Walking Safari Südafrika – Drei Tage Abenteuer im afrikanischen Busch!

walking safari südafrika auf deiner Weltreise

Du bist mitten drin. Mitten im afrikanischen Busch. Zu Fuß. Nur wenige Meter von einem riesigen Elefantenbullen entfernt. Vor dir läuft der Ranger und sein Assistent, beide haben ein Gewehr in der Hand. Du darfst kein Geräusch machen, musst Mucksmäuschen still sein. Der Wind dreht sich, der Elefant könnte dich riechen. Es wird brenzlig. Dein Herz pocht, Adrenalin rauscht durch deinen ganzen Körper und du vergisst schon fast zu atmen. Erst als du es wieder zum Jeep geschafft hast und der Elefant langsam davon läuft, fangen deine Muskeln an sich zu entspannen und du bist wieder in Sicherheit – ein intensiveres Erlebnis gibt es nicht!

Ich habe drei Tage lang eine Walking Safari in Südafrika gemacht und hatte gleich mehrere solcher Erlebnisse, die ich kaum in Worte fassen kann. Damit du eine Idee bekommst, wie so eine Walking Safari abläuft und was du dabei erlebst, versuche ich in den nächsten Zeilen von dieser krassen Erfahrung zu berichten.

Drei Tage Abenteuer im afrikanischen Busch!

Shamwari Game Reserve Explorer Camp – das Abenteuer beginnt!

Ich wollte schon immer einmal eine Safari machen und als mir Line erzählt hat, dass es in Südafrika die Möglichkeit gibt, eine Walking Safari zu machen, war sofort klar, dass wir das machen müssten – und das taten wir dann auch. Als Abschluss unseres Roadtrips entlang der Garden Route fuhren wir von Jeffreys Bay zum Shamwari Game Reserve, rund 70 Kilometer von Port Elizabeth entfernt, um hier ein Wochenende von Freitag bis Sonntag zu verbringen.

Kurz nach Port Elizabeth wandelte sich die Landschaft und auf einmal fuhren wir durch eine hügelige Savannenlandschaft, die sich ewig weit über den Horizont streckte. Zunächst noch auf der N2 Richtung Grahamstown unterwegs, folgten wir dem Schild “Eagles Crag Lodge” und bogen links von der Straße ab, auf einen staubigen Schotterweg. Aus den Boxen tönte “The Lions Sleep Tonight” und schon sahen wir die ersten Zebras und Springböcke friedlich neben uns grasen und umherziehen. Der Wahnsinn!

Nach ein paar weiteren Kilometern auf diesem Schotterweg kamen wir endlich am eigentlichen Eingangstor zum Reservat an und wurden mit diversen Schildern vor Löwen gewarnt. Nach einer Fahrt durch dichten Busch und einer kurzen, steilen Auffahrt, hatten wir unser erstes Ziel erreicht: die Lodge, in der wir unseren Ranger für die nächsten Tage das erste Mal treffen und kennen lernen sollten.

Aber es war nicht nur ein Ranger, sondern gleich zwei: Geran und sein Assistent, oder besser Auszubildender Ayman. Geran hatte bereits über 20 Jahre Erfahrung als Ranger, hatte ursprünglich Foto-Journalismus studiert und fand durch die Fotografie seine Berufung zum Ranger. Nach einem gemeinsam und richtig leckeren Mittagessen in der Lodge hieß es für uns alle Sachen in den Jeep zu packen und schon fuhren wir in unser neues Zuhause für die nächsten zwei Nächte: das Explorer Camp – eine Art Zeltlager mitten im Busch.

Tag 1 – Ankunft und erste Begegnung mit Elefanten

Schon auf dieser Fahrt trafen wir auf einen jungen Elefantenbullen, der nicht ganz wusste, wie er auf uns regieren sollte und sich anscheinend ein wenig gegen den Jeep behaupten wollte. Die Tiere sehen den Jeep nämlich wie ein großes Tier an und nicht immer ist das von Vorteil. Ich bin bereits wilden Elefanten in Sri Lanka und Thailand begegnet, aber noch nie zuvor bin ich einem wilden Elefanten so nah gekommen, wie bei dieser kurzen Fahrt von der Lodge ins Camp.

Denn anstatt rechts am Jeep vorbei zu gehen, wo wesentlich mehr Platz war, entschied sich dieser junge Bulle dazu, sich links am Jeep vorbei zu quetschen. Auf einmal liefen mehrere Tonnen grauer, dicker Haut nur wenige Meter an mir vorbei – so krass! Als er an uns vorbei war, drehte er sich noch ein paar mal um und schaute uns überlegend an. Ich bin ganz froh, dass er sich dann doch dazu entschied, weiter zu laufen. So einen jungen Elefantenbullen willst du einfach nicht gegen dein Jeep rennen sehen, am Ende hat er einfach mehr Kraft und Gewicht als jedes Auto, und da bringen auch die PS nichts, denn so ein Elefant kann ebenfalls richtig schnell werden…

Das Explorer Camp

Der Elefantenbulle zog also von dannen und wir fuhren weiter in Richtung Camp, auf ein paar Felsen zu. Auf einmal blieben wir mitten im Nichts stehen, stiegen aus dem Jeep und kletterten die Felsen hoch. Und da standen wir nun, auf einer kleinen Holzterrasse mit einem richtig genialen Blick auf das Umland. Weit und breit nur Savanne und Büsche, sonst nichts – einfach genial!

Zola, unser Camp Manager und Koch, begrüßte uns gleich mit einem erfrischenden Getränk und zeigte uns den Rest des Camps. Von der Terrasse ging es ein paar Treppenstufen runter, wo sich unsere Schlafzelte befanden sowie eine Toilette und eine Dusche unter freiem Himmel. Wenn du also mal aufs stille Örtchen musstest, hattest du dabei einen coolen Ausblick auf die Landschaft und musstest nicht auf eine Türklinke starren. Zudem gab es noch eine Art Lagerfeuer-Platz samt Zelt und kleiner Hütte, wo Getränke und Essen gelagert wurden. Richtig nett und gemütlich alles!

Im Zelt selbst hatten wir jeweils zwei kleine Einzelbetten, kleine Ablagen in Form von alten Holztruhen, einen Nachtisch sowie eine kleine Außenterrasse aus Holz mit eigener Toilette, Dusche und Waschbecken. Schon recht praktisch, wenn du in der Dunkelheit dann doch nicht den Weg zum eigentlichen Klo laufen willst, während du in der Ferne die Löwen brüllen hörst…

Die erste Wanderung

Nach der Führung durchs Camp haben wir noch ein wenig Zeit zum Relaxen bekommen und dann ging es auch schon los auf unsere erste, richtige Safari und Wanderung in den afrikanischen Busch! Wir waren kaum ein paar Minuten unterwegs und da hatte Line auch schon zwei Elefanten in der Ferne entdeckt – noch nicht einmal unsere beiden Ranger hatten diese gesehen. Geran und Ayman überlegten kurz und schon änderten wir den eigentlichen Plan und fuhren in Richtung der Elefanten.

Die Tiere befanden sich auf einer Art Hochebene und wir mussten uns ein wenig beeilen, um sie noch zu erreichen, bevor sie in einer der dicht bewachsenen Schluchten nach unten verschwinden würden. Das Gebiet der Shamwari Game Reserve kannst du dir wie eine Art Hügellandschaft vorstellen, die eben von einigen Schluchten durchzogen ist. Nur oben auf dem eigentlichen Hügel und auf weiten Flächen ist das Laufen sicher, denn in den Schluchten jagen Löwen und Geparden. Aber auch Nashörner leben in den Schluchten, denen du nicht unbedingt zu Fuß und auf kurzer Distanz begegnen möchtest.

Wir fuhren also zu dem Ort, an dem wir die Elefanten kurz vorher gesehen hatten, kamen dabei an einer kleinen Herde Zebras und Springböcken vorbei, trafen auf ein Warzenschwein und parkten den Jeep, um das erste Mal für eine Wanderung auszusteigen. Geran erklärte uns ein paar der Regeln und sagte uns, worauf zu achten sei: Wir sollten in einer geschlossenen Reihe hintereinander gehen, keinen großen Abstand halten, wenn möglich nicht oder nur leise reden und auf seine Befehle hören. Hebte er seine Hand, sollten wir stehen bleiben, winkte er schneller, sollten wir ihm eilig folgen. So weit, so gut. Los ging's!

Wir wussten nur ungefähr, wo sich die beiden Elefanten befinden könnten und wohlmöglich waren es sogar mehr als zwei. Das war auch das Spannendste: jederzeit und hinter jedem Busch hätte sich ein Elefant befinden können. Denn ob du es glaubst oder nicht, diese riesen Tiere können sich tatsächlich verstecken und sind nur schwer zu sehen. Mehrere Meter und mehrere Tonnen auf vier riesen Füßen verteilt sind im afrikanischen Busch fast unsichtbar.

Um die Elefanten zu finden lasen Geran und Ayman Spuren auf dem Boden und dabei stoßen wir auf eine Art größere Toilette eines schwarzen Nashorns. So wie es aussah, war dieses erst vor kurzen hier gewesen und so mussten wir nun auch Acht auf ein herumstreunendes Nashorn geben. Die Spannung stieg an, denn wir konnten das Nashorn richtig riechen. Dennoch gingen wir weiter, hielten immer wieder Ausschau nach Elefanten und sahen nichts als Büsche, Bäume und Gräser. Hier mal ein Käfer, da mal eine Spinne.

Hinter einigen Büschen mussten wir stehen bleiben und gemeinsam mit Ayman warten, bis Geran geschaut hatte, ob der Weg für uns auch sicher sei, und durften ihm dann erst folgen. Und auf einmal blieb Geran stehen, starrte in die Ferne und zeigte auf einen Busch. Und da war er: einer der beiden Elefanten, die wir zuvor aus dem Jeep gesehen hatten. Ich brauchte ein wenig, bis ich ihn wirklich sah, denn auch er versteckte sich gekonnt hinter einem Busch und ich konnte nur so gerade die Silhouette eines riesigen, grauen Hinterteils erkennen.

Wir gingen ein wenig weiter, immer so, dass der Wind in unsere Richtung wehte, damit der Elefant uns nicht riechen würde. Ayman sprach zwischendurch über sein Walkie-Talkie mit einem anderen Ranger, der sich auf der gegenüberliegenden Hügelseite der Schlucht in einem Jeep befand, und die Elefanten, denen wir auf der Spur waren, sehen konnte. Angeblich befand sich der zweite Elefant weiter links von uns. Wir liefen also zwischen zwei Elefanten.

Geran machte uns klar, dass diese Situation nicht gerade ungefährlich sei und mein Herz fing immer mehr an zu pumpen. Der eine Elefant döste weiterhin hinter dem Busch und sollte uns nicht riechen, während der andere plötzlich vor uns stehen könnte. Wir durften nicht reden, achteten die ganze Zeit auf den Wind und liefen vorsichtig durch die Buschlandschaft. Und dann war er vor uns: der zweite Elefant. Rund 30 Meter entfernt fraß er und schnappte mit seinem Rüssel gemütlich nach grünen Blättern.

Der Wind wechselt schon wieder und wir mussten uns hinter einem Busch verstecken, damit der zweite Elefant uns nicht sehen würde, falls unser Geruch in seine Richtung wehte. Geran erzählte uns, dass dieser Elefantenbulle gerade in Paarungsstimmung und vollgepumpt mit Testosteron sei. Das konnte er an den Sekreten, die hinterm Auge aus der Haut kamen, erkennen. Dementsprechend war mit diesem Bullen nicht zu spaßen, denn seine Gemütlichkeit könnte schnell in pure Aggression umschlagen – was wir auf keinen Fall erleben wollten.

Wir hörten ein tiefes Brummen – der Elefant rief nach dem anderen Elefanten, denn es war Zeit, runter in die Schlucht zu gehen. Wir hatten also den einen, mit Testosteron vollgepumpten Bullen vor uns, der uns weder riechen noch sehen sollte, und von hinten kam langsam der andere Elefantenbulle auf uns zu. Keine wirklich entspannte Situation. Dazu kam noch, dass es bereits 6 Uhr abends war und die Dämmerung langsam einsetze – wir mussten also bald zurück zum Jeep und ins Camp. Die Frage war nur, wie.

Wir schlichen uns langsam zurück zum ersten Elefanten, denn laut Geran sollte dieser weniger aggressiv sein und stelle somit “das kleinere der beiden Übel” da. Ähm, ja. Uns so pochte mein Herz noch schneller, mein Atem stockte und ich war voller Adrenalin. Wir trafen wieder auf den ersten Elefanten, der sich nun in Richtung des anderen Bullen machte und direkt auf uns zu lief. Ein Busch musste wieder mal als Versteck herhalten und wir schlichen uns behutsam in einem großen Bogen vom Elefanten weg, sodass dieser uns nicht bemerkte.

Es half aber alles nichts, denn wir mussten zurück zum Jeep. Nach ein paar Minuten und einer gefühlten Ewigkeit des Wartens machten wir uns also zurück auf den Weg zum Jeep, langsam und immer bedacht. Als wir der Stelle, wo wir den Jeep geparkt hatten, näher kamen, sahen wir den zweiten Elefantenbullen direkt neben unserem Jeep stehen. Er hatte uns gerochen und lief unruhig um den Jeep herum.

Sollten wir je in den Jeep zurück kommen können? Es sah nicht danach aus.

Von hinten näherte sich gemächlich der andere Elefantenbulle und wir saßen in der Zwickmühle.

Nun begann das Spiel. Immer wenn sich der Testosteron-Bulle ein paar Meter vom Jeep weg bewegte, zogen wir nach. Schritt für Schritt. Langsam aber sicher. Diese Spiel zog sich über 20 Minuten und immer wieder mussten wir uns hinter Büschen verstecken, ganz dicht hinter einander laufen und durften keinen Ton von uns geben.

Dann hatten wir den letzten Busch erreicht. Hinter diesem befand sich unser Jeep und ein paar Büsche weiter der Elefantenbulle. Als er sich kurz umdrehte und ein paar Schritte von uns weg machte, ergriffen wir die Chance, duckten uns runter auf den Boden und schlichen eilig zum Jeep – wir hatten es geschafft! Wir saßen wieder im “sicheren” Jeep.

Der Elefantenbulle drehte sich um, schaute uns an und lief auf den Jeep zu. Wir stockten den Atem. Er betrachtete uns, drehte sich dann aber wieder um und zog langsam von dannen. Dafür stand auf einmal der erste, weniger gefährliche Bulle links neben uns und lief langsam vor unserem Jeep vorbei. Gemeinsam streiften die beiden Elefantenbullen weiter durch die Buschlandschaft und verschwanden wieder langsam wie schier unsichtbare Wesen.

Dieses Erlebnis war so intensiv, dass ich noch heute Gänsehaut und Herzklopfen bekomme, wenn ich nur daran denke. Einfach unglaublich!

Lagerfeuer und Braai

Wieder im Camp angekommen, begrüßte uns ein wärmendes Lagerfeuer und der Geruch nach leckerem Grill-Fleisch. Wir verschwanden kurz in unseren Zelten, zogen uns um, machten es uns ums Feuer in typischen Camping-Stühlen und mit einem Glas Wein und typisch südafrikanischem Braai, eine Art Barbecue, gemütlich und sprachen über das gerade Erlebte. Was gibt es besseres?

Später, aber noch recht früh, ging es für uns alle ins Bett. Denn am nächsten Morgen sollten wir schon um 5 Uhr für ein neues Abenteuer geweckt werden.

Tag 2 – Angriff eines wütenden Nashorns

Gegen kurz nach 5 hörten wir die ersten Schritte durchs Camp laufen und wurden bald mit einer Kanne Tee und ein paar Keksen geweckt. Für mich war es ungewohnt, mal nicht vom Wecker meines iPhones geweckt zu werden, sondern von ungewohnten Geräuschen und der Stimme eines Rangers. Normalerweise drücken wir auch gerne mal die Snooze-Taste und dösen noch ein wenig weiter, bevor wir wirklich aufstehen. Nicht aber auf Walking Safari im Camp. Diesmal waren wir direkt auf und voller Abenteuerlust!

Um 5:30 Uhr saßen wir alle im Jeep und waren bereit für neue, abenteuerliche Begegnungen. Und diese sollten nicht lange auf sich warten lassen: Bereits nach ein paar Minuten Fahrt, als wir in eine kleine Schlucht reinfuhren, sahen wir ein schwarzes Nashorn direkt vor uns. Dieses war wohl genauso überrascht von dem Zusammenstoß am frühen Morgen wie wir und rannte schnurstracks auf uns zu. Und wie bereits erwähnt, ist mit einem in Rage geratenen, aggressiven, schwarzen Nashorn nicht zu spaßen.

Nur wenige Meter bevor es in unseren Jeep gerannt wäre fing Geran laut an zu schreien, hob seine Arme und konnte das Nashorn so noch in letzter Sekunde davon abhalten mit seinem Horn direkt in unseren Jeep zu knallen und mich davon, mir in die Hosen zu pinkeln. Man, war das krass!

Das Nashorn verschwand wieder im Dickicht und wir fuhren weiter durch das Reservat, vorbei an Zebras, Springböcken, Impalas, Kudus und Warzenschweinen mit ihren Jungen. Vor uns eröffnete sich eine Art offene Steppenlandschaft auf der mehrere Herden friedlich neben einander herzogen und grasten. Wir fuhren weiter und auf einmal sahen wir eine Giraffe, dann zwei, dann drei, dann vier…und dann gleich an die 20.

Sobald du einmal eine Giraffe entdeckst, entdeckst du gleich ganz viele. Und diese großen Tiere sind wirklich witzig! Giraffen sind nämlich super neugierig und starren dich immer an, gucken was du machst und verfolgen deine Bewegungen. Irgendwie richtig süß. Leider sterben die meisten Giraffen wohl aber auch, eben weil sie so neugierig sind.

Zwei Giraffenbullen kämpften sogar mit einander, um die Hierarchien zu klären. Das einmal real zu sehen, ist wirklich beeindruckend! Da hauen sich zwei meterhohe Tiere ihre ellenlangen Hälse und Köpfe mit Höckern in einander, sehen dabei aber immer noch total friedlich aus. Dieses Spektakel dauerte mehrere Minuten bis die beiden auseinander gingen.

Wir fuhren weiter, um ein ganz besonderes Tier zu finden, auf das wir dann auch trafen: ein Gepard. Diese Tiere sind wirklich unglaublich schön und ich finde es einfach nur krass, dass sie bis zu 120 km/h schnell rennen können. Der Gepard, auf den wir trafen, bewegte sich aber keinen Meter und lag im Schatten eines Busches. Wir beobachten ihnen für längere Zeit und ließen ihn dann wieder allein.

Zurück in der Nähe der Giraffen parkten wir wieder den Jeep und machten uns auf eine erneute Wanderung. Geran hatte ein Giraffen-Weibchen ein wenig beobachtet und vermutete, dass nicht weit von ihr Giraffen-Babys sein müssten. Und er hatte Recht: Nach ein paar Metern zu Fuß guckten erst zwei, dann vier kleine Giraffen-Köpfe aus einem Busch hervor und starrten uns neugierig an.

Wir gingen langsam an ihnen vorbei und nach und nach kamen alle komplett aus dem Busch hervor, um zu schauen wer, oder wohl besser was wir sind. Richtig süß! Wir liefen rund eine halbe Stunde an den Kleinen und ein paar weiteren Giraffen vorbei, bis es wieder zurück in den Jeep ging. Auch ein paar Warzenschweine und Zebras begegneten wir während dieser Wanderung und zu Fuß ist es nochmals ein ganz anderes Erlebnis, auf diese Tiere zu stoßen, als von einem Jeep aus. Einfach der Wahnsinn!

Gegen 10 Uhr waren wir wieder zurück im Camp und es war Zeit für ein richtiges Frühstück: Rührei, Speck, Tomaten, Pilze, Paprika, Pesto, Toast, Marmelade und O-Saft – genau das Richtige für mich nach so einem ereignisreichen Morgen!

Da wir uns der Mittagszeit und damit der Hitze näherten, und weil wir alle ein wenig müde waren, verschwanden wir alle nach dem Frühstück in unseren Zelten und machten ein Nickerchen oder lasen. Ich bin es ehrlich gesagt kaum mehr gewohnt, einfach mal nichts zu machen, lag mich aber ebenfalls hin und schlief auch gleich ein. All die Eindrücke und das frühe Aufstehen hinterließen wohl doch ihre Spuren…und ich schlief auch gleich ein paar Stunden durch!

Auf der Suche nach Löwen

Nach einer erfrischenden Dusche unter kaltem Wasser im Freien war es wieder Zeit fürs Essen. Gegen 15 Uhr gab es nochmals Brot mit Käse und Aufschnitt und um 17 Uhr machten wir uns wieder auf für eine neue Safari-Tour, diesmal mit dem Ziel, Löwen zu entdecken! Der Grund, warum wir erst so spät losfuhren, war schlichtweg die Hitze. Im Januar herrscht in Südafrika Hochsommer und an diesem Tag waren es um die 35 Grad.

Wir fuhren also los in eine der schönsten Schluchten des Reservats und begaben uns auf die Suche nach Löwen. Stattdessen trafen wir aber erst einmal auf eine große Landschildkröte und wurden dann von einem wirklich schönen Elefantenbullen überrascht. Während wir alle auf die im Vergleich dann doch eher kleine Schildkröte starrten, schaute dieser auf einmal um die Ecke aus dem Busch hervor. Langsam ging er vor uns vorbei und zu einem kleinen Wasserloch, das sich direkt neben unserem Jeep befand, um dort zu trinken. Wir schauten ihm ein wenig dabei zu, bis er wieder an uns vorbei lief, kurz stehen blieb und direkt vor uns seinen Rüssel hob, und dann wieder ganz leise im Dickicht der Büsche verschwand.

Die Schildkröte hatte in der Zwischenzeit natürlich auch schon einen leisen Abgang gemacht. Ganz unbemerkt.

Wir fuhren weiter und begegnen diesmal nicht nur einem, sondern gleich einer ganzen Herde Elefanten, mit mehreren Kühen und Kälbern. Auch ein paar Jungbullen waren anwesend und alle aßen sie friedlich nebeneinander.

Du hast wirklich kaum etwas von ihnen gehört, außer das Krachen der Äste und Büsche.

Line und ich saßen hinten im Jeep und wir alle schauten den Elefanten und vor allem den süßen Baby vor uns zu, als sich Line umdrehte und auf einmal ein riesigen Elefantenbulle auf uns zu kam. So einen großen Elefanten hatte ich wirklich noch nie zuvor gesehen und er lief direkt auf uns zu, denn er wollte zu der Elefantendame, die vor unserem Jeep stand.

Wir waren schlichtweg im Weg. Und zwar so richtig.

Geran versuchte den Wagen weiter vorne ins Gebüsch zu fahren, um für den Bullen Platz zu machen. Leider erfolglos. Nach kurzem Überlegen legte er den Rückwärtsgang ein und fuhr direkt auf den großen Bullen zu. Line und ich schauten uns an und wir konnten beide die Angst im Gesicht des anderen sehen.

Was, wenn das den Elefantenbullen nur provoziert? Was, wenn dieser Riese wütend wird und auf uns zu rennt?

Auch dieser Bulle war in Paarungsstimmung und protze nur so vor Männlichkeit.

Zum Glück blieb der Buller aber ruhig und wir konnten seitlich nach hinten in den Busch ausweichen, um ihm endlich Platz zu machen. Friedlich lief er an uns vorbei und weiter zur Elefanten-Dame. Schon wieder so ein krasser Moment!

Nach diesem Erlebnis fuhren wir weiter durch richtig schöne Schluchten und Täler, vorbei an Giraffen und Zebras, bis wir auf einer weiten, etwas höher gelegenen Ebene endlich auf Löwen trafen! Ein Männchen mit seinem Weibchen und etwas weiter weg und gut versteckt noch ein weiteres Weibchen.

Es ist unglaublich, welche Ruhe diese Tiere ausstrahlen und wie friedlich sie doch eigentlich aussehen. Wir beobachten die drei Löwen eine Weile und machten uns dann zum Sonnenuntergang zurück auf den Weg ins Camp. Der Sonnenuntergang war wie schon am Tag zuvor einfach nur genial, der ganze Himmel erstrahle in rot-lila-orangenen Tönen und am Horizont liefen Giraffen entlang – ein Wahnsinns-Bild!

Als wir wieder am Camp ankamen, fing es leicht an zu regnen. Der erste Regen seit Oktober und dringend gebraucht. Diesmal aßen wir im Zelt zu Abend und es gab einen wirklich super leckeren Rinder-Eintopf, der fast wie Gulasch schmeckte. Dazu gab es Pap, traditioneller, südafrikanischer Maisbrei, und Salat.

Nach dem Essen schlichen wir uns wieder alle in unsere Zelte und schliefen bei starkem Regen und Gewitter ein.

Tag 3 – Vom Brüllen der Löwen aufwachen

Am nächsten Morgen wurden wir vom Gebrüll vorbeiziehender Löwen geweckt und auch diesmal startete unser Tag gegen halb 6 in der Frühe. Nach einer Tasse Tee und ein wenig Gebäck machten wir uns auf zu unsere letzten Safari. Noch einmal trafen wir auf Giraffen und Löwen, auf Zebras und Springböcke, auf Warzenschweine und Schildkröten, auf Jackale und große Käfer.

Wir machten eine letze Wanderung über eine große, freie Fläche und erfuhren noch ein wenig mehr über die Pflanzen und Insekten der Region. Mich fasziniert es immer wieder, was die Natur so hervorzaubert und wie sich Tiere und Pflanzen gleichermaßen an ihre Umwelt anpassen.

Zum Frühstück waren wir wieder zurück, es gab ein leckeres Omelett und dann hieß es auch leider schon die Rucksäcke packen und sich von unserem Camp Manager und Koch Zola sowie von unserem zweiten Ranger Ayman zu verabschieden. Wir setzen uns ein letztes mal in den Jeep und fuhren vom Camp zurück zur Lodge, wo unser, auf einmal überhaupt nicht mehr abenteuerlich aussehender Nissan Qashqai auf uns wartete, um uns zurück in die Zivilisation zu bringen.

Aus den Boxen ertönte noch einmal “The Lions Sleep Tonight” und mit einem glücklichen Grinsen und jeder Menge Geschichten im Kopf bog ich von der Schotterstraße zurück auf die N2 in Richtung Port Elizabeth ab.

Mehr Informationen über die Walking Safari

Das Explorer Camp findet nur in den Sommermonaten statt, jeweils von Freitag- bis Sonntagmittag. Du übernachtest in einfachen Zelten und Einzelbetten, dafür aber mitten in der Natur und unterm Sternenhimmel. Insgesamt befinden sich 4 Zelte im Camp, drei für Gäste und eins für die Ranger. Es können also maximal nur 6 weitere Abenteuerlustige an dieser Walking Safari teilnehmen.

Die zwei Übernachtungen samt allen Ausflügen und Wanderungen sowie allen Mahlzeiten und Getränken kostet rund 680,- Euro pro Person im Doppelzelt. Ich kann dir diese Walking Safari wirklich nur empfehlen – sie war eine meiner bisher intensivsten Erfahrungen, besonders die Begegnungen mit den Elefanten!

Außerdem lässt sie sich gut im Anschluss eines Roadtrips entlang der Garden Route machen. Alternativ kannst du auch eine Safari im Gondwana Game Reserve machen. Allerdings verlässt du den Jeep hier nicht, schläfst in ganz gewöhnlichen Lodges und bist nicht ganz so abenteuerlich unterwegs wie beim Explorer Camp der Shamwari Game Reserve.

Mehr Informationen und die Möglichkeit zur Buchung findest du hier!

Hast du schon einmal eine Walking Safari gemacht und wenn ja, welche Geschichten kannst du erzählen? Und wenn nicht, könntest du dir vorstellen, mal eine zu machen?

Sebastian Canaves
Sebastian Canaves - Reise
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8 Kommentare

  1. Oh mein Gott – wie grossartig!
    Ich wollte schon immer eine Safari in Afrika machen und dachte, man könnte das nur ständig im Jeep und aus sicherer Entfernung machen. Jetzt weiss ich es besser.
    Es ist auf jeden Fall auf der Todo Liste!
    Grüsse, Igor

    1. Bei einer Walking Safari hast du quasi beide Versionen, also die Jeep-Safari und die Walking-Safari in einem! Besser geht’s nicht! 😀

  2. Das klingt wirklich hervorragend. Ich vermute aber mal, dass man diese Tour wirklich lange im Voraus planen muss, oder? In dem Artikel hier hört es sich aber so an, als könnte man das mal eben so an die Garden Route „andocken“.

  3. Oh maaan, wie toll ist das denn? Ich schmelze gerade beim Anblick des kleinen Elefanten <3
    Hab deinen Artikel mal in meiner Bucket List verlinkt, der ist wirklich toll geworden 🙂
    Schöne Grüße,
    Caro

  4. Ich habe auch mal eine Walking Safari in Süd Afrika gemacht und kann die wirklich jedem empfehlen, der gerne wandert. Ausgehend von Port Elizabeth fuhren wir zuerst durch eine hügelige Savannenlandschaft. Der Horizont streckte sich ewig. Von der N2 in Richtung Grahamstown wurden wir dann auf einem staubigen Schotterweg abgesetzt. Es dauerte keine halbe Stunde und schon sahen wir die ersten Zebras und Springböcke friedlich neben uns grasen und umherziehen. Das war der absolute Wahnsinn. Die Ranger schienen sich sehr gut auszukennen, was die Gefahr einem Raubtier zu begegnen, minimalisierte. Ein Jeep war jedoch immer in unmittelbarer nähe. 🙂
    Lieben Gruß
    Kevin

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