Weg in Chucks gemacht hat. Er meinte, die wäre ein bisschen am Jammern gewesen und hätte das bereut, dass sie das in Chucks machen musste und keine Wanderschuhe dabei hatte, aber sie ist trotzdem angekommen und wieder runter. Also es sind schon für jedermann Aktivitäten dabei, bei denen man Spaß haben kann.

Sebastian: Ich hoffe, niemand von unseren Zuhörern hier wagt das auch in Chucks.

Timo: Nee! Macht das nicht in Chucks! Das macht mehr Spaß in Wanderschuhen.

Sebastian: Wanderschuhe gehören zu Norwegen einfach dazu. Da muss man das Geld einfach in die Hand nehmen und gute Wanderschuhe kaufen. Das zahlt sich auf jeden Fall aus. Auch nicht irgendwie in Joggingschuhen oder so loslaufen.

Timo: Nee, nee, so ein paar Wanderschuhe sind ja sowieso eine lohnende Anschaffung. Die kann man ja die nächsten zehn Jahre benutzen und nicht nur in Norwegen.

Sebastian: Aber das ist halt eben das, was ich an Norwegen so klasse finde und du hast gerade auch Gletscher erwähnt. Im Sommer kannst du kajaken gehen morgens, dann kannst du mittags einen kleinen Spaziergang machen und nachmittags auf den Gletscher hochkraxeln. Das habe ich alles an einem Tag gemacht und diese Verbindung, die du mit der Natur hast und dieses Grün in Norwegen ist Grüner als in jedem anderen Land. Und das Blau des Himmels ist auch blauer als in Deutschland.

Timo: Ja, darüber thront halt das leuchtende Weiß der Gletscher. Wenn ich in der Natur unterwegs bin, habe ich immer meine Kamera dabei und greife ständig an die Kamera und denke “Oh, schon wieder so ein Postkartenmotiv”. Norwegen ist einfach klassisch. Man hat immer diese traumhaften Farben und Motive und Gegenden, wo man denkt “Mann, das gibts doch nicht! Wo läufst du hier eigentlich gerade herum?!”

Sebastian: Für mich war eine dieser Erinnerungen, die ich jetzt noch an diesen Roadtrip durch Norwegen habe, am Geirangerfjord. Wir waren zu dritt, also ich und zwei Freunde aus der Uni. Und dann haben wir uns einfach drei Kajaks geliehen und sind den Geirangerfjord rausgepaddelt und haben einfach irgendwo angehalten und sind zu einer Hütte hochgelaufen. Wir hatten eine perfekte Aussicht auf diesen Sieben Schwestern Wasserfall. Und ich habe dort mit meinem Taschenmesser ein bisschen Obst zusammengeschnitten. Wir haben uns ein paar Stullen gemacht und es war einfach traumhaft, es war weit und breit kein Mensch. Die waren nämlich alle im Geiranger selbst von der Kreuzfahrtfähre und es war einfach traumhaft und klasse.

Timo: Ja, und da hast du jetzt gerade auch zwei typisch norwegische Phänomene angesprochen. Einmal dieses Turmat, nennt man das, diese Stullen. Ich verbinde damit immer Kindheitserinnerungen, aber die Norweger, wenn die in die Natur gehen, dann haben die immer so ein paar Butterbrote dabei im Rucksack. Das ist ja so ein Phänomen genauso wie eben mit meinen Pfannkuchen. Wenn du irgendwo zwei Stunden hingelaufen bist, dich vielleicht ein bisschen angeschwitzt hast und es war alles ein bisschen anstrengend, dann schmeckt so eine einfache Butterbrotstulle mit ein bisschen Käse drauf, so genial. Und wenn man dann noch auf die Sieben Schwestern Wasserfälle parallel den Berg runterrauschen guckt, dann denkt man einfach “Ey, was brauchst du mehr?” Es ist so geil einfach. Und dann das zweite: Du hast hier das Jedermannsrecht. Also an der Stelle hättest du auch, wenn du gewollt hättest, dein Zelt aufbauen können und ein Lagerfeuer machen können. Dann kann man da abends am Lagerfeuer sitzen und sich zu rauschenden Wasserfällen Geschichten erzählen und dann langsam einschlafen und am nächsten Morgen hat man den Blick wieder. Das ist so ein klassisches Norwegen-Erlebnis, was du da gerade erlebt hast.

Sebastian: Das hatten wir 14 Tage lang so. Ich weiß noch, wir sind dann auch ein paar Tage später – ich weiß gar nicht, wo wir da hingefahren sind – wir hatten schon ein Hotel, oder ich weiß gar nicht was wir gebucht hatten, und auf dem Weg sind wir an so einem See vorbeigefahren. Da war so eine kleine Insel. Da konnte man rüber laufen, ein bisschen schwimmen und da haben wir einfach angehalten, Hotel abgesagt. Wir hatten eine kleine Plastiktasche mit ein paar Klamotten im Auto an Land gelassen und sind rüber geschwommen und haben dort drüben gepennt. Wir haben uns ein Lagerfeuer gemacht und es war einfach genial. Mehr brauchst du nicht, wie du schon sagtest. Und das ist eben dieses Jedermannsrecht, dass man dort oben in Skandinavien in jedem Land hat. Also Norwegen, Schweden, Finnland, einfach genial!

Timo: Ja, genau. Und das kennt man gerade als Deutscher auch überhaupt nicht. Weil in Deutschland merkt man überall, wo man in die Natur reinläuft, dass man dann doch wieder irgendwelche Leute stört oder dass man hier kein Feuer machen sollte oder dass das irgendjemandem gehört, der nicht möchte, dass man da campt. Und das passiert dir hier nicht. Es ist auch im Gegenteil so, das kam mir beim ersten Mal auch auf einem Roadtrip in Norwegen ein bisschen komisch vor, dass wir an der Straße stehen geblieben sind und Leute gefragt haben “Hey, sag mal, wo gibt's eine schöne Stelle? Da vorne, habe ich gesehen in meiner Karte, muss ein See sein. Weißt du, ob es da eine schöne Stelle zum Campen gibt?” Und die Norweger sagen dann “Oh ja, da fährst du da hinten rechts rum und da ist eine super schöne Stelle. Da müsst ihr unbedingt campen.” In Deutschland kenne ich das, wenn man Wildcampen will, dann muss man das immer ganz heimlich machen und darf sein Zelt erst abends im Dunkeln aufbauen. Aber das darf ich ja gar nicht erzählen, weil es ja in Deutschland verboten ist. Das ist halt so der Unterschied, dass das hier das ganz Normale ist und dass auch die Norweger selber das so schätzen. Die wertschätzen das, dass man die Natur nutzt und dass man sie eben auch wertschätzt und lieb hat und dass man sich mit der Natur beschäftigen und die Natur genießen will. Und die motivieren auch die Leute wirklich “Geht dahin! Nehmt euren Müll gefälligst mit, ganz wichtig, damit das Jedermannsrecht auch bleibt und wartet, bis das Feuer ausgeht, bevor ihr weitergeht”. Aber wenn man sich vernünftig verhält, kann man hier die Natur nutzen. Was man von so einer dichtbesiedelten Gegend wie Deutschland gar mehr so richtig gewöhnt ist.

Sebastian: Ja, das ist das Tolle an diesem Land und an der Mentalität der Menschen. Aber diese ganzen Abenteuer und Erlebnisse wie Kajak ausleihen usw., dafür sind die Preise schon hoch, oder?

Timo: Ja, leider.

Sebastian: Mein teuerstes Bier habe ich damals in Bergen getrunken für 12 €.

Timo: Hm ja, ich trinke grundsätzlich kein Bier in Norwegen.

Sebastian: Ja genau, øl heißt das ne?

Timo: Ja genau, øl.

Sebastian: øl ist Bier. Was kosten denn diese Aktivitäten so im Durchschnitt? Was kostet denn zum Beispiel Skifahren letzte Woche oder ein Kajak ausleihen oder eine Wanderung mit einem Guide?

Timo: Es wird einfach teuer. Das kann dann auch schnell mal schmerzhaft werden. So ein Skipass, was habe ich denn gezahlt letzte Woche? – 35 € für den Tag oder so.

Sebastian: Das ist günstiger als in Österreich.

Timo: Ist das so? Ja, das war auch nicht das populärste Skigebiet. Du gibst hier einfach Geld aus. Das kann man pauschal sagen. Wichtig ist, was ich immer den Leuten sage: Man darf sich von den Preisen nicht so erschrecken lassen. Man muss berechnen “Hey, ich bin hier in Norwegen und ich kann hier den ganzen geilen Scheiß machen”. Sparen kann man dann zum Beispiel – wie ich eben sagte, gerade wenn man im Sommer hier ist – an der Unterkunft. Du kannst hier, wenn du am besten mit einer Gruppe unterwegs bist, irgendwo eine Hütte mieten, wo es einen Holzofen gibt und da gehst du zum Pennen hin. Und den Rest der Zeit bist du draußen. Da kannst du richtig Kohle sparen. Ich bin hier immer der Meinung, du musst hier nicht in ein teures, schickes Hotel gehen, weil wenn du schlau bist, nutzt du das eh kaum oder sagst es am Ende des Tages sogar ab, wie du das auf deinem Trip gemacht hast. Das ist ein Sparfaktor, den man hier nutzen kann. Ansonsten: Trink kein Bier. Auch Zigaretten, Alkohol.. Das sind so Sachen, die solltest du hier einfach nicht tun, wenn du 10 € für ein Bier bezahlst. Selbst wenn du es im Supermarkt kaufst, kostet so ein Sixpack über 20 €. Das sind so Sachen, die sollte man sich hier einfach sparen. Vielleicht ein kleines 0,3er Bier. So eine Dose packe ich mir manchmal in meinen Rucksack als Gipfelbier, um es dann besonders zu genießen, aber wenn man hier auch auf einem Städtetrip ist, ich würde versuchen mir das zu sparen, dass du hier groß ausgehst mit Cocktails und sowas. Weil dann reißt das echt ein fettes Loch in deine Reisekasse, was du am nächsten Tag bereust, wenn du dir ein Kajak leihen willst, was das Geld dann wirklich noch viel mehr wert ist, meiner Meinung nach.

Sebastian: Das sehe ich ganz genauso wie du. Diese ganzen Luxusgüter, die kann man sich zu Hause leisten. Das sind eh nur Laster.

Timo: Ich bin ja kein Kostverächter, aber wenn ich einen Kneipenabend machen möchte oder wenn ich feiern gehen will, dann weiß ich: Dafür bist du am besten in Berlin zum Beispiel. Das muss ich nicht in Bergen machen. In Bergen habe ich eben sieben Hausberge vor der Tür und zwei Fjorde, die ich erkunden kann. Das sind Sachen, die sich hier deutlich mehr lohnen. Und dann muss man sich auch nicht den Urlaub dadurch verderben lassen, dass man in der Bar aufs Menü guckt und die ganze Zeit am Rumrechnen ist “Oh Gott, wie viel sind jetzt 100 norwegische Kronen – ach Scheiße, das sind 10 € fürs Bier, Mann!” Man lässt sich davon nur die Laune verderben. Man sollte da auf jeden Fall den Fokus ein bisschen von wegnehmen, wenn man hier ist.

Sebastian: Ja, absolut. Also, Bier in Berlin und in Bergen sollte man unbedingt auf den Markt gehen und die Shrimpsbrötchen, also die Krabbenbrötchen, probieren.

Timo: Ja, genau.

Sebastian: Die sind super lecker. Super! Du, ich könnte stundenlang über Norwegen reden. Ich muss auf jeden Fall wieder zurück, merke ich gerade. Lass‘ uns diese Folge abschließen mit einer letzten Frage: Welcher Moment in deiner Norwegenzeit ist dir besonders in Erinnerung geblieben?

Timo: Ich habe noch eine andere Nachtwanderung gemacht. Die ging zu Trolltunga. Die Trolltunga ist ein ähnlicher Spot wie der Preikestolen, nur noch viel weiter weg von der Zivilisation. Da läuft man echt so fünf, sechs Stunden hin. Und auch da bin ich zum Sonnenaufgang gewesen. Das war ein so ein Moment, der krass abgefahren war. Das ist so ein Felsen, der ist ungefähr zehn Meter lang und vielleicht fünf, sechs Meter dick und diese Zunge ragt über diese Landschaft. In der Nähe gibt es ja den Folgefonna, ein Gletscher, der da geleuchtet hat im Sonnenaufgang. Das war so ein Moment, aber wir haben das gerade angeschnitten, wenn man die Nordlichter sieht, dann denkt man jedes Mal wieder “Oh Mann!“, dass du das erleben darfst, das ist echt abgefahren. Es ist schwer, sich hier auf einen einzelnen Moment festzulegen. Man hat hier ständig diese Wow-Effekte.

Sebastian: Ja, das glaube ich. Ich muss auf jeden Fall nochmal zurück. Ich schaue schon nach Flügen. Timo, herzlichen Dank, dass du dir die Zeit genommen hast! Wirklich grandios. Das nächste Mal, wenn ich nach Norwegen komme, sage ich dir Bescheid. Dann komme ich in Bergen vorbei auf eine Wanderung und kein Bier.

Timo: Auf kein Bier, genau.

Sebastian: Vielen, vielen Dank!

Timo: Sehr gerne, das hat mir Spaß gemacht!

Sebastian: Dann wünsche ich dir jetzt noch einen ganz schönen Tag und eine tolle Wanderung später!

Timo: Ja, danke dir. Dir auch noch einen schönen Tag!

Sebastian: Bis bald, tschüss!

Timo: Bis bald. Wir sehen uns, ciao!

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Sebastian Canaves
Sebastian Canaves - Reise
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